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Frauen in Führung – Tipps für den Umgang mit Machtstrukturen

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Große Unternehmensführerinnen und -führer lassen Führung einfach aussehen. Tatsächlich ist es aber ein täglicher Balanceakt, besonders für Frauen.

Eine zu starke Kontrolle kann zu Widerständen führen oder auch dazu, dass Mitarbeitende sich immer mehr auf die Führungskraft verlassen und das eigenständige Denken mehr und mehr abschalten. Ist eine Führungskraft dagegen zu herzlich und offen, wird sie wahrscheinlich sehr gemocht, aber ihre Durchsetzungsfähigkeit kann darunter leiden. Es ist immer wieder die Balance auf die es ankommt – und die so schwer zu erreichen ist.

Wie unsere verschiedenen Stile sich auf Führungsentscheidungen auswirken

Jungen genießen Herausforderungen. Es geht ihnen weniger darum, dass man sie mag, als dass man sie achtet. Sie setzen sich lieber durch und gewinnen, statt der Beliebteste in der Gruppe zu sein. Sind sie einmal der Gewinner, werden die Anderen zu ihnen aufschauen und tun, was sie sagen. Das ist Belohnung genug.

Mädchen hingegen brauchen auf Grund des Vorrangs von Beziehungen das Gefühl, dass man sie mag. Oft stecken Mädchen die Köpfe zusammen und tauschen sich über ihre liebsten Kameradinnen aus. Für die meisten Mädchen ist es ein wichtiges gesellschaftliches Ziel, „beliebt” zu sein, d. h. von vielen gemocht zu werden, denn dies ist die Voraussetzung für die Teilhabe an Aktivitäten, die Einladungen von Anderen, also grundsätzlich dazu zu gehören.

Unsere frühere Konditionierung kann für Geschäftsfrauen ein erhebliches Problem werden, besonders für Managerinnen. Während die Managerin den ganzen Tag Entscheidungen fällt, wägt sie nicht nur die objektiven Faktoren ihres Handelns ab, sondern kalkuliert auch, wie andere persönlich auf sie reagieren werden. Werden sie sie nicht mehr mögen, wenn sie eine unpopuläre, aber notwendige Politik durchsetzt?

Nach einer Weile lernen wir jedoch, unser Bedürfnis, gemocht zu werden, von kompetenter Arbeit zu trennen. Oft geschieht dies nach vielen schmerzhaften Zwischenfällen, die uns lehren, dass der Preis dafür, jedermanns Freundin zu sein, einfach zu hoch ist – wie Franz-Josef Strauß es einmal formulierte: „Everbody’s darling is erverybody’s Depp!”.

Wenn wir hart, aber fair zu unseren Mitarbeitenden sind, sehen wir außerdem, dass sie sich damit abfinden, auch wenn wir ihnen nicht immer geben, was sie wollen. Wenn wir aber willkürlich sind (manchmal hart, manchmal weich) oder unfair (nur unsere Favoriten gewinnen oder die lautesten Stänkerer in der Abteilung), dann wird die schwelende langfristige Wut über unser Verhalten irgendwann explodieren.

Wenn Sie tun, was sein muss, werden Ihre Mitarbeitenden Sie vielleicht nicht lieben, aber sie werden sie respektieren und ihnen folgen.

Unser Tipp

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Frauen in Führungspositionen stehen täglich vor der Herausforderung, von Mitarbeitern, Kunden und Vorgesetzten kritisch wahrgenommen und beurteilt zu werden. Umso wichtiger ist es für weibliche Führungskräfte, die eigene Führungspersönlichkeit zu stärken, um authentisch, souverän und erfolgreich zu führen!

Unsere Tipps für Frauen in Führungspositionen unterstützen Sie in Ihrem Rollenbewusstsein, Ihrem Auftritt im Unternehmen, bei der Kommunikation mit Mitarbeitern und Vorgesetzten sowie in Entscheidungs- und Verhandlungssituationen.


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Setzen Sie Ihre Autorität durch, und halten Sie an Ihren Grenzen fest

Männer erwarten, dass diejenigen, die in der Befehlskette über ihnen sind, Anweisungen geben und die Autorität ausüben, die ihre Position mit sich bringt. Statt weibliche Vorgesetzte als aufgeschlossen zu empfinden, würde ein Mann oft finden, dass sie um den heißen Brei herumredet. Der durchschnittliche Angestellte will, dass eine Managerin die Trainerinnenrolle übernimmt (wie beim Handball), damit er gehorchen kann.

