Die Fähigkeit, die eigene Persönlichkeit zu reflektieren und sich kontinuierlich weiter zu entwickeln, war noch nie so wichtig wie heute: Nur so sind wir in der Lage, flexibel auf die vielfältigen Herausforderungen des (beruflichen) Alltags reagieren zu können. Ein mächtiges und dennoch stark unterschätztes Hilfsmittel, um den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung voranzutreiben, ist konstruktives Feedback. Denn nur wer weiß, wie er von seinen Mitmenschen wahrgenommen wird, hat die Chance dazuzulernen und sein Verhalten entsprechend anzupassen.
Feedback: Ein unterschätztes Tool
Feedback kann für uns und unsere persönliche Entwicklung auf vielen Ebenen von unschätzbarem Wert sein. Unter anderem fördert es erwiesenermaßen Leistungsbereitschaft, Produktivität und Kreativität, wenn unserem Verhalten oder unseren Leistungen der Spiegel vorgehalten wird. Zudem beugt konstruktive Rückmeldung Missverständnissen und Konflikten vor. Viele gute Gründe also, eine gute Feedbackkultur zu pflegen – sowohl auf beruflicher als auch auf privater Ebene. Aber warum gehen wir dann so sparsam mit gezielter Rückmeldung um? Ein Grund dafür ist, dass Feedback ein schlechtes Image hat, da es oftmals mit Kritik gleichgesetzt wird. Dabei sollte es vielmehr als Chance verstanden werden, zu erfahren, was unser Gegenüber wirklich denkt, fühlt und sich wünscht. Das macht Feedback zu einer großartigen Gelegenheit, um voneinander – beziehungsweise miteinander – zu lernen und zu wachsen.
Das Johari Fenster: Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung
Vor allem gibt uns Feedback aber die Möglichkeit, Selbst- und Fremdwahrnehmung miteinander abzugleichen. Eine wertvolle Chance, denn es liegt in der Natur des Menschen, dass Selbst- und Fremdbild niemals miteinander übereinstimmen. Besonders gut lassen sich diese Unstimmigkeiten mit dem sogenannten „Johari Fenster“, einem bewährten Analyse- und Feedback-Tool, veranschaulichen. Es basiert auf der Theorie, dass die zwischenmenschliche Kommunikation immer einfacher und besser wird, je mehr sich Fremd- und Selbstbild annähern. Das „Johari Fenster” unterteilt unsere Persönlichkeit in folgende vier Bereiche:
- „Mein Geheimnis” (mir bekannt, anderen unbekannt)
- „Öffentlich” (mir bekannt, anderen bekannt)
- „Unentdeckt” (mir unbekannt, anderen unbekannt)
- „Blinder Fleck” (mir unbekannt, anderen bekannt)
Auf diesem Weg stellt die Methode Selbst- und Fremdwahrnehmung gegenüber, wodurch insbesondere unbewusste Denk- und Verhaltensweisen, die „blinden Flecken”, entlarvt werden. Speziell in Bezug auf die Arbeit im Team kann das „Johari Fenster” helfen, die Kommunikation zu verbessern und das gegenseitige Verständnis zu fördern.
Stärken und Potenziale erkennen: Feedback als Sprungbrett zu mehr Selbstbewusstsein
Ohne Rückmeldung erhalten wir also keine oder nur unzureichende, subjektiv-verzerrte Informationen zu unserem Verhalten und unserer Leistung: Arbeiten wir effizient und zielführend? Werden wir als produktiv und sozial kompetent wahrgenommen? Sollte dies nicht der Fall sein, gibt uns Feedback die Möglichkeit zur Selbstreflexion und der anschließenden Verhaltensanpassung. Gleichzeitig schärft regelmäßiges Feedback unsere Selbstwahrnehmung, wodurch wir in der Lage sind, bislang unbekannte Potenziale und Stärken zu erkennen und zu fördern. So gelangen wir zu mehr Selbstbewusstsein, was wiederum einen positiven Effekt auf unsere Außenwirkung hat, da wir souveräner auftreten. Hier schließt sich der Kreis und der positive Effekt von Feedback auf die Persönlichkeitsentwicklung wird deutlich spürbar.