Das „Lotusblütenprinzip” – nur blumiges Wortspiel oder wirklich erlernbare und hilfreiche Methoden zur Steigerung der Gelassenheit ? FOCUS-Redakteurin Beate Strobel wollte wissen, wie sich die Überlebensstrategie der Lotusblüte (wertvolle Nährstoffe aufnehmen, Schadstoffe abperlen lassen) auf den Menschen übertragen lässt. Nach dem Besuch des 2-tägigen Haufe Akademie-Seminars „Das Lotusblütenprinzip” berichtete sie über ihre Seminarerfahrungen in der „FOCUS Business“-Ausgabe von Oktober 2018. Wir durften ihr zu ihrem Seminarbesuch einige Fragen stellen.
Das „Lotusblütenprinzip” – wussten Sie mit dem Seminartitel sofort etwas anzufangen?
Was erhofften Sie sich von dem Seminar?
Von der Lotusblüte hatte ich natürlich schon gehört, auch vom sogenannten Lotuseffekt, also dem Phänomen, dass diese Pflanze Verunreinigungen abperlen lässt und nur die Nährstoffe aufnimmt. Ein Gelassenheitsseminar danach zu benennen, ist eine schöne Metapher, denn wer will nicht ein bisschen mehr „Lotusblüte“ sein? Ich selbst bin kein Mensch, der sich schnell aufregt und dann laut wird – ich ärgere mich eher still in mich hinein, was allerdings psychisch nicht weniger belastend ist. Diesen Ärger künftig womöglich gar nicht mehr aufkommen zu lassen oder zumindest mit dieser Emotion konstruktiver umgehen zu können: Das waren meine Hoffnungen für das Seminar.
Welche Erkenntnisse haben Sie mitgenommen, was haben Sie gelernt?
Eine wichtige Lernerfahrung war, dass Wutgefühle nicht direkt durch eine Situation entstehen, sondern erst durch meine Bewertung der Situation. Der Trainer, Thomas Augspurger, hat uns gelehrt, immer wieder zu hinterfragen: Ist das wirklich wahr, was ich gerade denke? Oft stellt sich bei nüchternem Nachdenken dann ja heraus, dass ich dem Gegenüber unbewusst etwas unterstellt habe, das einer Überprüfung gar nicht standhält.
Gab es Momente, die Sie besonders begeistert haben?
Herr Augspurger hatte uns erklärt, dass es sich nun einmal nicht rentiert, mit Bäumen zu diskutieren – dass es also Energie- und Kraftverschwendung ist, sich über etwas zu ärgern, das außerhalb der eigenen Einflussmöglichkeiten liegt. Wenn ein:e Teilnehmer:in danach über festgefahrene Bedingungen im Unternehmen lamentierte oder über beratungsresistente Kunden, sagte stets jemand nur: „Der Baum…“. Das wurde zum Running Gag des Seminars. Und ich werde diese zwei Worte künftig hoffentlich immer innerlich hören, wenn ich mich wieder einmal über Unveränderbares ärgere. Thomas Augspurger hat den Halbsatz „Der Baum…“ als Audiodatei in die Haufe Akademie-Lernumgebung gestellt, so dass ich ihn nun auf meinem Rechner installieren könnte. Wer weiß, vielleicht mache ich das noch.
Welche Tipps und Übungen waren für Sie besonders hilfreich?
Als sehr hilfreich habe ich die Kleingruppen-Arbeit an unseren ganz realen Alltagsärgernissen empfunden – diese noch einmal unter dem Gelassenheitsaspekt zu besprechen und das neue Kommunikationsverhalten darauf anzuwenden, lässt mich einige Erlebnisse nun aus einem anderen Blickwinkel sehen.
Werden Sie von dem Gelernten etwas in Ihren Berufsalltag umsetzen?
Mich begleitet seit dem Seminar ein Satz von Thomas Augspurger: Was passiert, wenn ich nicht reagiere? Wenn man beispielsweise mal nicht die Arbeit der:der Kolleg:in macht und sich gleichzeitig fürchterlich darüber aufregt, weil der:die derweil längst in den Feierabend gegangen ist. Ich werde mich künftig hoffentlich häufiger mal selbst ausbremsen. Und mich stattdessen gelassen zurücklehnen.