Es ist ein weit verzweigtes Netzwerk aus Eigentümer:innen, Mieter:innen und mittendrin Miet- und Hausverwaltungen. Es geht um Häuser, Wohngebäude, Grundstücke oder Firmengebäude – neu, alt oder historisch. Die Immobilienbranche ist vielfältig und bietet zahlreiche Möglichkeiten für eine spannende berufliche Laufbahn. Was sich hinter dem großen Begriff der Immobilienwirtschaft alles verbirgt, mit welchen Herausforderung die Branche zu kämpfen hat und welche Karrieremöglichkeiten sich bieten, erfahren Sie im Beitrag.
Das wichtigste in Kürze:
- Vielfalt der Immobilienwirtschaft: Die Branche deckt ein breites Spektrum ab, von Wohn- und Gewerbeimmobilien bis hin zu Grundstücken. Sie umfasst Tätigkeiten wie Planung, Bau, Finanzierung, Verwaltung und Verkauf, was vielfältige Karrieremöglichkeiten bietet.
- Zukunftstreiber: Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Modulares Bauen, energieeffiziente Technologien und Zertifizierungen wie DGNB und LEED fördern grüne Standards. Digitalisierung durch PropTech, VR-Besichtigungen und Blockchain revolutioniert Prozesse. Flexible Konzepte wie Mixed-Use-Entwicklungen und Co-Living prägen das New Normal.
- Herausforderungen und Chancen: Steigende Zinsen, Fachkräftemangel und Sanierungsbedarf alter Gebäude setzen die Branche unter Druck. Dennoch bietet der Fokus auf nachhaltige Innovationen und flexible Nutzungskonzepte Potenziale für eine zukunftsfähige Entwicklung.
Inhalt
- Was ist Immobilienwirtschaft?
- Ziele der Immobilienwirtschaft
- Branchenüberblick: Die Hauptbereiche der Immobilienwirtschaft
- Immobilienwirtschaft vs. Immobilienmanagement
- Berufe in der Immobilienwirtschaft
- Weitere Berufsfelder
- Trends und Treiber der Immobilienwirtschaft
- Nachhaltigkeit
- Green Leases
- Digitalisierung
- Flexible Arbeits- und Wohnkonzepte
- Herausforderungen der Immobilienwirtschaft
- Zukunft der Immobilienwirtschaft
Was ist Immobilienwirtschaft?
Mit Immobilienwirtschaft kommt jeder Mensch auf die ein oder andere Weise in Berührung: ob Wohnung oder Arbeitsraum, Kauf oder Verkauf usw. Die Immobilienwirtschaft als große Klammer beschäftigt sich mit allen Aspekten rund um Immobilien. Dazu gehören Häuser, Wohnungen und gewerbliche oder betriebliche Gebäude. Sie umfasst die Planung, den Bau, die Finanzierung, die Verwaltung und den Verkauf von Immobilien. Daher ist es kaum verwunderlich, dass in diesem Bereich viele verschiedene Akteure tätig sind, wie Bauunternehmen, Immobilienmakler:innen, Investor:innen und Banken. Egal, ob es um den Kauf eines Eigenheims, die Vermietung einer Wohnung oder die Entwicklung eines neuen Bürogebäudes geht – die Immobilienwirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle.
Ziele der Immobilienwirtschaft
Verschiedene Immobilien und verschiedene Akteure führen zu unterschiedlichen Zielen. Doch ist es wichtig zu verstehen, was mit Immobilien bezweckt wird, um einen Einblick in die Branche zu bekommen. Dabei geht es um Wertsteigerung oder Erhaltung bei gleichzeitiger Erfüllung der Bedürfnisse der Eigentümer:innen oder Bewohner:innen. Ziele und Wege, um diese zu erreichen sind u. a.:
- Wertsteigerung: Durch gezielte Investitionen und Maßnahmen soll der Immobilienwert langfristig gesteigert werden.
- Ertragssicherung: Immobilien sollen stabile und möglichst hohe Erträge generieren, sei es durch Mieteinnahmen oder Wertzuwächse.
- Bedarfsdeckung: Die Immobilienwirtschaft soll sicherstellen, dass ausreichend Wohn- und Gewerberaum zur Verfügung stehen, um die Nachfrage zu decken.
- Nachhaltigkeit: Moderne Immobilienwirtschaft legt zunehmend Wert auf nachhaltige und umweltfreundliche Bau- und Bewirtschaftungsmethoden.
