Kosten senken im Einkauf

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Kosten senken im Einkauf: Methodisch und fertigungsgerecht Konstruieren

Unternehmen sind immer auf der Suche nach Kosteneinsparungspotenzialen. Häufig sehen sie nur die offensichtlichsten Potenziale in Beschaffungs- und Vertriebsabteilungen. Umstrukturierungen, oder freundlicher formuliert „Change Management”, erfolgen meist eher in Cost Centern und fokussieren häufig auf Prozessoptimierungen oder Anpassungen an den Stellschrauben Marge und/oder Qualität. Bei diesen bewährten Modellen werden jedoch die Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen außen vor gelassen. Unternehmen nutzen mögliche strategische Einsparungspotenziale nicht aus. Um zusätzliche Potenziale in den Konstruktionsabteilungen auszunutzen, kann mit dem Konzept „Methodisches Konstruieren” gearbeitet werden.

Konstruktionsabteilungen werden oft nicht als Abteilung, die Kosten einsparen können, in Betracht gezogen. Dabei sind durch Investitionen und Neustrukturierung der Prozesse von Entwicklung und Konstruktion langfristige Kosteneinsparungen möglich. Die Herausforderung des „Methodischen Konstruierens” ist, Konstrukteure zu sensibilisieren: für verschiedene Wege und Lösungen für kosteneffizientes Konstruieren. Durch die Anwendung von „methodischem Konstruieren” sollen aber weder die Kompetenzen der Entwickler:innen eingeschränkt werden noch die Qualität der Produkte leiden.

Qualität der Produkte und Entwicklungskompetenzen erhalten

Nun stellt sich die Frage, wie man die Faktoren Qualität und Kompetenz trotz Einsparungen hochwertig halten kann? Unter anderem durch das Vertrauen der Entwicklungsabteilung in die neuen Arbeitsabläufe. Zusätzlich ist es hilfreich, wenn Konstrukteurinnen und Konstrukteure sich über ihre eigene Rolle und Abläufe innerhalb der Entwicklungsprozesse bewusst sind. Ist diese Situation gegeben, kann nachfolgend analysiert werden, welcher Projektabschnitt wie viele und welche Art von Kosten erzeugt. Um den Prozess zu beschleunigen, sollte maximale Transparenz innerhalb der Konstruktionsabteilungen geschaffen werden, um auch versteckte Kosten zu erkennen.

Das Konzept „Methodischen Konstruieren”

Ein Konstruktionskonzept ist schwer zu vergleichen mit anderen Projekten und erfordert viele Facetten für eine erfolgreiche Umsetzung. Um dieser Komplexität gerecht zu werden, kann methodisches Konstruieren Konstrukteur:innen und Entwickler:innen helfen, die Gesamtheit aller in Betracht kommenden Lösungsmöglichkeiten zuzulassen. Nicht im Vorfeld Lösungen auszuschließen, da diese bei vorangegangenen Projekten nicht funktionierten, wird hierbei konsequent vermieden. Ebenso soll auch nicht der erste assoziierte Gedanke kritiklos als Lösungskonzept übernommen werden. Vielfältige Methoden, die auf das finale Lösungskonzept führen, sind unbedingt erlaubt, wie beispielsweise das klassische Brainstorming. Erst durch diese freie und vorurteilsfreie Annährung an die Problematik kann das Konstruktionsteam sicherstellen, Lösungskonzepte nicht frühzeitig ausgeschlossen zu haben. Ist das Projektziel beispielsweise ein neues Bauteil zu konstruieren, ist das Konstruktionsteam durch die folgenden Schritte in der Lage, ein innovatives Bauteil kostenbewusst zu entwickeln.

1. Wahl des Konstruktionskonzepts für Bauteile

  • Sind die Lösungsansätze bereits im Unternehmen angewendet?
  • Wird der Lösungsansatz gewählt, weil bereits gute Erfahrungen damit im Unternehmen gemacht wurden?
  • Wird der:die Konstrukteur:in durch das Umfeld im Unternehmen beeinflusst (bewusst und unbewusst)?
  • Gibt es fehlende Kenntnisse  in der Fertigungstechnik oder alternativen Entwicklungstechniken?
  • Ist der Zeitdruck so groß, dass er wenig Raum für innovative und kreative Ansätze lässt?
    Trifft einer oder mehrere Punkte zu, ist die Gefahr groß, dass eine Projektentscheidung nicht zugunsten des optimalen Konstruktionskonzepts getroffen wurde.

