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Die drei häufigsten Stolpersteine im Umgang mit Komplexität

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Zunehmende Komplexität ist eines der prägendsten Merkmale unserer Gesellschaft. Die Entwicklungen in Wissenschaft und Technik verändern unsere Welt: Menschen, Organisationen und Systeme vernetzen sich immer stärker und kommunizieren wechselseitig und schnell miteinander.

Je mehr sich dieses Netzwerk an Interaktionen ausdehnt und verdichtet, desto größer und verwobener werden die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, technologischen und ökologischen Abhängigkeiten. Das Ergebnis: Ein immer komplexer werdendes Gesamtbild. Das Problem: In komplexen Situationen kann die Änderung eines Faktors jeden anderen – direkt oder indirekt – vernetzten Faktor unvorhersehbar beeinflussen.

Ging es früher lediglich darum, die Komplexität möglichst zu reduzieren, so gilt es heute, sie sich sinnvoll zu erschließen. Doch Komplexität kennt weder Beispiele noch Regelfälle. Deshalb lauern im Umgang mit ihr einige Stolpersteine. Auf einige der häufigsten irreführenden Denkmuster und Haltungen wollen wir Sie hier aufmerksam machen.

1. Stolperstein: Wahrnehmungsverzerrungen

Sich bei der Bewältigung komplexer Probleme allein auf den sogenannten „gesunden Menschenverstand“ zu verlassen, ist riskant. Denn: Gerade bei komplexen Problemstellungen kommt es schnell zu Überforderungen durch Unsicherheit sowie den Verlust von Kontrolle und Vorhersagbarkeit. Tritt dieser Fall ein, wird die begrenzte Verarbeitungskapazität bewussten Denkens kompensiert durch den Versuch, einen komplexen Sachverhalt so einfach wie möglich zu begreifen.

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Das Problem: Bei dieser Vorgehensweise fehlen mitunter wichtige Hinweise und Anhaltspunkte. Zudem sind die Vereinfachungen in vielen Fällen unvollständig. Unvollständige Informationen vervollständigt nun das Gehirn (ein ähnliches Phänomen wie beim Daumenkino): Es vernachlässigt Dinge, die nicht zu passen scheinen und füllt die Informationslücken. Das Ergebnis sind Wahrnehmungsverzerrungen.

Hier bietet es sich daher an, sich beim Wahrnehmen kritisch selbst zu beobachten. Das bedeutet, auf kluge, mitunter zeitraubende Reflexionen zu setzen, statt überhastet Wahrnehmungsverzerrungen unbewusst in Kauf zu nehmen.

2. Stolperstein: Methodismus

Als Methodismus bezeichnet der Militärtheoretiker Carl von Clausewitz († 1831) das Vorgehen, Maßnahmen, die sich in der Vergangenheit als erfolgreich erwiesen haben, in ähnlichen Situationen (blindlings) wieder anzuwenden. Das, was schon einmal geholfen hat, wird auch jetzt wieder helfen – so die Vermutung. Problematisch ist dies, weil so häufig eine Vorgehensweise auf Situationen schablonenhaft angewendet wird, denen gänzlich andere Voraussetzungen zugrunde liegen. Der reproduktive Einsatz von einmal erfolgreichen Methoden führt zu einer Fixierung, die das Spezifische der neuen Situation außer Acht lässt.

„Methodenzweifel” regen hingegen dazu an, das Spezifische einer komplexen Situation zu identifizieren und zu akzeptieren. Methoden- und Regelsysteme durch eigenes Nachdenken und den Austausch mit anderen zu erweitern kann hier eine vorteilhafte Vorgehensweise sein.

3. Stolperstein: Dogmatismus

In enger Nachbarschaft zum Methodismus liegt der Stolperstein „Dogmatismus“. Bei diesem Phänomen sehen die Beteiligten ihre subjektive Wahrheit als unumstößlichen Lehrsatz an, an dem nicht gerüttelt werden darf.

Andere Meinungen werden dabei leicht als Irrglauben oder als persönlicher Angriff gewertet.
Geht dann doch etwas schief, bleibt der Hinweis auf die Umstände oder andere Zufälligkeiten. Der eigene Plan wird jedoch nicht als Teil des Problems gesehen, sondern verteidigt.

Letztlich ist dieses Verhalten als ein Abwehrreflex gegenüber der wahrgenommenen komplexen Realität und ihren Herausforderungen aufzufassen.
Bereichsübergreifender Austausch, sich in Selbstreflexion üben und anerkennen, dass niemand vor Fehleinschätzungen geschützt ist, könnte eine erste vernünftige Reaktion auf den Dogmatismus sein.

Fazit
Vor Entscheidungen, die auf komplexe Sachverhalte antworten, hilft es, selbstkritisch zu fragen, inwieweit nicht zu übereilt und unbesonnen Antworten gegeben werden.
Reflexhaft in gewohnten Verhaltensmustern oder liebgewonnenen Glaubenssätzen zu verharren führt bei Komplexität eher selten zu einer erfolgreichen Lösung.

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Über den:die Autor:in

Dr. Armin H. Kutscher

ist Trainer, Online-Trainer, Autor und Hochschullehrer. Seine Schwerpunkte sind: Komplexitätsmanagement, Führung & Komplexität, Problemlösungs- und Entscheidungsfindung, Logisches und vernetztes Denken.

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