Den Kolleg:innen aus Mexiko, Indien und USA im Videocall die Projektergebnisse präsentieren? Mit dem französischen Kollegen anstehende Aufgaben besprechen? Für ein Projekt ein paar Monate nach Südafrika übersiedeln? Unsere Geschäfts- und Arbeitswelt wird zunehmend internationaler und dadurch komplexer. Neue Kompetenzen sind gefragt. Eine Fremdsprache „verhandlungssicher“ zu beherrschen, reicht längst nicht mehr aus. Welche Kompetenzen Sie im internationalen Business fit für die Zukunft machen, haben wir für Sie zusammengefasst.
Herausforderungen im internationalen Business: Wie man sie meistert
Die Welt wächst zusammen: Waren, Innovationen, Ideen, Talente und Daten wechseln tagtäglich zwischen Regionen, Ländern und Kontinenten. Geschäfte werden über Landesgrenzen hinweg abgewickelt. Vor der Corona-Pandemie lag die Zahl der Geschäftsreisen von deutschen Unternehmen beispielsweise bei 195 Millionen. 195 Millionen Geschäftsreisen! Das sind 50 Millionen mehr als im Jahr 2004¹ . Dieses internationale Business verlangt Fach- und Führungskräften einiges ab.
Da wären zum einen mögliche sprachliche Barrieren. Wenn nicht beide Gesprächspartner:innen in ihrer Muttersprache kommunizieren, gehen wichtige Details in der Übersetzung verloren. Zwar schafft die internationale Handelssprache Englisch eine gute Grundlage für Verhandlungen zwischen Geschäftspartner:innen, deren Muttersprache nicht dieselbe ist. Doch auch hier konferieren beide Seiten in einer Sprache, die nicht ihre eigene ist.
Zum anderen kommen mit den internationalen Geschäften neue rechtliche Rahmenbedingungen auf Unternehmen und Verantwortliche zu. Wer in Deutschland sitzt, aber in Marokko produziert, hat zwei Rechtssysteme, mit denen er sich auseinandersetzen muss. Wer im EU-Ausland Lieferant:innen hat, kämpft mit dem Zoll. Auch die Logistik wird mit zunehmender Distanz komplexer. Wer in Deutschland sitzt, in Malaysia produziert, aber hauptsächlich nach Nordamerika exportiert, braucht verlässliche Partner:innen vor Ort sowie eine transparente Kommunikation entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
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Erfolgreich im Ausland arbeiten: Auf diese Schlüsselkompetenzen kommt es an
Damit die Zusammenarbeit mit internationalen Geschäftspartner:innen reibungslos funktioniert und keine Missverständnisse entstehen, sollten Fach- und Führungskräfte die folgenden Schlüsselkompetenzen ausbauen. Die Fähigkeiten fungieren als Bindeglied zwischen Kulturen, Nationen und Arbeitsweisen. Von interkultureller Sensibilität bis hin zur Fähigkeit der interkulturellen Kommunikation – all diese Fertigkeiten tragen zu der Bildung interkultureller Kompetenz und damit zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit in einer weltweit vernetzten Arbeitslandschaft bei.
Agilität
Internationale Kompetenz erfordert eine agile Denkweise, die es ermöglicht, sich kontinuierlich an Veränderungen anzupassen und sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Eine agile Haltung ermöglicht es, schnell auf unerwartete Situationen zu reagieren, auf kulturelle Unterschiede einzugehen und effektive Lösungen zu finden. Sie fördert auch die Fähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, um besser auf die Anforderungen einer vielfältigen und sich verändernden Arbeitswelt einzugehen.
Daraus entsteht eine Atmosphäre des Respekts, der Offenheit und des Lernens, die für erfolgreiche internationale Beziehungen und Zusammenarbeit unerlässlich ist.
Interkulturelle Kommunikation
Interkulturelle Kommunikation bildet das Rückgrat der interkulturellen Kompetenz und spielt eine entscheidende Rolle für die erfolgreiche Zusammenarbeit in multikulturellen Umgebungen. Sie ermöglicht den Austausch von Ideen, Informationen und Perspektiven zwischen Menschen verschiedener kultureller Hintergründe.
Die Fähigkeit, effektiv und respektvoll zu kommunizieren, unabhängig von kulturellen Unterschieden, ist von zentraler Bedeutung. Dies umfasst nicht nur die sprachliche Kommunikation, sondern auch das Verständnis für nonverbale Signale, soziale Normen, Werte und kulturelle Kontexte.
Eine gute interkulturelle Kommunikation fördert die Entwicklung von Empathie und Sensibilität gegenüber kulturellen Unterschieden. Sie trägt dazu bei, Konflikte zu minimieren, indem potenzielle Missverständnisse frühzeitig erkannt werden.
Internationales Netzwerk
Der Aufbau von Beziehungen zu Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen bietet die Möglichkeit, Einblicke in unterschiedliche Denkweisen, Traditionen und Arbeitsweisen zu gewinnen.
Ein solches Netzwerk ermöglicht auch den Austausch von Wissen und bewährten Praktiken in einem globalen Kontext. Der regelmäßige Kontakt mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen fördert das Verständnis für kulturelle Unterschiede und trägt dazu bei, interkulturelle Sensibilität zu entwickeln. Außerdem bietet ein internationales Netzwerk die Möglichkeit, neue Ideen zu generieren, innovative Lösungen zu entwickeln und gemeinsame Projekte zu realisieren. Es schafft eine Plattform für den kulturellen Austausch und fördert die Entwicklung von Fähigkeiten wie interkulturelle Kommunikation, Teamarbeit und Konfliktlösung in einem globalen Kontext.
