NEW WORK als buzzword …. ist das ein Modetrend, der wieder vorbei geht? Oder einfach nur neuer Wein in alten Schläuchen? Mit Nichten, da wir uns tatsächlich in einer großen Transformation, unter anderem angetrieben durch die Digitalisierung, Globalisierung und dem demografischen Wandel befinden. Die Anforderungen des Marktes an eine wesentlich erhöhte Agilität bei der Umsetzung von Aufträgen, Dienstleistungen und Projekten sowie den konsequenten Fokus auf den Kundenbedarf trägt wesentlich dazu bei, dass Prozesse auf den Kopf gestellt werden müssen und die bisherigen Erfolgskonzepte an ihre Grenzen stoßen.
„Nur wenige Veränderungen beeinflussen Unternehmen und Gesellschaften derart nachhaltig, wie eine Änderung des Prinzips, auf dem die Organisation der Arbeit beruht.“ Peter F. Drucker
Dieser nachhaltige Change umfasst die gesamte DNA einer Organisation, also Hardfacts und Softfacts gleichermaßen. Hierarchische Strukturen, Prozessabläufe und Steuerungsinstrumente werden sich gleichzeitig mit der Art der Zusammenarbeit, der digital unterstützen Kommunikation und den fachlichen und sozialen Kompetenzen weiterentwickeln, verändern oder vollkommen neu gedacht werden. Wir sprechen von der Workolution, in der ohne Sinn und Zielvermittlung, ohne eine starke Vorbildfunktion der Führungskräfte kein wirklich großer Beitrag der Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg entsteht. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es für beide Seiten, für die des Arbeitgebers und die des:der Arbeitnehmer:in, einen starken Mehrwert der Arbeit – idealerweise muss es Freude machen, sich einbringen zu können, in einem Umfeld, welches kreative Gestaltungsräume genauso selbstverständlich bietet, wie flexible Arbeitszeitmodelle, agile Arbeitsmethoden und digitale Kommunikationskanäle, um sich mit allen austauschen zu können. Zukünftig werden Arbeitgeber:innen zu Work-Designer:innen, Führungskräfte zu Work-Influencer:innen und Arbeitnehmer:innen zu Work-Usern. Arbeit wird sich entsprechend weiter drastisch verändern, speziell in der westlich geprägten Welt, in der gut ausgebildete und zudem engagierter Mitarbeitende Mangelware werden und teilweise schon sind.
Je nach Berufszweig und Standort des Unternehmens ist die Suche nach passenden Bewerbern ein richtiger Kampf um Ressourcen geworden und lässt viele Führungskräfte und HR schier verzweifeln.
Zitat eines Geschäftsführers aus der IT-Branche:
„Das derzeitige Einstellungskriterium für einen IT-Entwickler ist neben einer durchschnittlichen fachlichen Qualifikation einfach nur die Körpertemperatur von 37,5° … mit weiteren Ansprüchen finden wir derzeit einfach keine neuen Mitarbeiter! Die vorhandene Belegschaft muss man teilweise wie ein rohes Ei behandeln und sie hegen und pflegen, nur um zu verhindern, dass Sie von uns gut ausgebildet zum Mitbewerber abwandern. Umso wichtiger ist es heute und für die Zukunft, eine attraktive Arbeitsatmosphäre und agile Arbeitsbedingungen bieten zu können.“
Zeitgleich gilt es im Prinzip durch NEW WORK die bereits an Bord befindlich Mitarbeitenden neu zu inspirieren und sich bei Bewerbern deutlicher als attraktiver Arbeitgeber ins Bild zu setzen. Sichere Arbeitsplätze, gute Sozialleistungen und eine angemessene Bezahlung sind nur noch die Basis und eine klar empfundene Selbstverständlichkeit. Alle „add on‘s“ zeichnen einen „coolen” Arbeitgeber aus und werden in Zukunft verstärkt darüber entscheiden, ob Mitarbeitende sich wohl fühlen und ihren Beitrag zum Erfolg leisten.
NEW WORK braucht Collaboration
Auf jeden Fall rücken Mitarbeitende mit ihren individuellen Fähigkeiten ins Zentrum, da durch agilere Arbeitsformen bestehende Hierarchien verflachen oder sogar aufgehoben werden. Es geht verstärkt um Arbeit, die eine temporäre Loyalität optimal bedient, in der Sinnstiftung, Kreativität und Individualität gefördert wird. Synchron hierzu bedarf es einer collaborativen Führung, die neue Rollen der Führung lebt und sich verstärkt als Coach definiert, der Engagement ermöglicht.
Im NEW WORK Kontext wird die Führungskraft zum „Facilitator“, der:die in den verschiedenen Arbeits-phasen den Gestaltungsprozess der Mitarbeitenden unterstützt und Inspiration und Fokussierung im „richtigen Maß“ anbietet. Er:Sie ist auch der „Provider“, der zeitliche Ressourcen sicherstellt und aktuelle Werkzeuge, Materialen und Methoden zur Verfügung stellt, um Kreativität und die Selbstorganisation der Einzelnen und von Teams, die sich von tradierte und bestehende Arbeitsformen lösen, zu ermöglichen. Als „Communicator“ nutzt er:sie seine formellen und informellen Möglichkeiten, um das Team und seine Mitarbeitenden den Support anzubieten, den das Team oder das Individuum braucht, um weiter zu kommen.
