Zum Inhalt springen

Methodenkompetenz in Trainings: Der Einsatz von Symbolen und Bodenankern

0

Im folgenden Blogbeitrag erfahren Sie, wie Sie in gleichermaßen einfacher und höchst wirkungsvoller Form Ihre Methodenkompetenz als Trainer:in erweitern können und somit Wissen bei Ihren Teilnehmer:innen nachhaltig verankern können.

In jedem Training gibt es in der Regel grundlegende Kategorien der jeweiligen Thematik, die die Teilnehmer:innen jederzeit und mühelos abrufen können sollten. Erst wenn dieses automatische Abrufen bei den Teilnehmer:innen gelungen ist, ist die Struktur geschaffen, vertiefende Einzelinfos zu den einzelnen Kategorien auch neuronal gut andocken zu können und so einen hohen Lerneffekt zu erzielen. Ganz besonders effektive Methoden sind hierfür der Einsatz von Symbolen und die didaktische Nutzung des Raumes, also die Verwendung von Bodenankern.

Verwenden Sie (dreidimensionale) Symbole zur Erst-Vermittlung wichtiger Kategorien

Um das didaktische Prinzip „Vom Allgemeinen zum Speziellen” umzusetzen ist es sehr sinnvoll, als Trainer:in darüber nachzudenken, welche Grundstrukturen/Kategorien den Teilnehmer:innen am besten helfen, eine Orientierung in dem trainierten Themenbereich zu erhalten. Das können z. B. im EDV-Training bei einer neuen Software die verschiedenen Buttons einer Menüleiste sein, bei technischen Geräten der Überblick über die wichtigsten Grundfunktionen und im Kommunikationsbereich bei Persönlichkeitsmodellen die Bezeichnung der verschiedenen Persönlichkeitstypen.

Besonders attraktiv ist die Erstvermittlung dieser Kategorien über den Einsatz von symbolischen Gegenständen.

Ein Beispiel

Kontext: Ein Training zu bedürfnis-orientierter Kommunikation
Lernziel: Die Teilnehmenden kennen die sieben Haupt-Bedürfnisse (Kernmotive) des verwendeten Modells.
Methode: Einsatz von Symbolen

Der:die Trainer:in verwendet zur Vermittlung der sieben Kernmotive sieben passende Gegenstände, die über die Verknüpfung von gesprochener Beschreibung der Bedürfnisse (also logisch-analytisch) und den eingesetzten Gegenständen (also bildhaft-emotional) eine nachhaltige Verankerung der Kategorien herstellt.

Hier die Kategorien und eingesetzten Gegenstände als Bild:

Kernmotiv Prestige/soziale Anerkennung:
Ein Ferrari
Kernmotiv persönliches Wachstum:
Ein Buch
Kernmotiv Sicherheit:
Sicherheitsnadeln
Kernmotiv Neugier:
Eine Lupe
Kernmotiv Bequemlichkeit:
Ein Kissen
Kernmotiv Fürsorge/Liebe:
Ein Herz
Kernmotiv Gewinn:
Geldscheine

Wählen Sie als Symbole unbedingt etwas aus, das nicht die Kategorie Eins zu Eins abbildet. Viel wirkungsvoller ist es nicht nur für den Entertainment-Faktor, sondern v. a. für hohe Behaltenswerte, humorvolle Assoziationen einzusetzen. Unser Gedächtnis erinnert Absurdes und Humorvolles oft ausgezeichnet.

Wie ist das genau gemeint? Wenn es z. B. in einem Produkttraining darum geht, dass die Teilnehmer:innen die verschiedenen Scharnierarten kennenlernen, macht es in einem ersten Vermittlungsschritt beim Einsatz von Symbolen weniger Sinn, die Scharniere als solche zu verwenden. Besser sind z. B. für „Klappenscharniere” eine Filmklappe, für „Topfscharniere” ein Kochtopf, für „Rollenscharniere“ eine Küchenrolle etc. Und was fällt Ihnen selbst zu „Mehrgelenksscharnieren” ein?

