Stefanie Färber, Führungskraft bei der Haufe Akademie, zeigt in ihrem Erfahrungsbericht, wieso Coachingfähigkeiten für jede Führungskraft ein Glücksfall sind.
Das Entwicklungs- und Förderinstrument Coaching als die nachhaltigste und individuellste Form der Personalentwicklung und Führung von Mitarbeiter:innen war mir bereits während meines Masterstudiums der Erwachsenenbildung/Weiterbildung sowie im Rahmen einer Zusatzausbildung in systemischer Beratung begegnet. Als ich mit 27 Jahren die Chance erhielt, bei der Haufe Akademie eine leitende Position zu übernehmen, hatte ich von Führung nur eine ungefähre Vorstellung. Überschriften wie „Agile Führung” oder „Führen im digitalen Kontext” wird aktuell ganz besonders viel Beachtung geschenkt, aber wie erreiche ich meine Mitarbeiter:innen in Zeiten steigender Agilität und der Digitalisierung wirklich? Egal wie umfangreich ein theoretischer Wissensfundus sein kann – insbesondere die Praxis zeigt uns, was Führung tatsächlich bedeutet.
Bereits nach kurzer Zeit in meiner neuen Rolle wurde mir klar, worauf es mir als Führungskraft ankam: die Eigenverantwortlichkeit meiner Mitarbeiter:innen zu fördern, sie auf eine wertschätzende Art und Weise dabei zu unterstützen, ihre Ressourcen bestmöglich auszuschöpfen und sie bei der Erreichung ihrer Ziele zu begleiten. Ich wollte die Bedürfnisse und Handlungsmotive meiner Mitarbeiter:innen verstehen, um als Führungskraft angemessen reagieren zu können. Doch wie kann das gelingen? Welche Instrumente und Methoden benötigt man, um den Beziehungsrahmen seines Gegenübers zu durchdringen? Je länger ich darüber nachdachte, desto häufiger kamen mir die im Studium begegneten Coachingelemente in den Sinn. Folglich setzte ich mir zum Ziel, mithilfe der Haufe Coachingausbildung meine Führungskompetenzen sowie mein Führungsverhalten, aber auch meine Kommunikationsfähigkeit im Umgang mit meinem Team auszubauen, weiterzuentwickeln und letztlich zu optimieren.
Die Ausbildung beginnt
Ein Jahr liegt der Beginn meiner Haufe Coachingausbildung nun zurück und in wenigen Wochen steht die Abschlussprüfung bevor. Was ich gelernt habe? Eine ganze Menge! Die modular aufgebaute Ausbildung in einer festen Ausbildungsgruppe umfasst eine Bandbreite an Tools und Techniken, um als zertifizierter systemischer Business Coach, ob intern oder extern, tätig zu sein. Dabei orientiert sich der Aufbau der Ausbildung an den Phasen eines Coachingprozesses: Über Grundlagen für professionelles Coaching, den Erstkontakt und die Beziehungsgestaltung im Coaching, die Diagnose und Analyse der Coachingsituation, die Fähigkeit, Veränderungen zu initiieren und Ziele zu erreichen, die Professionalisierung und Differenzierung bis hin zur Selbstpositionierung als Coach – die Ausbildung beinhaltet alles, um professionelle Struktur-, Prozess-, Methoden- und Ergebniskompetenz zu erlangen.
Integration in den Führungsalltag
Eine Vielzahl der Tools und Kompetenzen konnte ich bereits nach wenigen Modulen in meinen Führungsalltag fest integrieren, darunter insbesondere Fragetechniken, Formen der Visualisierung, Strategien im Umgang mit Veränderungen, das Erkennen von und Arbeiten mit unterschiedlichen Motivationsmustern, die Betrachtung der Innenwelt der Mitarbeiter:innen, das stets wertschätzende Geben und Nehmen von Feedback usw. Neben der konkreten Anwendung der Methodenkompetenz messe ich außerdem den Wirkebenen der Kommunikation eine erhebliche Bedeutung bei, haben diese doch eine unmittelbare Auswirkung auf das eigene Standing als Führungskraft. Je mehr man sich mit Sprache, Stimme und Körperhaltung seines Gegenübers auseinandersetzt, desto sensibler und wachsamer wird man in Bezug auf sich selbst. Nun stellt sich natürlich folgende Frage: In welchen Situationen wende ich die Methoden denn wirklich an? Die Antwort: Immer. Bereits der morgendliche Blick in den Spiegel ist ein anderer geworden. Wen sehe ich da? Welche Signale sende ich aus? Wie nehme ich mich wahr, und möchte ich so auch von meinen Mitarbeiter:innen wahrgenommen werden? Schon allein dem Moment, in dem ich das Büro betrete und meinen Mitarbeiter:innen begegne, schenke ich viel Bedeutung. Sei es das tägliche Stand-up-Meeting mit dem Team, das Einzelgespräch mit den Mitarbeiter:innen, die wöchentliche Teamsitzung, das Jahresgespräch mit der Mitarbeiter:in oder der tägliche Austausch mit Kolleg:innen – es ist die Achtsamkeit im Umgang mit mir selbst, aber auch mit meinem Umfeld, die eine andere geworden ist.
Die Sicht des Coachee
Was ich an der Ausbildung ebenfalls sehr schätzte, war die Möglichkeit, sich als „Klient” in den vielen praktischen Einheiten durch die anderen Teilnehmer:innen und die Lehrcoaches coachen zu lassen. Neben der Möglichkeit, einen Coachingprozess einmal aus Sicht des Coachee zu erfahren, boten diese Sitzungen immer die Chance, an einer persönlichen Fragestellung bzw. einem persönlichen Thema zu arbeiten. Ich selbst habe die Chancen genutzt, mich in meiner Rolle als Führungskraft kritisch zu reflektieren und mir wertvolle Tools für meinen Weg zu erarbeiten. Denn letztlich gilt: Ich führe so, wie ich bin, und nur wer sich selbst führt, kann andere führen. Um das zu erreichen, halte ich es für unabdingbar, sich selbst stets gut im Blick zu behalten und sich über die eigenen Werte, Muster und Glaubenssätze bewusst zu werden.
Wenn ich mir heute die Frage stelle, ob ich meine Ziele erreicht habe, kann ich guten Gewissens sagen: Ja. Und zusätzlich noch mehr. Werde ich heute gefragt, was sich hinter dieser Ausbildung verbirgt, fällt es mir schwer, eine Antwort zu geben, die dem gerecht wird, was diese Ausbildung tatsächlich bietet. Meist beschreibe ich sie schlicht als Geschenk, das ich jedem empfehlen kann, der sich auf eine Reise ins eigene Ich begeben möchte.