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Führen in Teilzeit – geht das?

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Führungskräfte in Teilzeit sind in Deutschland eher selten anzutreffen. Viele Leader denken, dass sich Teilzeitarbeit nicht mit einer Führungsrolle vereinbaren lässt. Doch dem ist nicht so. Häufig stehen nur tradierte Rollenbilder im Weg. Wir zeigen Ihnen die Möglichkeiten.

Warum Teilzeitarbeit unter Führungskräften immer noch wenig verbreitet ist

Spätestens seit der Corona-Krise haben Unternehmen weltweit neue Arbeitszeitmodelle ausprobiert. Vieles, was vorher undenkbar war, ist heute oftmals möglich. Dazu gehören 100 Prozent Remote Arbeitsplätze. Doch wenn es um Teilzeitlösungen für Führungskräfte geht, sieht es meist mau aus.

Wer genauer hinschaut, kann folgende Gründe für die Zurückhaltung erkennen:

Die Führungsrolle wird weiterhin traditionell interpretiert:

In Deutschland gilt in vielen Betrieben immer noch ein hohes Arbeitszeitpensum als zentrales „Qualitätskriterium“ für eine Führungskraft. Wer viel arbeitet, hat seine Rolle also entsprechend verdient. Häufig werden überdurchschnittliche Arbeitszeiten von Arbeitgeber:innen indirekt oder unausgesprochen erwartet. Wer dann das Stichwort „Teilzeit“ als Führungskraft einbringt, wird schnell als nicht so fleißig oder eher ungeeignet für den Führungsjob betrachtet.

Führungskräfte haben Angst vor einem Statusverlust:

Teilzeit wird häufig mit einem Verlust an Macht und Status gleichgesetzt, weil weniger Arbeitszeit auch mit Einkommenseinbußen verbunden ist. Es gibt viele Führungskräfte, die fürchten, dass sie bei einer Teilzeitregelung schneller ersetzt werden könnten. Auch im privaten Umfeld denken viele, dass sie an Ansehen verlieren, wenn sie als Leader:in „nur“ in Teilzeit arbeiten.

Es ist unklar, wer wofür zuständig ist:

Teilen sich Führungskräfte eine Stelle und arbeiten jeweils in Teilzeit, fürchten Leader wie Unternehmen, dass es zu einem Zuständigkeitschaos führen kann. Darüber hinaus glauben viele Beschäftigte in Führungspositionen, dass sie bei einem Teilzeitmodell gegeneinander ausgespielt werden könnten.

Führungskräfte befürchten einen „Rückschritt” auf der Karriereleiter:

Manch eine oder einer fürchtet, dass sie oder er als Teilzeitführungskraft Einbußen im Lebenslauf hat. Sie haben Angst, dass sie möglicherweise nicht mehr befördert werden, weil man sie als nicht so leistungsfähig wie Vollzeitkräfte betrachtet.

Wie lassen sich Argumente gegen Führen in Teilzeit entkräften?

Wer sich die Argumente gegen die Teilzeitarbeit in Führungspositionen genauer ansieht, wird vieles finden, was zunächst einmal nicht von der Hand zu weisen ist. Dennoch bedeutet das nicht, dass Führen in Teilzeit unmöglich ist. Im Gegenteil. In einem modernen Arbeitsumfeld spricht vieles für Teilzeitkräfte in Führung.

1. Effizienz ist wichtig: So können Führungskräfte durchaus in Teilzeit arbeiten und trotz geringerer Gesamtstundenzahl genug leisten, um ihre Rolle zu 100 Prozent auszufüllen. Hier geht es um Effizienz. Teilzeitführungskräfte müssen sinnvolle Prioritäten setzen und Aufgaben planen können. Dann ist ein Teilzeitjob möglich. Dabei helfen folgende Fragen:

  • Welche Kernaufgaben sind zu erfüllen?
  • Welche dieser Aufgaben muss ich als Führungskraft selbst erledigen und welche kann ich abgeben?
  • Welche Mitarbeitenden stehen mir zur Verfügung, um Aufgaben abzugeben?
  • Welche Regelungen müssen im Betrieb geändert werden, damit ich in Teilzeit arbeiten kann?

Wenn diese Fragen beantwortet werden, kann effizientes Arbeiten als Führungskraft möglich werden.

2. Ergebnisse sind wichtig: Wer beim Arbeiten als Leader:in in Teilzeit ähnliche oder dieselben Ergebnisse wie eine Vollzeitkraft erzielt, wird hinsichtlich seines Status als Führungskraft keine Einbußen erleben. Im Gegenteil, viele werden mehr Respekt haben, weil es diese Person in kürzerer Zeit schafft.

3. Delegieren ist ein wichtiger Skill: Wer in Teilzeit arbeitet, muss in weniger Zeit effizienter sein. Das haben wir bereits beschrieben. Um als Führungskraft zum Ziel zu kommen, ist Delegieren wichtig. Teilzeit-Führungskräfte müssen in der Lage sein, Aufgaben so zu verteilen, dass jeder und jede die Schritte gewissenhaft erfüllt. So lässt sich das Gesamtziel auch mit weniger direkter „Führungsarbeit” erreichen. Agile Führung ist sehr gut geeignet, um besser delegieren zu können und in Teilzeit zu arbeiten. Oftmals wird auch das Argument vorgebracht, dass Führungskräfte in Teilzeit weniger ansprechbar sind. Doch wer genauer hinsieht, wird feststellen, dass das ein grundsätzliches Problem bei Führungsrollen ist. Leader:innen sind häufiger in Meetings, haben Telefonate und Gespräche zu führen und sind deshalb weniger greifbar. Durch das Delegieren können Aufgaben besser verteilt werden und Führungskräfte in Teilzeit können dann ebenso gut erreicht werden wie Vollzeitkräfte. Darüber hinaus muss am traditionellen Bild gearbeitet werden. Möglich sind auch Job-Sharing-Modelle, bei welchen sich zwei Führungskräfte eine Rolle teilen.

4. Selbstbewusstsein und ein hoher Selbstwert sind wichtig: Wer Rückschritte in der Karriere befürchtet, weil er oder sie in Teilzeit führt, sollte das notwendige Selbstbewusstsein für Jobgespräche aufbringen, um dagegenzuhalten. Schließlich haben Teilzeit-Führungskräfte bewiesen, dass sie in deutlich weniger Zeit durch kluges Delegieren und effizienteres Arbeiten sehr gute Ergebnisse erzielen können. Für Unternehmen als künftige Arbeitgeber können gerade diese Skills sehr interessant sein.

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Führen in Teilzeit ein Modell für die Zukunft?

Wenn Unternehmen es Führungskräften ermöglichen, in Teilzeit zu arbeiten, können sie sich als attraktiver Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt präsentieren. Gerade Führungsjobs leiden häufig darunter, dass Familie und Beruf sich nur sehr eingeschränkt vereinbaren lassen. Mit Teilzeitmodellen können Leader auf familienfreundlichere Arbeitsbedingungen vertrauen. In einem hart umkämpften Arbeitsmarkt ein großes Plus für Arbeitgeber.

Unternehmen müssen nicht von heute auf morgen alle Führungspositionen neu durchdenken. Es ist sicherlich möglich, Führen in Teil- und Vollzeit in einem Unternehmen gleichzeitig anzubieten. Wichtig ist dabei, dass die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit das möglich ist.

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Online-Redaktion

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