Herrmann Hesse sagte einst: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Schön wär´s! Denn manchmal wohnt ihm auch ein Grauen inne. Und um etwas konkreter zu werden: Gelungene Starts in ein Training in Form von interaktiven und kreativen Kennenlern-Methoden gibt es häufig. Nicht mehr ganz so einfach ist es aber, wenn es um motivierende Einstiege in die inhaltlichen Sequenzen eines (Fach-)Trainings geht. Jeder Einstieg in einen neuen Themenkomplex in einem (Fach-)Training entscheidet stark darüber, inwieweit die Trainingteilnehmer:innen Interesse an der Thematik aufbringen und damit gerne und konzentriert die Inhalte aufnehmen und verinnerlichen.
Einen interessanten Einstieg in eine Inhaltssequenz zu gestalten, fällt allerdings nicht jedem:r (Fach-)Trainer:in leicht. Woran liegt dies und wie können es Trainer:innen möglicherweise noch besser machen als bisher?
Streichen Sie alte (und ggf. schlechte) sprachliche Modelle und überprüfen Sie Ihr eigenes Mindset!
Möglicherweise sind sie auch Ihnen schon in den verschiedenen Lernkontexten begegnet: Demotivierende einleitende Sätze. Ein Klassiker in Schulen, Hochschulen und Erwachsenenbildung ist der Satz: „Heute haben wir ein trockenes Thema.“ oder alternativ: „Heute haben wir ein schwieriges Thema.“ Sagen Sie jetzt nicht: „Das passiert doch heutzutage nicht mehr.“ In meiner Praxis als Ausbildungstrainer für Trainer:innen und Methodencoach habe ich dies oder ähnliches vielfach erlebt. Und die Crux ist: Je mehr ein:e Trainer:in an diese Sätze glaubt, desto eher können sie ihm:r auch über die Lippen rutschen.
Allein sprachliche Kosmetik reicht da manchmal nicht aus. Oft geht es um innere Haltungen.
Ich hatte einmal in einem Train-the-Trainer-Seminar eine Teilnehmerin, die buchhalterische Themen vermittelte. Sie hatte einen interessanten Glaubenssatz: „Es gibt kein spannenderes Thema als Buchhaltung.“ So sprang der Funke der Begeisterung für ihre Thematik durch ihre motivierende Art und durch ihren positiven Bezug zum Thema bei dem einen oder der anderen Trainingsteilnehmer:in direkt über. Und sei es allein durch die Irritation, die durch diesen für viele eher außergewöhnlichen Glaubenssatz entstand.
Motivieren Sie bei vermeintlich trockenen Themen durch attraktive Einstiege in neue inhaltliche Sequenzen
Was aber, wenn Sie an den Glaubenssatz der Buchhaltungstrainerin nicht so ganz glauben können? Dann bleibt u. a. immer noch der Weg, ein für Sie „trockenes“ Thema dadurch interessant zu machen, dass Sie Methoden einsetzen, an denen Sie selbst auch als Teilnehmer:in Freude haben würden. Und die Sie auch gerne als Trainer:in einsetzen und moderieren. Auch so kann der Funke überspringen – auf Sie und Ihre Teilnehmer:innen.
- Dazu verhelfen zunächst zwei einfache Schritte:
- Definieren Sie für den Einstieg in einen neuen Themenkomplex zunächst ein überschaubares und klar definiertes Lernziel.
- Überlegen Sie dann, mit welcher Methode Sie die Teilnehmer:innen auch emotional für das Thema interessieren können.
Ein Beispiel:
Kontext: Biologieunterricht oder Stressmanagement-Seminar
Lernziel: Die Teilnehmer:innen erkennen, dass Stress ein biologischer Automatismus ist und dass natürlicherweise Phasen von Anspannung und Entspannung abwechseln.
Methode: Einsatz eines Eye Openers. Eye Opener sind kleine Trainingselemente, die einen Aha-Effekt zu einer Thematik herstellen können. Beim Beispielsthema werden sogenannte Biodots an die Teilnehmer vergeben. Biodots sind kleine runde „Aufkleber“ (ca. 2mm Durchmesser), die an der Handaußenfläche der Teilnehmer*innen aufgeklebt werden können und durch kristalline Strukturen die Hauttemperatur messen. Durch Farbveränderung zeigen die Biodots dann den jeweils aktuellen Zustand des:r Teilnehmer:in zwischen Anspannung und Entspannung an.
Ergebnis: Erfahrungsgemäß sind die Teilnehmer:innen zum einen darüber überrascht, dass sich Stress überhaupt messen lässt und zum anderen, wie häufig sie zwischen Phasen großer Anspannung und Entspannung wechseln. Alleine dieser kleine Einstieg weckt das Interesse an den genauen biologischen Abläufen in Stress-Situationen und deren Auswirkungen auf Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Und somit ist die Tür offen für eine vertiefende Erarbeitung der vermeintlich so trockenen biologischen Abläufe.
Fazit und Ausblick
• Geben Sie dem Einstieg in eine neue Thematik die Bedeutung, die ihm gebührt.
• Überprüfen Sie Ihre Einstellung zum Trainingsthema und Ihre Einstiegsformulierungen.
• Finden Sie motivierende und emotional anregende Methoden, um ein neues Trainingsthema zu starten.
Darüber hinaus gibt es neben den oben aufgeführten Aspekten und Methoden noch zahlreiche Alternativen, wie ein neuer fachlicher Themenblock innerhalb eines Seminars positiv gestartet werden kann. Mehr dazu im Blogbeitrag „Motivierende Einstiege in „trockene“ Fachtrainings – Teil II“.