2. Festlegung von Fertigungstoleranzen von Bauteilen

  • Konstrukteure müssen die genauen Funktionstoleranzen kennen.
  • Systemtoleranzen müssen bekannt sein und dadurch
  • ergeben sich die benötigten Fertigungstechnologien.

Ungenaue Werte erhöhen die Kosten des Bauteils und sollten unbedingt vermieden werden.

3. Gestaltung von Bauteilen

Wurden erfolgreich ein Konstruktionskonzept und die Fertigungstoleranzen für das Bauteil bestimmt, geht es weiter zur der Gestaltung des Bauteils. In dieser Phase legt der:die Konstrukteur:in die in Betracht kommenden Fertigungsmöglichkeiten fest. Durch diese Entscheidung werden zugleich die Kosten des Bauteils festgelegt. Relevante Fragestellungen zur Bestimmung der passenden Funktionsmöglichkeit sind:

  • Weiß der:die Konstrukteur:in, wie das Bauteil gefertigt wird?
  • Gibt es Möglichkeiten, die Fertigungskosten für das Bauteil zu senken?
  • Welche Gestaltungskriterien müssen zwingend erfüllt werden?

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Grundsatz für Konstruktionsprojekte

Nicht so genau wie möglich, sondern so genau wie nötig tolerieren!
Der Konstrukteur sollte die wirklich notwendigen Toleranzen von Bauteilen und die passenden Fertigungstechnologien für eine erfolgreiche Umsetzung kennen. Ungenaue Grauzonen der Funktionstoleranzen, die aus Unkenntnis angenommen werden, sind unnötige Kostenverursacher und können vermieden werden. Gelingt es, Bauteile mit einem kostengünstigen Fertigungsverfahren herzustellen und bewusst Technologiesprünge innerhalb des Herstellungsprozesses zu meiden, wird Geld und Zeit gespart.

Die drei Schritte des „Methodischen Konstruierens” helfen dem Konstrukteur oder der Konstrukteurin, den komplexen Ablauf einer Konstruktion erfolgreich und kostenorientiert umzusetzen. Methodisches Konstruieren kann es schaffen, dass Projekte mit dem einfachsten Funktionsprinzip und dadurch den geringsten Kosten umgesetzt werden. Durch den Einfluss durch innovative Methoden und Fertigungstechniken, können Konstruktionskosten signifikant gesenkt werden. Schaffen es die Konstrukteure, ein sensibleres Umsetzten von Konstruktionslösungen in den Entwicklungsprozess zu integrieren, steht einer erfolgreichen und kostenbewussten Projektumsetzung nichts mehr im Weg. Die konsequente Umsetzung des Konzepts „Methodisches Konstruieren” stärkt die Position der Konstruktionsabteilung im Unternehmen. Durch Kosteneinsparungen bereits in den Entwicklungs- und Konstruktionsphasen werden andere Abteilungen, z. B. der Einkauf, auch in die Pflicht genommen.

Methodisches Konstruieren: kurz & knapp

Methodisches Vorgehen bei der Wahl des besten Funktionsprinzips
> Gezielte Auswahl der passenden Methode

Umfassende Kenntnisse der System- und Funktionstoleranzen
> Zusammenstellung der notwendigen Grenztoleranzen, Toleranzadditionen und notwendige Maß-,    Lage- und Formtoleranzen

Fertigungsgerechtes Gestalten von Bauteilen
> Fundierte Kenntnisse in Fertigungstechnik sowie der Möglichkeiten und Grenzen der eingesetzten Fertigungstechnologien

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Über den:die Autor:in

Thomas Philipp

ist Diplom-Ingenieur (FH) Maschinenbau, Inhaber einer Maschinenbaufirma,
Geschäftsführer eines Ingenieurbüros und Referent und Trainer für
Weiterbildungsseminare. Thomas Philipp verfügt über langjährige Erfahrung in der Konstruktion und Beschaffung von Maschinenbauteilen. Außerdem arbeitet er als Moderator und systemischer Coach mit den Schwerpunkten Wertanalysen und Supply Chain Management.

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