Verhandlungsfähigkeit
In internationalen Situationen können Verhandlungen besonders komplex sein, da unterschiedliche kulturelle Hintergründe zu verschiedenen Verhandlungsansätzen, -stilen und -prioritäten führen können.
Eine effektive Verhandlungsfähigkeit erfordert nicht nur die Kenntnis der eigenen Verhandlungsstrategien, sondern auch die Sensibilität und Anpassungsfähigkeit an die kulturellen Normen und Praktiken des Gegenübers. Wichtig dafür ist ein Bewusstsein, wie Verhandlungen in verschiedenen Kulturen geführt werden und welche Werte und Verhaltensweisen dabei eine Rolle spielen.
Internationale Verhandlungsfähigkeit beinhaltet die Bereitschaft, kulturelle Unterschiede zu akzeptieren und zu respektieren, um gemeinsame Vereinbarungen zu erreichen. Dies kann den Einsatz von verschiedenartigen Verhandlungsstrategien erfordern, die sich je nach kulturellem Kontext unterscheiden.
Fremdsprachen
Fremdsprachenkenntnisse sind ein unverzichtbares Werkzeug für internationales Business. Englisch ist die am häufigsten verwendete Sprache in internationalen Geschäftsbeziehungen. Je nach Bereich und Branche sind tiefer gehende Sprachkenntnisse von Vorteil, beispielsweise wenn es um die Kommunikation zu hochtechnisierten Produkten oder Prozessen geht. Doch Englisch ist nicht die einzige wichtige Sprache im internationalen Businesskontext. Durch das Erlernen einer Fremdsprache können nicht nur Worte und Sätze verstanden werden, sondern auch kulturelle Unterschiede in der Kommunikation, in der Art und Weise, wie Gedanken und Ideen ausgedrückt werden, sowie in den kulturellen Konnotationen bestimmter Wörter oder Ausdrücke. Wer sich bemüht, eine Fremdsprache zu erlernen oder zumindest Grundkenntnisse zu erwerben, zeigt Respekt und Wertschätzung für die andere Kultur und die Menschen. Es signalisiert Offenheit, Interesse und die Bereitschaft, sich in die Perspektive einer anderen Kultur einzufühlen – ein wichtiger Schritt zur Entwicklung interkultureller Sensibilität.
Im EF English Proficiency Index (EF EPI) 2023 erreicht Deutschland 604 Punkte und rankt damit auf Position 10 von 113 untersuchten Ländern. Die Englischkenntnisse der Deutschen sind damit „sehr gut“, besser sind sie jedoch in Portugal, Südafrika, Schweden, Belgien, Dänemark, Norwegen, Österreich, Singapur und zuoberst in den Niederlanden²
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Die wichtigsten Führungskompetenzen im internationalen Business
Neben den bereits erwähnten Kompetenzen wie Agilität, Verhandlungsfähigkeit und Fremdsprachen, brauchen besonders Führungskräfte zusätzliche Social Skills, um Projekte und Fachkräfte im internationalen Kontext erfolgreich zu managen. Dazu zählt die Fähigkeit, ein internationales Team zusammenzubringen und zu motivieren. Das ist oftmals nicht leicht, wenn einzelne Teammitglieder in verschiedenen Ländern oder sogar verschiedenen Zeitzonen sitzen. Der Austausch nimmt ab, der Informationsfluss stockt. Hier setzen gute Führungskräfte an und fördern die internationale Zusammenarbeit mit regelmäßiger und klarer Kommunikation: Wie sind die Rollen verteilt? Wer übernimmt was? Und wann und wie findet das Team regelmäßig zusammen?
Wichtige Grundlage für internationale Teams ist zudem das gegenseitige Vertrauen. Stammen Teammitglieder aus unterschiedlichen Kulturen, haben sie einen unterschiedlichen Erfahrungshorizont, gehen manche Dinge anders an und haben unterschiedliche Vorstellungen von Teamarbeit. Das führt zu Missverständnissen und Konflikten. Basiert die Zusammenarbeit allerdings auf einer Kultur des Vertrauens, in der sich alle Beteiligten mit Offenheit und Verständnis begegnen, gelingt auch die Zusammenarbeit über Ländergrenzen und Zeitzonen hinweg.
Zukunft des International Business: Trends und Chancen
Die Welt wird sich immer weiter vernetzen. Automatisierung und Digitalisierung nehmen weiter zu. Das Thema Nachhaltigkeit wird wichtiger. Dadurch steigt der Druck für den Austausch mit Lieferant:innen in der ausländischen Produktionsstätte. Die Herausforderungen, aber auch die Chancen im internationalen Business sind groß. Um sie zu nutzen, sind neue Kompetenzen gefragt. Für Fach- und Führungskräfte lohnt es sich, in die eigenen internationalen Fähigkeiten zu investieren.
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¹ Statista, 2022, “Anzahl der Geschäftsreisen von deutschen Unternehmen in den Jahren 2004 bis 2021“. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/72112/umfrage/anzahl-der-geschaeftsreisen-seit-2004/.
² EF, 2022, „Das weltweit größte Ranking von Ländern und Regionen nach ihren Englischkenntnissen“. https://www.ef.de/epi/.