- Risikomanagement: Risiken, die mit Immobilieninvestitionen verbunden sind, sollen identifiziert und minimiert werden.
- Effizienz: Prozesse in der Planung, Entwicklung, Finanzierung und Verwaltung von Immobilien sollen effizient gestaltet werden, um Kosten zu senken und die Rentabilität zu erhöhen.
Diese Ziele tragen dazu bei, dass Immobilien als wertvolle Vermögenswerte dienen und gleichzeitig den Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht werden.
Branchenüberblick: Die Hauptbereiche der Immobilienwirtschaft
Immobilie ist nicht gleich Immobilie. Wollen Menschen in der Immobilie wohnen oder arbeiten? Oder handelt es sich „nur“ um ein Grundstück? Die Immobilienwirtschaft lässt sich in vier Hauptbereiche unterteilen, die sich auf unterschiedliche Immobilienarten und deren Nutzung konzentrieren:
- Bei der Grundstückswirtschaft werden, Grundstücke erschlossen oder vermarktet.
- Geht es um Wohnen, also Gebäude, die nur dem Zweck des Wohnens dienen, dann handelt es sich um die
- Gewerbliche Immobilienwirtschaft schließt alle Immobilien ein, die mit dem Bau, der Finanzierung und der Vermarktung von Gewerbeimmobilien einhergehen.
- Ebenso wird von betrieblicher Immobilienwirtschaft gesprochen, wenn es sich um Immobilien von Unternehmen handelt. Dies können z. B. firmeneigene Lagerhallen sein.
Immobilienwirtschaft vs. Immobilienmanagement
Riskiert man einen tieferen Blick in den Bereich, stoßen Interessierte schnell auf den Begriff des Immobilienmanagements. Beide Fachrichtungen weisen zahlreiche Überschneidungen auf, da sie beide den Schwerpunkt auf Immobilienökonomie legen. Der Begriff Immobilienwirtschaft umfasst ein breiteres Spektrum an Tätigkeiten, das von der Projektentwicklung bis hin zum Handel und zur Marktforschung reicht.
Das Immobilienmanagement, auch als Facility Management bezeichnet, fokussiert sich auf die Verwaltung von Immobilien und Immobilienrecht. Immobilienmanager:innen sind für den reibungslosen Betrieb von Gebäuden verantwortlich, beispielsweise von Bürokomplexen, Krankenhäusern, Flughäfen oder Einkaufszentren. Sie überwachen die Wartung und Instandhaltung der Gebäude und sind für die Mietersuche sowie die Erstellung von Nebenkostenabrechnungen zuständig.
Berufe in der Immobilienwirtschaft
Hinter all diesen Bereichen verbergen sich Menschen, die zum Erfolg der Immobilienwirtschaft beitragen und das auf vielfältige Weise. Aus den vier Hauptbereichen ergeben sich zahlreiche Berufsmöglichkeiten. Die bekanntesten, mit denen jede und jeder auf die ein oder andere Art in Kontakt gekommen ist, sind Immobilienmakler:innen oder auch Verwalter:innen. Da muss jedoch differenziert werden. Denn es gibt Immobilienverwalter:innen oder WEG-Verwalter:innen:
- WEG-Verwalter:innen: Speziell für die Verwaltung von Wohnungseigentümergemeinschaften zuständig, mit Fokus auf das Gemeinschaftseigentum, kümmern sie sich um die Belange der Eigentümergemeinschaft.
- Immobilienverwalter:innen: Verwalten Mietobjekte und Eigentumswohnungen, die nicht Teil einer WEG sind, mit Fokus auf Mietverwaltung, Mietvertragsmanagement und Instandhaltung.
Beide Verwalterrollen erfordern spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten, um den jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden.
Weitere Berufsfelder
Aufgrund der zahlreichen Aufgaben sind diverse Funktionen und Berufe zu finden:
- Immobilienkaufmann/-frau: Übernimmt kaufmännische Aufgaben im Immobilienbereich, wie Buchhaltung, Marketing und Vertragsmanagement.
- Bauleiter:in: Koordiniert und überwacht Bauprojekte; stellt sicher, dass Bauarbeiten termingerecht und im Budgetrahmen abgeschlossen werden.
- Gutachter:in: Bewertet den Marktwert von Immobilien für verschiedene Zwecke, wie Verkauf, Finanzierung oder Versicherungen.