Außerdem testen alle Angestellten die Grenzen, wenn sie neue Beziehungen eingehen. Besonders Männer gehen gegen die Autorität des Chefs an, um ihren Platz in der Hierarchie zu ermitteln. Bei Chefinnen testen sie die Grenzen unverhohlener, schneller und aggressiver, zumal sie gelernt haben, dass Frauen oft Rückzieher machen, um die Beziehung nicht zu gefährden.

Von klein auf gelernt

Hardball-Lektionen, die Jungen lernen

  • Um ein Anführer zu sein, muss man Befehle erteilen und durchsetzen.
  • Es gibt nur einen Anführer, und sein Wort gilt.
  • Macht ist die Fähigkeit, seine Wünsche durchzusetzen.
  • Macht ausüben ist natürlich, ­wünschenswert und maskulin.
  • Wenn man nicht alle Antworten hat, kann man wenigstens so tun, als ob.

Puppenmutter-Lektionen, die Mädchen lernen

  • Es gibt keine Anführerinnen.
  • Verhandelt! Leute herumkommandieren kann Beziehungen kosten!
  • Mädchen können nicht gleichzeitig offen Macht ausüben und feminin sein.
  • Haltet die Macht im Gleich­gewicht!
  • Es ist wichtig, alle eigenen Mängel zu bekennen.

Es ist daher existenziell wichtig für Managerinnen ihren männlichen Mitarbeitern Grenzen zu setzen und daran festzuhalten. Wenn Sie sich unentschlossen zeigen, werden Ihre männlichen Mitarbeiter noch mehr Druck machen, in der Hoffnung, endlich das Problem gefunden zu haben, bei dem Sie kapitulieren.

An Ihren Grenzen festzuhalten mag von Zeit zu Zeit unangenehm sein, aber Schwäche und Schwanken ist ein großer Fehler. Es ist jedoch unerlässlich, sich Kontrolle und Respekt zu sichern, indem Sie Ihre Grenzen durchsetzen und an ihnen festhalten.

Wärme zeigen und flirten

Wenn Sie Männer führen, ist es sehr wichtig, ihnen gegenüber eine Haltung zu meistern, die Wärme mit Zurückhaltung ausgleicht und nicht als Flirten verstanden wird. Bereitschaft zum Flirt wird durch subtile, nichtverbale Zeichen mitgeteilt. Sie zeigt sich in der Körperhaltung, der Qualität des Augenkontakts, der Färbung der Stimme.

Wärme kann mit den gleichen Zeichen vermittelt werden. Aber Flirt und Wärme unterscheiden sich durch die Absicht hinter dem Verhalten. Genau hier entstehen allerdings öfter Missverständnisse zwischen Frauen und Männern: Frauen sind es gewohnt in der Kommunikation mit anderen Frauen sehr persönliche und private Informationen auszutauschen. In ihrem beziehungsorientierten Kommunikationsstil schaffen diese Informationen eine engere Verbindung und stärken die Beziehung. Männer dagegen trennen strikter zwischen privater und öffentlicher Kommunikation. In ihrem Berufsumfeld – einem öffentlichen Raum – geben sie oft nur sehr wenige private Dinge preis. Wenn ihnen eine Frau dann in diesem öffentlichen Rahmen private Dinge erzählt, interpretieren sie dieses Verhalten oft als einen Versuch mehr Nähe herzustellen und damit als Interesse an ihrer privaten Person oder kurz, als Flirt.

Frauen führen

Wenn Frauen andere Frauen führen, stoßen sie auf andere, nicht minder heikle Probleme. Im Idealfall möchten sie als Managerin aufsteigen und die Freundschaften erhalten, wie sie einst waren. Leider ist dieser Balanceakt schwierig, wenn nicht unmöglich, denn die flachen Beziehungen zwischen Freundinnen stehen im Gegensatz zu den hierarchischen, die in der Wirtschaft vorherrschen.

Praktisch ist es unmöglich, Busenfreundin einer Frau zu bleiben, die Ihre Untergebene geworden ist. Wenn Sie Hardball spielen, müssen sie eventuell eine Freundschaft für eine Position opfern.

Ja, ein Mann kann alles durcheinander bringen und seiner Sekretärin Arbeit auf den Tisch knallen, die Sekretärin wird dieses Verhalten zähneknirschend akzeptieren, aber einer Frau wird es angekreidet, mindestens als maßlos überheblich. Nein, es ist nicht fair, es ist einfach so. Wenn Sie direkte Macht über eine Mitarbeiterin haben, können Sie Anweisungen geben, aber Sie müssen trotzdem darauf achten, die persönliche Seite der Beziehung zu managen.

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Über den:die Autor:in

Ute Höfer

Diplom-Pädagogin, langjährige Managementtrainerin der Haufe Akademie und Coach.

Zur Themenübersicht Führung und Leadership