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Der Ton macht die Musik – so verleihen Sie Ihrer Stimme Kraft

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Haben Sie auch schon mal ein Hörbuch trotz spannender Story links liegen lassen, weil Ihnen der:die Sprecher:in nicht gefiel? Ist eine Stimme wortwörtlich nicht „ansprechend“, geht häufig auch die Botschaft des Gesagten verloren. Tatsächlich besitzt unsere Stimme eine stark unterschätzte Macht: Sie gewährt unserem Gegenüber direkten Zugang zu unseren Gefühlen und kann so bestenfalls als Eisbrecher und Türöffner dienen. Auf der anderen Seite kann sie jedoch zum heimtückischen Verräter werden, wenn wir gestresst oder aufgeregt sind. Umso wichtiger ist es, unsere Stimme zu trainieren, um sie auch in stressigen Situationen kontrollieren und bewusst einsetzen zu können. Mit den Übungen in diesem Beitrag leistet Ihre Stimme echte Überzeugungsarbeit.

Lernen Sie sich besser kennen

Unsere Stimmung und Stimme sind unmittelbar miteinander verbunden. Deshalb ist es sinnvoll, die Wahrnehmung sich selbst gegenüber zu schärfen und regelmäßig in sich hineinzuhorchen: Wie wirken meine Körperhaltung und Stimme, wenn ich angespannt bin und wie, wenn ich ruhig und gelassen bin? Wie verändert sich meine Atmung, wenn ich nervös bin? Je besser wir unsere Gefühle und ihre Auswirkungen auf unseren Körper kennen, desto eher sind wir in der Lage, darauf einzugehen und bewusst gegenzusteuern. Dies kommt wiederum unserer Performance bei Präsentationen, Kundengesprächen oder Vorträgen zugute.

Atmen Sie tief durch

Die Grundlage einer wohlklingenden, vollen Stimme ist die richtige Atmung. Wir alle kommen mit der Zwerchfellatmung, einer physiologischen Tiefatmung zur Welt. Leider geht uns diese intuitive Atmung im Laufe der Zeit verloren: Wir verlernen in stressigen Situationen tief durchzuatmen und nehmen unserer Stimme den benötigten Resonanzraum. So wird unsere Stimme instabil und brüchig, oder sie quittiert schlimmstenfalls sogar komplett den Dienst. Durch die folgende Übung und etwas Training reaktivieren Sie Ihre Zwerchfellatmung und sind in der Lage, diese auch in stressigen Situationen einzusetzen: Stellen oder setzen Sie sich gerade hin, die Füße hüftbreit aufgestellt, und legen Sie Ihre Hände unterhalb des Rippenbogens auf. Atmen Sie durch die Nase ein und spüren Sie dabei deutlich, wie sich der Bauch unter ihren Händen hebt. Atmen Sie dann durch den Mund mit einem hörbaren “ffff” wieder aus.

Eine Frage des guten Tons

Bei Nervosität und Anspannung kann es passieren, dass bei ihnen die Stimme aufgrund der einsetzenden Hochatmung immer weiter nach oben geht und sich womöglich sogar überschlägt. Das kann auf das Gegenüber abschreckend und inkompetent wirken, denn die meisten Menschen empfinden eine mittlere Stimmlage als angenehm – und damit auch als kompetent. Diese Entscheidung hat mit unseren ersten Hörerfahrungen zu tun. Bereits mit ca. 58 Tagen entwickeln wir als Föten im Mutterleib unser Gehör. Dann nehmen wir die Sprache unserer Umgebung durch das Fruchtwasser abgedämpft wahr, was der mittleren Stimmlage entspricht. Und so produzieren Sie diesen für uns so angenehmen „guten Ton“: Atmen Sie mit der zuvor beschriebenen Zwerchfellatmung tief ein und summen Sie mit der Ausatmung ein zustimmendes „Hmmm“, bis dieser Ton in Ihrem Schädel vibriert. So senkt sich Ihre Stimme auf die mittlere Frequenz ein. Vor dem nächsten beruflichen Gespräch ziehen Sie sich zurück und „summen“ sich ein. Das Ergebnis: Ein wohlklingender, starker Auftritt.

Kommen Sie auf den Punkt

Um Ihrer Aussage mehr Kraft und Kompetenz zu verleihen, sollten Sie kurze Sätze verwenden und auf den Punkt sprechen. Das heißt, dass Sie am Satzende die Stimme senken sollten. Viele Menschen gehen am Satzende mit der Stimme nach oben, so dass der Zuhörer den Eindruck gewinnt, das Gesagte sei noch nicht zu Ende oder der:die Sprecher:in stelle seine:ihre eigenen Worte infrage.

Lernen Sie von den Besten

Bestimmt haben auch Sie einen:eine Synchronsprecher:in, Moderator:in oder Podcaster:in, der:die Sie als besonders sympathisch und wohlklingend empfinden. Suchen Sie sich ein Stimmvorbild, dessen Klang und Rhetorik Sie inspirieren und überlegen Sie sich, warum Sie gerade diese Stimme so überzeugt. Achten Sie dabei auf Betonung und Dynamik, Aussprache, Lautstärke und Pausen. Dann beginnen Sie, von ihrem Stimmvorbild gesagte Sätze zu wiederholen, bis Sie annähernd so klingen. Wichtig: Unsere Stimme ist so einzigartig wie unser Fingerabdruck. Dementsprechend werden Sie nie exakt wie Ihr gewähltes Vorbild klingen. Dennoch trainieren Sie so effektiv eine selbstbewusste Stimme und schulen Ihre Achtsamkeit für Ihre Rhetorik.

Zu guter Letzt: Haben Sie Spaß

Lächeln Sie! Eine lebendige Sprechweise können Sie mit Gestik und einer zuvorkommenden Mimik, wie zum Beispiel mit einem Lächeln unterstützen. Setzen Sie beim Sprechen Ihren Körper ein, und verwenden Sie eine freundliche Mimik, dann wird auch Ihre Sprache automatisch melodiöser und abwechslungsreich. Darüber hinaus senkt ein Lächeln – auch wenn es bewusst eingesetzt wird – unseren Stresspegel und signalisiert unserem Gegenüber, dass wir motiviert und positiv gestimmt sind.

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Über den Autor

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Petra Ziegler

Studium der Linguistik und Romanistik (M. A.). Schauspielerin, Sprecherin, Chansonsängerin, Synchronsprecherin und -autorin. Seit 1990 Coach und Managementtrainerin im In- und Ausland für Stimme und Sprechen. Fachautorin. Weiterbildung u. a. in NLP, Transaktionsanalyse, Gewaltfreier Kommunikation, Alexandertechnik und Clownerie.

Zur Themenübersicht Persönliche und Soziale Kompetenzen