Innere Entwicklung für globale Veränderung: IDGs in Theorie und Praxis

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Im Jahr 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs) als Teil der Agenda 2030. Das Kernstück der SDGs sind 17 Ziele mit 169 Unterzielen, die universell und verpflichtend für alle Mitgliedstaaten gelten. Sie sollen Politik und Gesellschaft ganzheitlich verändern, um die globalen Herausforderungen für eine nachhaltige Zukunft gemeinsam zu meistern.

Und wir erleben es tagtäglich selbst: Keine Veränderung im Außen kann ohne eine Veränderung im Inneren gelingen. Um die ehrgeizigen Ziele der SDGs zu erreichen, ist eine innere Transformation bei uns allen –  sowohl in Skillset als auch Mindset – unerlässlich. An dieser Stelle kommen die Inner Development Goals (IDGs) ins Spiel, die von der gleichnamigen Non-Profit-Initiative wissenschaftlich erarbeitet und festgelegt wurden. Ihr Ziel ist es, Menschen und Organisationen mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten und Haltungen zu eröffnen, anhand derer sie effektiv zur Umsetzung der SDGs beitragen können.

Kurz gesagt: Die SDGs legen das „Was?“ fest, die IDGs unterstützen beim „Wie?“.

Fünf Dimensionen und 23 Fähigkeiten: IDGs erklärt

Gemeinsam mit einem Team aus internationalen Wissenschaftler:innen wurden in einer globalen Online-Befragung, die Kompetenzen identifiziert, die es für die Erreichung der SDGs braucht. Daraus entstand das IDG-Framework. Es ist eine Sammlung von Fähigkeiten, Einstellungen und Qualitäten, die der Umsetzung der SDGs dienen und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Diese Skill- und Mindsets gilt es zu verstehen, zu fördern und in Unternehmen zu tragen, sodass sie sich entlang der IDGs entwickeln können.

Das IDG-Framework wird auf fünf Dimension und 23 Fähigkeiten heruntergebrochen:

Quelle: IDG-Organisation

Was sind die Inner Development Goals (IDGs)?

1. Sein („Being“): Die erste Dimension der IDGs betont die Bedeutung der Beziehung zu dir selbst. Indem du deine Gedanken und Gefühle besser verstehen lernst, kannst du in herausfordernden Situationen präsenter sein und zielgerichtet handeln. Diese innere Stärke und Klarheit geben dir eine Basis, um besser mit der Komplexität der Welt umzugehen.

Das Zielbild: Du entwickelst deinen inneren Kompass: Werte und Ziele, die dir wichtig sind. Du bemühst dich authentisch zu handeln und bleibst dabei offen und lernbereit im Hier und Jetzt (Gegenwärtigkeit). Dabei wirst du dir deiner Perspektive und auch deiner Vorurteile und Grundannahmen bewusst. Diese Selbsterkenntnis gibt dir ein realistisches Selbstbild und die Fähigkeit zur Selbstregulierung.

Beispiel: Wer seine Vorurteile und Grundannahmen kennt, ist in der Lage inklusivere und gerechtere Strukturen und Richtlinien in der eigenen Organisation zu etablieren. Dies trägt beispielsweise zur Erreichung des SDGs 5 (Geschlechtergleichstellung) bei.

2. Denken („Thinking“): Die zweite Dimension der IDGs stärkt kognitive Fähigkeiten, um komplexe Zusammenhänge besser bewerten zu können. Du gewinnst geistige Flexibilität, die dir hilft, Probleme zu durchdenken und fundierte, innovative sowie nachhaltige Lösungen zu finden.

Das Zielbild: Du förderst deine Fähigkeit zum kritischen Denken, analysierst klarer und triffst klügere Entscheidungen. Ein Bewusstsein für Komplexität, verborgene Ursachen, Bedingungen und Wechselwirkungen sowie die Fähigkeit verschiedene Perspektiven einzunehmen helfen dir, Probleme ganzheitlicher zu betrachten, Muster zu sehen und sinnstiftend zu agieren. Dabei ist es entscheidend langfristig zu denken, um die komplexen Herausforderungen nachhaltig zu lösen, statt nur Symptome zu behandeln.

Beispiel: Die negativen Auswirkungen unternehmerischen Handelns sind oft nicht sofort sichtbar, wie etwa beim Klimawandel. Mit einer langfristigen Orientierung handelst du heute mit Weitsicht, um das Morgen zu sichern. Dies betrifft beispielsweise Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13) und die Entwicklung bezahlbarer, sauberer Energieträger (SDG 7).

3.Beziehung („Relating“): In der dritten Dimension wird die Beziehung zur Außenwelt gefestigt, nicht nur den Menschen, sondern auch der Biosphäre selbst. Diese Kompetenz hilft dir nachhaltigere Entscheidungen für das Ganze zu treffen.

Das Zielbild: Du gehst wertschätzend mit anderen um und siehst dich als Teil einer Gemeinschaft (Verbundenheit). Dabei überschätzt du deine eigene Wichtigkeit nicht (Bescheidenheit) und begegnest deiner Umwelt mit Einfühlungsvermögen und Mitgefühl.

Beispiel: Wer sich als Teil einer globalen Gemeinschaft begreift, engagiert sich auch dann, wenn es ihn:sie vielleicht nicht direkt betrifft, sondern das Gemeinwohl. Menschen sollen weltweit frei von Armut (SDG 1) und ohne Hunger (SDG 2) leben können.

4. Zusammenarbeit („Collaborating“): Die vierte Dimension umfasst soziale Kompetenzen auf dem Bereich der Zusammenarbeit und Kommunikation. So können gemeinsame Anliegen in Einklang angegangen werden.

