Fünf Missverständnisse, die Manager:innen und Mitarbeiter:innen kennen sollten
Die Vorteile der agilen Projektarbeit haben sich über die Grenzen der IT-Abteilungen hinaus herumgesprochen. Zunehmend beginnen auch Teams aus anderen Bereichen, wie Produkt- oder Geschäftsprozessmanagement, mit Ansätzen wie Scrum zu arbeiten. Nicht immer gelingt das im ersten Anlauf. Was sollten Manager:innen und Mitarbeiter:innen wissen, um die Vorteile der agilen Arbeit für ihre Projekte und Produkte zu nutzen?
Missverständnis 1: Das ist doch nur ein IT-Thema …
Die Anzahl der Unternehmen, die auf Scrum setzen, wächst kontinuierlich. Neben IT-Abteilungen beginnen zunehmend auch Teams aus anderen Bereichen, beispielsweise bei der Produkt- und Prozessentwicklung, die Kernelemente des agilen Vorgehens für sich zu nutzen. Kurze, gleichmäßige Entwicklungsphasen mit regelmäßigem und häufigem Kundinnen- und Kundenfeedback helfen, die Reaktionsgeschwindigkeit und Kundenorientierung zu steigern. Agilität ist zu einem zentralen Thema auf der Projektmanagement-Agenda geworden!
Missverständnis 2: Ein bisschen agil? – Das geht nicht!
Der Ganz-oder-Gar-nicht-Ansatz der frühen Jahre ist einer differenzierten Einschätzung gewichen. Überall dort, wo Anforderungen erst im Entwicklungsprozess entstehen und Anpassungen auch spät noch möglich sind, arbeiten agile Teams sehr erfolgreich. Große Abhängigkeiten und wenig Spielraum bei der Umsetzung hingegen sprechen eher für eine Umsetzung mit „klassischen“ Projektmanagementtools. Wenig erstaunlich, dass in der Praxis zunehmend „hybride“ Projektstrukturen genutzt werden, bei denen agile Teams mit herkömmlichen Teilprojekten zusammenarbeiten.
Missverständnis 3: Das Team entscheidet allein
Agile Teams benötigen viel Freiheit. Das regelmäßige Abstimmen der Arbeitsinhalte, die tägliche Rückkoppelung zum Arbeitsfortschritt, all das gelingt umso besser, je mehr das Team sich selbst organisieren darf. Darin liegen Chance und Herausforderung zugleich. Um es deutlich auszusprechen: nicht allen Teams gelingt agiles Arbeiten gleich gut und bei nicht allen klappt es von Anfang an. Die Rolle des Scrum Master – verantwortlich für den Teamprozess – ist entscheidend, um das Team bei der Entwicklung seiner Leistungsfähigkeit zu unterstützen. Gerade zu Beginn einer neuen Teamphase ist eine klare Führung, ein hohes Maß an Teamorientierung und Methodenkompetenz notwendig, um das Team zu wirksamem „Performing“ zu bringen. Der Scrum Product Owner – verantwortlich für die fachliche Steuerung – gibt dem Team Entwicklungsziele und Anforderungen vor. Das Team organisiert anschließend die Umsetzung, aber spätestens mit dem nächsten Review misst der Product Owner die Arbeitsergebnisse an den Anforderungen der Kundinnen und Kunden. In dieser Rolle liegt also ein hohes Maß an fachlicher Führung und Qualitätsverantwortung.
Jan Schneider, Trainer der Haufe Akademie, im Interview über Vorteile und Nutzen des Zertifizierungstrainings Scrum Product Owner:
Missverständnis 4: Planung ist nicht notwendig
Das klassische Wasserfall-Planungsmodell funktioniert in der agilen Welt nicht. Agile Teams gehen grundsätzlich anders vor: ausgehend von einer Produktvision werden in regelmäßigen, kurzen Iterationen Anforderungen und Lösungswege schrittweise erarbeitet. Was bleibt da noch zu planen? Einiges! Ähnlich einer Zwiebelschale lassen sich mehrere Ebenen benennen, die in der agilen Planung durchdacht werden sollten. Natürlich wachsen die Anforderungen an den Plan mit der Komplexität der Aufgaben. Das agile Grundmuster gilt aber auch hier: kurze, regelmäßige Zyklen mit einer klaren Orientierung an Kundinnen- und Kundennutzen und Produktvision. Product-Owner und das Scrum Team arbeiten gemeinsam und regelmäßig an der Sprint- und Releaseplanung.
Missverständnis 5: Ein Training muss reichen …
Agiles Arbeiten ist mehr als „nur“ das Beherrschen der notwendigen Werkzeuge und Methoden, welches in Trainings erworben werden kann. Die Erfahrungen zeigen, dass agile Teams umso besser wirken, je klarer der organisatorische Rahmen aus Rollen und Verantwortlichkeiten auf das agile Vorgehen abgestimmt sind.
Die Einführung von agilen Entwicklungsmethoden wie Scrum ist immer auch eine organisatorische Veränderung!