Die Kompetenz, Gruppen und Besprechungen zu moderieren, wird oft und zu Recht zu einer zentralen Schlüsselqualifikation für Führungskräfte, Team- und Projektleiter:innen, Prozesseigner: oder -berater:innen erklärt. Es gibt zahllose Beispiele für Situationen, in denen Moderationskompetenz gefragt ist, um komplexe Themen und Fragestellungen zu lösen. Fragestellungen, zu denen nicht eine einzelne Expertin oder ein einzelner Experte eine Entscheidung treffen kann, sondern die Expertise einer ganzen Gruppe benötigt wird. Themen, zu denen eine Gruppenentscheidung erforderlich ist, damit die Ergebnisse durch die Gruppe getragen und letztlich auch erfolgreich umgesetzt werden.
Die Prozessverantwortung liegt bei der Moderatorin und beim Moderator
In diesen Situationen geht es also oft darum, das Potenzial aller Teilnehmer:innen zu nutzen und sie durch einen Kreativitätsprozess zu führen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. In anderen Fällen ist es schlicht ein gemeinsamer Lernprozess. In dessen Verlauf erarbeiten die Teilnehmenden gemeinsam neues Wissen und lernen durch bereits vorhandenes Know-how voneinander. Als Ergebnis des Wissenstransfers entstehen häufig ganz neue Lösungen. Damit Gruppen kreative Lösungen erarbeiten und neues Wissen schaffen können, bedarf es oft eines neutralen Dirigenten – dem Moderatoren. Die Verantwortungen sind hier klar verteilt: während die fachliche Ergebnisverantwortung bei der Gruppe liegt, sind Moderatoren für den Ablauf der Lösungsfindung verantwortlich. Workshops und Meetings einen roten Faden geben – nicht mehr, aber auch nicht weniger ist hiermit gemeint.
Methodenkompetenz oder Fachkompetenz?
Gut moderierte Besprechungen durchlaufen einen strukturierten Zyklus. Diesen Ablauf einzuhalten, die Teilnehmer:innen immer wieder auf den Pfad dieses Besprechungsprozesses zurückzuführen, ist Kernaufgabe jeder Moderation. Moderation heißt, den Prozess der Problemlösung zu gestalten, also einer Gruppe zu helfen, das Problem selbst zu lösen. Das Problem wechselt nicht den:die Besitzer:in, sondern bleibt „Eigentum” der Gruppe. Arbeitsmethoden und Darstellungstechniken sind „Eigentum” der Moderatoren, die sie als ihren Beitrag in die Veranstaltungen einbringen. Gefragt ist hier also Methodenkompetenz, nicht Fachkompetenz.
Prozessberatung für Prozessverantwortliche
In gewisser Hinsicht ist Moderation eine klassische Prozessberatung. Moderatorinnen und Moderatoren beraten Fachexpertinnen und Fachexperten im Hinblick auf die Einhaltung eines strukturierten, effizienten Bearbeitungsprozesses und stellen ein Repertoire an Methoden zur Verfügung, mit deren Hilfe beste Arbeitsergebnisse erzielt werden. So führen Moderierende beispielsweise mit Hilfe geschickter Fragen durch schwierige Phasen einer Besprechung und helfen so bei der Problemlösung, ohne selbst fachliche oder inhaltliche Vorschläge zu machen. Gelingt es dem Moderator, die Ergebnisse dieser fachlichen Diskussion zu sammeln, zu organisieren und zu dokumentieren, hat er oder sie ihre Aufgabe voll und ganz erfüllt.
Prozessexperten unter sich
Wenn es bei moderierten Workshops und Besprechungen inhaltlich um Produktions- und Geschäftsprozesse oder andere Abläufe geht, ist Moderation im Bereich Prozessmanagement schlicht Prozessarbeit im doppelten Sinne: Gruppen befassen sich inhaltlich mit Prozessen und werden dabei durch Moderationsprozesse geführt. Prozessexpertinnen und Experten sind unter sich: einerseits Expertinnen und Experten für Fachprozesse in der Gruppe, andererseits Moderierende als Expertinnen und Experten für Problemlösungsprozesse. Prozessarbeit hoch zwei!