Neue Kompetenzfelder
So wie die Führungskraft sich weiterentwickeln wird, werden Mitarbeitende wesentlich mehr als „Persönlichkeit“ gefordert. Hierbei ist der Umgang mit Veränderungen, der Kooperation mit anders Denkenden und ambivalent handelnden Abteilungen sowie die gelebte Diversität in der Zusammen-arbeit von entscheidender Wichtigkeit. Aufbauend auf vorhandene soziale und fachliche Kompetenzen braucht NEW WORK den gesamten Menschen mit seinen individuellen Stärken und Fähigkeiten. Mitarbeitende, die Verantwortung übernehmen, die sich selbst organisieren und die die angebotenen Freiheiten und Privilegien zum Wohl des Unternehmens nutzen.
Sechs Kompetenzfelder sind hierfür besonders wichtig:
Diese schaffen die Basis, um exakt auf die persönlichen Optimierungsfelder abgestimmte Personalentwicklungsmaßnahmen einerseits und eine individuelle Führungsarbeit andererseits zu bieten. Damit wird das Ziel verfolgt, Mitarbeitenden in diesen Kompetenzfeldern zu fordern und zu fördern, persönlich und fachlich weiterzuentwickeln, um damit die Softfacts für NEW WORK zu schaffen. So kann eine neue Arbeitskultur greifen, die neben der Skill-Entwicklung der gesamten Mannschaft inklusive die der Führungskräfte und des Managements auch NEW WORK Spaces benötigt, die maßgeblich die Arbeitsatmosphäre beeinflussen.
Chaos & Ordnung = Kreativität
Neben einer offenen Unternehmens- und Führungskultur und den verschiedenen Arbeitsmodellen braucht es auch neu gestaltete Räumlichkeiten, die Wohlfühlen und kreatives Arbeiten sowie einen kollegialen Austausch in entspannter Atmosphäre ermöglichen. Ziel ist es, ein offenes und inspirierendes Kommunikations- und Arbeitsumfeld zu schaffen und durch die Wahl des Interior und der Raumangebote einen neuen Impuls zu setzen – mit der Fragestellung: Braucht es eher einen „clean“ oder „organischen“ Kreativitätsimpuls? Auch sollte, um NEW WORK zu ermöglichen, sichergestellt werden, dass je nach Phase des fokussierten Arbeitens verschiedene Varianten zu Verfügung stehen? Es braucht Räume für individuelles, konzentriertes Arbeiten und Räume, die spielerisch die Zusammenarbeit mit anderen ermöglichen. Sowie eine Variante, in der Kooperation möglich ist, jedoch getrennt voneinander.
„Ein Raum spiegelt die Kultur, das Verhalten und Prioritäten der sich darin befindlichen Personen.”
Scott Dorley & Scot Witthoff
Diese NEW WORK spaces haben drei unterschiedliche Funktionen, die alle drei berücksichtigt werden müssen, da sie den Bedarfen des Teams und des Einzelnen im Kontext von NEW WORK entsprechen. Es braucht einen sogenannten „Team work space“, in dem das Team gemeinsam an einem Thema arbeiten kann und genügend Platz zur Verfügung hat, mit aktuellen Methoden der Visualisierung und des Prototypings zu agieren. Der „share space“ bietet den Mitarbeitern einen Raum, in dem Präsentationen interaktiv gehalten werden können, Informationen weitergegeben werden und gleichzeitig dem Zuhörer die Möglichkeit bietet, sich aktiv – medial oder one to one – einzuschalten und mitzudiskutieren. Der „informal space“ gibt der informellen Kommunikation, dem gemeinsamen Pausieren, der gemeinsamen Aktivität oder dem entspannt über ein Thema sich austauschen einen Bereich, der aktiv oder zum „chillen“ nutzbar ist.
Mondiales Konzept
NEW WORK ist somit ein umfassendes Konzept, welches die Arbeitswelt von morgen in seiner Vielfalt durchdringt. Der Führungskraft als Inspirations- und Impulsgeber kommt eine besonders große Bedeutung zu, da er bzw. sie maßgeblich Veränderungen initiieren und durchsetzen kann.
Als Geburtshelfer des Neuen braucht es neben einem vielfältigen NEW WORK Konzept auch einen NEW MIND. Dieser ist die Voraussetzung, um Selbstorganisation und Selbstreflexion zu ermöglichen und der Intuition und Emotion als genauso wichtig erachtet wie eine strategische, rationale Vorgehensweisen. Um erfolgreich zu sein, braucht es eine Führungskraft, die im ausbalancierten Maße eine ausgeprägte Beziehungsorientierung mit gleichzeitiger Leistungs- und Ergebnisfokussierung lebt. Mit der Erweiterung der persönlichen Komfortzone, nämlich Bewährtes zu verlassen, um Neues zuzulassen sowie einer gezielten Weiterentwicklung von dafür notwendigen fachlichen und vor allem persönlichen Kompetenzen, gelingt die Transformation der Arbeitswelt – happy NEW WORK!