Das Zielbild: Du kannst aktiv zuhören und einen inspirierenden Dialog führen, sowie deine eigene Meinung vertreten (Kommunikative Fähigkeiten). Du förderst den Willen zur Mitgestaltung, denkst integrativ und interkulturell. Du vertraust anderen und bist in der Lage sie zu mobilisieren.

Beispiel: Allein im stillen Kämmerlein hast du die besten Ideen, doch ohne Mitstreitende wird es schwer diese umzusetzen. Wer beispielsweise Bildungsmöglichkeiten und -gerechtigkeit (SDG 4) für möglichst alle Menschen weltweit ermöglichen will, braucht zuallererst engagierte Mitgestaltende. Sie setzen sich auf dem ganzen Planeten für das Ziel ein und glauben daran.

5. Handeln („Acting“): Grau ist alle Theorie. Erst im Tun, entfalten die vier anderen Dimensionen ihre Wirkung. Deshalb fokussiert sich die fünfte auf den Übertrag in die Praxis.

Das Zielbild: Etwas Schwieriges erfolgreich umzusetzen, verlangt häufig Mut und profitiert immer von einem gesunden Optimismus. Mithilfe kreativer Lösungen erschließt du dir neue Wege, um mit Konventionen zu brechen. Dabei weißt du: „Gut Ding will Weile haben“ (Beharrlichkeit).

Beispiel: Fortschrittliche Ideen, neue Perspektiven, innovative Ansätze: Ins Tun zu kommen ist essenziell für alle der in den SDGs definierten Ziele.

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So profitieren Mitarbeitende und Unternehmen von den IDGs

IDGs in Organisationen zu implementieren bedeutet, das Unternehmen und die Mitarbeitenden entlang des Frameworks zu entwickeln. Die fünf Dimensionen des Frameworks leiten dein Handeln und fördern persönliches Wachstum. Darauf aufbauend ist eine Veränderung der Kultur des Unternehmens möglich.

Mitarbeitende, die sich am IDG-Framework orientieren, gewinnen dabei Fähigkeiten, die sie persönlich und beruflich weiterbringen. Sich selbst zu kennen, Analysefähigkeiten zu entwickeln und die Kollaboration mit anderen zu stärken sind zentrale Fähigkeiten in jeglichem Kontext. Diese zusätzlich auf Nachhaltigkeitsziele zu übertragen und anzuwenden, lässt dich für ein großes gemeinsames Ziel wirksam werden.

Unternehmen wiederrum profitieren von mutigen Mitarbeitenden, die wirksam analysieren und kreativ entwickeln können. Innovationskraft und damit die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens werden so gefördert. Werte wie Integrität, Verbundenheit und Einfühlungsvermögen können Team- und Unternehmenskultur hin zu Kollaboration, Zusammenhalt und Harmonie entwickeln. Auch verbessert ein Handeln nach den IDGs das Image des Unternehmens nach außen und nach innen, denn viele Menschen achten vermehrt darauf, wofür Unternehmen stehen und was sie tun.

Doch diese Veränderung kommt nicht von allein. Die IDGs zu leben, bedeutet sich zu entwickeln. Es bedeutet Schulungs- und Weiterbildungsprogramme zu besuchen und Führungskräfte zu fördern, die als Vorbilder vorangehen. Vor allem aber bedeutet es Unternehmensstrategien, -richtlinien sowie -prozesse an Werten und Prinzipien der Nachhaltigkeit auszurichten.

Werkzeuge zur inneren Entwicklung: das IDG-Toolkit

Es genügt nicht, die Skills und das Mindset der IDGs einmalig zu erreichen. Sie müssen kontinuierlich gepflegt und weiterentwickelt werden. Dies kann – wie oben erwähnt – durch Workshops, geeignete Schulungen und Weiterbildungen gelingen.

Eine erste Unterstützung kann auch das IDG-Toolkit sein. Es gibt dir eine Fülle an Übungen und Methoden an die Hand, die gezielt auf einzelne oder mehrere der IDG-Skills einzahlen. Empathietrainings, Werte-Checks oder Übungen zu Kreativität und Vorstellungskraft: Dies und mehr liegt auf der Seite der IDG bereit, um von dir erforscht zu werden.

Nachhaltige Transformation anpacken

Die SDGs zeichnen eine klare Vision für eine nachhaltige Zukunft. Diese Zukunft kann Realität werden, wenn wir uns alle weiterentwickeln und transformieren: Menschen, Unternehmen, Politik. Nur gemeinsam sind die ehrgeizigen Ziele stemmbar. Und die größte Veränderung beginnt im Kleinen: bei dir.

Indem du dich an den IDGs orientierst, bringst du zusätzlich ein Skill- und Mindset für Nachhaltigkeit in dein Leben. Handle danach und teile es mit deinem Freundeskreis, deinem Unternehmen und der Welt. So wirst du zu einem wichtigen Teil der nachhaltigen Transformation.

Die Inner Development Goals in Partnerschaft mit der Haufe Akademie

Die Haufe Akademie ist Partner der wissenschaftlichen Inner Development Goals Initiative. Hier wird erläutert, warum diese Partnerschaft besteht und wie die IDG Unternehmen auf dem Weg zu einer sicheren und nachhaltigen Zukunft unterstützen kann.


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Über den:die Autor:in

Henriette Hager

ist Coach, Trainerin und Organisationsberaterin für Wirksamkeit im Digitalen Zeitalter. Schwerpunkt: Agile Haltung & Arbeitsweisen, Kulturentwicklung, Team-Entwicklung. Zertifizierte Business Coach, Team-Coach, Coach für Agile Führung, SCRUM-Master, Desgin-Thinking Expertin, Konfliktberaterin, Dipl.-Volkswirtin.

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