Selbstführung – so präsent wie selten zuvor
In den letzten Jahren haben wir gelernt, dass die Arbeitswelt von einem ständigen Wandel geprägt ist und Arbeit sich neu definieren muss. Selbstführung ist dabei unser innerer Erfolgskompass, mit dem wir unser Leben und unsere Arbeit navigieren. Gerade in der Zeit nach großen gesellschaftlichen Veränderungen ist Selbstführung so präsent wie selten zuvor. Flexibles Arbeiten von zuhause aus und das Lernen mit neuen Methoden zeigen ganz unterschiedliche Auswirkungen. Was sie alle gemeinsam haben? Das Erreichen persönlicher Ziele und die Fähigkeit, strukturiert zu arbeiten oder zu lernen, ohne vorgegebene Abläufe und externe Kontrolle. Diese Fähigkeiten mussten erlernt werden und sind ein entscheidendes Werkzeug in diesem Zusammenhang.
Selbstführung heißt Klarheit über die eigenen Arbeits- und Lebensziele zu erlangen
Mit dem Konstrukt der Selbstführung versuchen Forscher:innen seit einiger Zeit die Möglichkeiten gezielter Steuerung, Kontrolle und Gestaltung psychischer Prozesse zu erforschen und zu erklären. Sie zeigen auf, wie Menschen Resultate erzielen können, ihre Ressourcen nutzen und die eigene Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Umsetzung von Zielen und Projekten zu erhöhen. Menschen die sich selbst führen können, denken und handeln eigenverantwortlich und sind dabei in der Lage in Zeiten tiefgreifender Veränderungen intuitiv richtig zu handeln. Sie bewahren innere Ruhe, Selbstvertrauen und erhalten Klarheit über die eigenen Potenziale sowie ihre Arbeits- und Lebensziele.
Nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen
Oftmals wird der Begriff der Selbstführung mit Zeitmanagement assoziiert. Zeitmanagement ist natürlich ein Aspekt – aber Selbstführung ist mehr. Es versetzt uns in die Lage, die eigenen Ressourcen zu kennen und diese zu aktivieren. Also buchstäblich aufzustehen und auch bei Rückschlägen die eigene Motivation nicht zu verlieren.
Die 7 Strategien der Selbstführung
Das Modell der Selbstführung unterscheidet vier wesentliche Dimensionen mit sieben Strategien, die für erfolgreiche Selbstführungskompetenz verantwortlich sind.
Strategie 1: Denkmuster durchbrechen und Ziele setzen
Ziele beinhalten, was uns persönlich wichtig ist. Ziele zu setzen bedeutet, innere Klarheit über die eigenen Bedürfnisse zu erlangen und diese bei der Auswahl der selbst gesteckten Ziele wiederum auch zu berücksichtigen. Wer sich Ziele setzen kann, lenkt sein Handeln in strukturierte Bahnen und löst damit die innere Bereitschaft aus, fokussiert zu bleiben und überwindet Hindernisse auf dem Weg zur Zielerreichung. Das klingt leicht und bedeutet doch gleichzeitig, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sie kennen das? Wer sich Ziele setzt, die motivieren und nach dem wahren Grund für sein Handeln sucht, also die Frage nach dem „Warum“ beantworten kann, wird erfolgreicher sein.
Strategie 2: Die eigene Willenskraft aktivieren
Unsere Willenskraft ist in der Lage, unsere mentalen Ressourcen zu mobilisieren. Wenn wir es schaffen, ein motivationsförderndes Denken zu entwickeln – und die automatisch auftretenden negativen Gedankenmuster auf dem Weg zur Zielerreichung nachhaltig zu verändern – überwinden wir innere Blockaden und äußere Widerstände.
Strategie 3: Die eigene Motivation steuern
Vielfach erleben Menschen Situationen bei der Arbeit, in denen ihre Verhaltensweisen durch äußere Faktoren, wie bspw. Belohnung oder Druck angetrieben werden. Die entscheidende Frage ist, wie entsteht Motivation und was veranlasst Mitarbeiter, ihre vollumfängliche Leistungsfähigkeit auch tatsächlich abzurufen? Die Forscher:innen sind sich darin einig, dass wir motiviert sind, wenn wir unseren Job mögen und die Sinnhaftigkeit unserer Tätigkeit gegeben ist. Was können wir tun, wenn die in uns gesetzten Anforderungen nicht mit unseren eigenen Bedürfnissen übereinstimmen? Finden Sie einen motivierenden Aspekt Ihrer Arbeit. Die eigene Motivation zu steuern, heißt, die Quellen unsere Eigenmotivation zu kennen und die Antriebskräfte so zu beeinflussen, dass die Belohnung in der Arbeit selbst und weniger im Äußeren gesucht wird.