- Facility oder Property Manager:in: Verwalten und optimieren den Betrieb von Gebäuden und Anlagen, einschließlich Wartung, Sicherheit und Energieeffizienz.
- Architekt:in: Entwirft Gebäude und plant deren Konstruktion unter Berücksichtigung von ästhetischen, funktionalen und rechtlichen Aspekten.
- Bauingenieur:in: Plant und überwacht die technische Umsetzung von Bauprojekten, sorgt für die Einhaltung von Bauvorschriften und Qualitätsstandards.
- Immobilienfinanzierer:in: Berät bei der Finanzierung von Immobilienprojekten und vermittelt Kredite und andere Finanzierungsformen.
- Immobilienjurist:in: Berät in rechtlichen Fragen rund um Immobilien, wie Kaufverträge, Mietrecht und Bauvorschriften.
Trends und Treiber der Immobilienwirtschaft
Wie viele andere Bereiche, bringt auch die Immobilienwirtschaft, getrieben vom Thema der Nachhaltigkeit, innovative Höchstleistungen.
Nachhaltigkeit
- Modulares Bauen: Bauelemente wie Türen, Wände und Fenster sind so gestaltet, dass sie verschiebbar sind. Aus einer Zwei-Zimmer-Wohnung wird so eine größere Wohnung, die leicht einen Mehr-Generationen-Haushalt ermöglicht. Concular, ein Unternehmen für nachhaltige Baumaterialien, hat Kreislaufwirtschaft zum Geschäftskonzept gemacht: Gebrauchte Materialien wie etwa Leuchten oder Fenster werden ausgebaut und dann in einem anderen Bauprojekt wiederverwendet.
- Energieeffizienz: Einsatz von Technologien und Materialien, die den Energieverbrauch reduzieren. Ein Beispiel wären intelligente Thermostate: Diese Geräte können lernen, wie ein Gebäude genutzt wird und passen automatisch die Heiz- und Kühlzeiten an, um Energie zu sparen, wenn Räume nicht genutzt werden. Sie können auch ferngesteuert werden. Das ermöglicht es, die Temperatureinstellungen von überall anzupassen. Dies führt zu einer erheblichen Reduzierung des Energieverbrauchs und damit auch der Energiekosten.
- Nachhaltige Materialien: Verwendung von umweltfreundlichen Baustoffen und Recyclingmaterialien.
- Zertifizierungen: Die Bewertungssysteme der Zertifizierungen für Nachhaltigkeit im Gebäudebereich sind ganzheitliche Analyse- und Identifikationswerkzeuge:
- Deutsche Gütesiegel Nachhaltiges Bauen (DGNB)
- Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)
- Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM)
- Haute Qualité Environnementale (HQE)
Green Leases
Grüne Mietverträge, sogenannte Green Leases, sind ein gängiges Mittel, um Mieter:innen und Vermieter:innen zur Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen in Gebäuden zu verpflichten bzw. anzuhalten. Durch den Abschluss von Green Leases und das Nachhalten der dort vereinbarten Zielsetzungen lassen sich die regulatorischen Risiken senken, da die Gebäude mithilfe der Mietenden effektiver die zu erzielenden Anforderungen der Nachhaltigkeitsvorschriften erreichen. Zudem fördern Green Leases das Erreichen höherer Nachhaltigkeitsratings bei der DGNB, BREEAM, LEED und GRESB. Was wiederum zu höheren Mieten, höheren Verkaufspreisen und geringeren Leerstandsquoten führen kann.
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Digitalisierung
Digitalisierung ist nicht erst seit gestern ein Trend in der Immobilienbranche, doch ebbt die Welle der Gestaltungsmöglichkeiten nicht ab. PropTech (Property Technology) umfasst Technologien, die Prozesse in der Immobilienwirtschaft effizienter und transparenter gestalten.
- Smart Buildings: Das IoT (Internet of Things) verändert Gebäude und Einrichtungen, die mit intelligenten Technologien ausgestattet sind, um Energieverbrauch, Sicherheit und Komfort zu optimieren.
- Virtuelle Besichtigungen: Nutzung von VR und AR für Immobilienbesichtigungen, um Interessent:innen ein realistisches Bild der Immobilie zu vermitteln.
- Online–Eigentümerversammlungen: Eigentümerversammlungen können inzwischen auch vollständig online und ohne Anwesenheit der Wohnungseigentümer:innen durchgeführt werden
- Blockchain: Einsatz von Blockchain-Technologie für transparente und sichere Transaktionen sowie zur Verwaltung von Eigentumsrechten.