Ist über diesen amüsanten Weg die Vermittlung der Kategorien gelungen, können die Teilnehmer:innen die real zu verkaufenden Einzelscharniere den einzelnen Kategorien zuordnen, indem sie die Scharniere zu den Symbolen legen.

Ergebnis: Erfahrungsgemäß beschreiben die Teilnehmer:innen die Kategorien häufig über die Symbole: „Der mit dem Kissen”, „Die Scharnierart mit dem Kniegelenk“ und können so in der Regel bis zu 10 Kategorien mühelos abrufen.

2. Nutzen Sie Plätze im Raum zu didaktischen Zwecken. So entstehen Bodenanker bzw. Raumanker.

Wir alle kennen dieses Phänomen: Gerade hatte ich eine tolle Idee, die ich dann aber fünf Minuten später vermeintlich vergessen habe. Ich gehe zurück zu dem Ort, an dem ich diese Idee hatte. Und siehe da: Ich kann sie wieder erinnern. Dies ist kein Zufall: Jede Info wird in einem sinnlichen Gesamtkontext abgespeichert: Der Ort, an dem ich eine Info erhielt mit all seinen visuellen Eindrücken, seiner Akustik, seinen Gerüchen usw. ist (unbewusst) gekoppelt mit der Info selbst. Dies kann und sollte ich didaktisch nutzen.

Die oben beschriebene Methode ist besonders wirkungsvoll, wenn die einzelnen Kategorien nicht nur über Gegenstände und Symbole vermittelt wird, sondern jeder Gegenstand an einen anderen Ort im Trainingsraum platziert wird. Idealerweise gehen Sie dazu sogar gemeinsam mit Ihrer Trainingsgruppe von Station zu Station und sprechen erst dort jeweils über die einzelnen Kategorien.

Dies hat eine Reihe von Vorteilen:

  1. Die Teilnehmer:innen kommen in Bewegung.
  2. Die Teilnehmer:innen werden neugierig und damit fokussierter und aufnahmebereiter.
  3. Die Teilnehmer:innen sind näher am Ort des Geschehens und Sie haben einen besseren Kontakt zu ihnen.
  4. Die Teilnehmer:innen verknüpfen den Platz im Raum, an dem über die jeweilige Kategorie gesprochen wurde, mit den dort erhaltenen Infos.

Ergebnis: Erfahrungsgemäß beschreiben die Teilnehmer:innen nach einem solchen Stationengang die Kategorien nicht nur über die Symbole, sondern zeigen mit der Hand auch noch auf den Ort im Raum, an dem der Gegenstand lag (auch wenn er schon weggeräumt ist). So gibt es eine doppelte Verankerung der Inhalte. Nicht selten sprachen mich ehemalige Teilnehmer:innen bei zufälligen Begegnungen nach Jahren noch darauf an, wie attraktiv sie die Vermittlung der Kategorien über Symbole und Bodenanker fanden und wie gut sie damit die Kategorien selbst erinnern konnten.

Fazit für Symbole und Bodenanker in Seminaren

  • Schaffen Sie zunächst eine Grundorientierung und trainieren Sie vom Allgemeinen zum Speziellen.
  • Setzen Sie Gegenstände/Symbole ein. Verwenden Sie gerne Symbole, die den Humor der Teilnehmer:innen anspricht.
  • Nutzen Sie den gesamten Raum, indem Sie Bodenanker bzw. Raumanker setzen und somit Inputs an unterschiedlichen Stellen im Raum geben.
Teilen Sie den Beitrag auf:

Über den:die Autor:in

Stephan Rude

Stephan Rude ist Train-the-Trainer-Spezialist und Trainer der Haufe Akademie.

Zur Themenübersicht Kompetenz für Training, Coaching und Beratung