Strategie 4: Die eigenen Emotionen regulieren
Sie kennen das wahrscheinlich: Das Wissen, wie es sich anfühlt, wenn unser Ziel erreicht wird, verleiht uns Kraft. Unsere Emotionen sind unser wichtigster Treibstoff für Erfolg und Misserfolg, Freude oder Enttäuschung. Emotionen zu regulieren ist die Fähigkeit, innere Blockaden durch bewusste Kontrolle und Beeinflussung von Emotionen zu überwinden. Das klappt natürlich nicht immer wie gewünscht. Aber lassen Sie sich die Kraft der positiven Emotionen nicht entgehen und nutzen Sie den Einfluss, bspw. Ihrer Körperhaltung, Mimik und Gestik.
Strategie 5: Das eigene Umfeld gestalten
Erwartungsdruck und die Anforderungen, die von außen auf eine Person einwirken, führen oft dazu, dass sie auf Zuruf von außen reagiert und versucht, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Das dabei entstehende Ursache-Wirkungs-Prinzip wird selten hinterfragt und wir belassen alles lieber beim Alten, als eine Chance auf Veränderung bewusst zu nutzen. STOP! Entwickeln Sie Ihre Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen und Ihr persönliches Arbeitsumfeld selbstverantwortlich so zu gestalten, dass es besser zu Ihren eigenen Vorstellungen passt. So entfaltet sich Selbstführung leichter in einem Umfeld, in dem Sie individuelle Gestaltungsspielräume besitzen und diese entsprechend beeinflussen können.
Strategie 6: Das eigene Verhalten anpassen
Das eigene Verhalten anzupassen erfordert eine gute Selbstbeobachtung. Verhaltensgewohnheiten zu verändern, kann nur mit Disziplin und Ausdauer erreicht werden. Wir müssen die eigene Komfortzone verlassen und aktiv werden. Manchmal ist ein Ziel nicht erreichbar, weil der altbewährte Weg nicht zur neuen Situation passt. Daher lohnt sich die bewusste Analyse und die Reflexion von Handlungsalternativen.
Strategie 7: Die eigene Energie managen
Diese Strategie befasst sich mit der bewussten Verbesserung der eigenen Vitalität und beinhaltet Achtsamkeit für den eigenen Körper. Gerade in der aktuellen Zeit ist es wichtiger denn je, mit dem eigenen Energiehaushalt und dem der Mitmenschen bewusst umzugehen und Veränderungen positiv zu begleiten. Selbstführung heißt in diesem Kontext, innere Widerstände zu überwinden und psychische Kräfte zu mobilisieren. Das fällt uns leichter, wenn wir im Rahmen der eigenen Möglichkeiten körperlich fit und leistungsfähig sind. Der vom römischen Dichter Juvenal (60-140 n.Chr.) vor fast 2000 Jahren getätigte Spruch „Mens sana in corpore sano“ („In einem gesunden Körper wohnt doch ein gesunder Geist“) enthält Wahrheit, wie Forscher:innen in der Verbindung aus körperlicher und geistiger Fitness herausgefunden haben. Routinen für Bewegung, Ernährung und Entspannung erhöhen unsere Fähigkeit, körperliche und physiologische Ressourcen zur Steigerung unserer mentalen Leistungsfähigkeit aktiv zu nutzen.
Fazit
Selbstführung wird immer wichtiger und betrifft uns alle, denn jeder führt sich (meist unbewusst) bereits auf seine eigene Art und Weise. Mit den „7 Strategien der Selbstführung“ sind wir in der Lage diesen Prozess von unbewusstem und intuitivem Handeln hin zu einem bewussten und reflektierten Handeln zu führen. Nutzen Sie Ihren inneren Kompass und finden Sie heraus, was Ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Dies wird Ihnen helfen, die immer komplexer werdenden Anforderungen von Arbeits- und Privatleben gelassener und souveräner zu begegnen.