Flexible Arbeits- und Wohnkonzepte
Die Corona Pandemie hat die Art des Lebens und Arbeitens vieler Menschen nachhaltig verändert. Jeden Tag im Büro arbeiten – für viele nicht mehr vorstellbar. Homeoffice, Workation und Co. sind das New Normal und so passen sich Wohn- und Arbeitskonzepte an: Büroflächen werden anders geplant, Hostels bieten Co-Working-Spaces an.
- Mixed-Use-Entwicklungen: Kombination von Wohn-, Arbeits- und Freizeitflächen in einem Gebäude oder Quartier, um kurze Wege und eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.
- Co-Working Spaces: Flexible Arbeitsräume, die von verschiedenen Unternehmen und Freiberufler:innen genutzt werden können.
- Co-Living Spaces: Gemeinschaftliche Wohnkonzepte, bei denen Bewohner:innen private Schlafzimmer und gemeinsame Wohnbereiche teilen.
- Homeoffice: Zunehmende Bedeutung von Heimarbeitsplätzen, was die Nachfrage nach größeren Wohnungen mit Arbeitsbereichen erhöht.
Herausforderungen der Immobilienwirtschaft
Wie viele andere Branchen, so steckt auch die Immobilienwirtschaft in der Krise. Bauen lohnt sich nicht mehr. Denn es ist unrentabel. Zum Teil werden nur noch die Gebäude fertiggestellt, die schon geplant wurden oder, wo ein Grundstück bereits vorhanden war. Es fehlt an Materialien, Fachkräften und Käufer:innen. Das alles ist kein Wunder und auch kein Pech, sondern eine logische Folge steigender Zinsen. Und wer das Ganze nicht nachhaltig gestaltet, ist raus aus dem Spiel. Dafür finden sich nämlich keine Investor:innen.
Doch so wichtig Nachhaltigkeit auch ist, so herausfordernd ist es für die Beteiligten in der Immobilienbranche. Das große Thema lautet hier Sanierung. Der Blick auf den Markt zeigt, wie dringlich das Thema ist: „Rund ein Viertel (24 %) des deutschen Wohngebäudebestands wurde vor dem Baujahr 1946 errichtet worden sowie weitere 36 % mit einem Baujahr vor 1978. Damit sind insgesamt ca. 60 % aller Wohngebäude vor Inkrafttreten der Ersten Wärmeschutzverordnung (1978) errichtet worden. Seit Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 wurden rund 1 Mio. Wohngebäude (5 % des Gebäudebestands) gebaut.“¹
Die unterschiedlichen Akteure nehmen unterschiedliche Herausforderungen als drängend wahr. Während die einen mit knappem Wohnraum kämpfen, andere mit Mangel an Materialien und Ressourcen, die im besten Fall nachhaltig und ressourcenschonend produziert werden, sorgen sich andere um die Volatilität der Märkte und Zinsänderungen. Wirtschaftliche und politische Instabilität erschweren die Situation zusätzlich.
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Zukunft der Immobilienwirtschaft
Die zentralen Stärken für die Zukunft sind Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Die Chancen, die sich Unternehmen und Akteuren in der Immobilienbranche durch Treiber wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und innovative Technologien bieten, sind schier unendlich. Vorreiter wie Concular oder Madaster haben die Kreislaufwirtschaft bereits fest in ihr Geschäftsmodell integriert und sich damit zukunftssicher gemacht.
Herausforderungen wird es immer geben. Jedoch sind die Möglichkeiten, die sich Interessierten bieten, zahlreich. Der demografische Wandel schärft den Blick für familienfreundliche Wohnkonzepte und mehrgenerationale Wohnlösungen. Gleichzeitig eröffnen sich neue Möglichkeiten für Co-Working und Co-Living sowie innovative Umnutzungen für leerstehende Büroflächen (Revitalisierung). Die Zukunft der Immobilienwirtschaft ist von einer Mischung aus Trends und Entwicklungen geprägt, angetrieben von technologischen Innovationen, gesellschaftlichen Veränderungen und wirtschaftlichen Dynamiken. Es ist eine Zeit voller Potenziale und Möglichkeiten – ein spannendes Kapitel wartet darauf, geschrieben zu werden.
¹Dena Gebäudereport 2024.