Sich im Job endlich mit Erfolg durchsetzen und Biss zeigen, anstatt nachzugeben: ein Wunschtraum, der sich für viele Menschen nicht erfüllt, weil sich sofort ihr schlechtes Gewissen meldet. Auf den Putz hauen, Kolleg:innen oder womöglich den:die Chef:in in die Schranken zu weisen – das erfordert jede Menge Mut. Doch es lohnt sich, etwas mehr Biss an den Tag zu legen, sich zu behaupten und sich durchzusetzen.
„Everybodys darling is everybodys Depp”- Dieses bekannte Zitat bringt es auf den Punkt: Wer es jedem recht machen will, ist am Ende der Dumme. Das heißt nicht, dass Sie nun zum Ekel mutieren sollen, der auf Kollegen keine Rücksicht nimmt, mit spitzer Zunge auf Dienstleistenden herumhackt oder sich auf Kosten anderer Vorteile verschafft. Allerdings: Vieles, was Ihnen wichtig ist, bekommen Sie nicht auf dem Silbertablett serviert, sondern müssen es im Job durchsetzen und manchmal eben auch erkämpfen.
Woher den Mut nehmen? Nutzen Sie die Kraft der positiven Aggressionen
Aggression ist ein menschlicher Schutzmechanismus. Sie entsteht, wenn der Mensch frustriert wird, wenn er sich und seine Interessen bedroht fühlt. Die Aggression stellt die Energie zur Verfügung, um mit der Situation fertig zu werden, häufig durch Verhaltensweisen wie Angriff, Flucht, Verteidigung. Aggression ist uns allen angeboren. Ob und wie sie zum Ausdruck gebracht wird, ist u.a. abhängig von sozialen Normen, gelernten Verhaltensmustern und eigenen Wertvorstellungen. So gibt es destruktiv-aggressive Verhaltensmuster, aber eben auch konstruktiv-aggressive, bei denen der Zweck nicht jedes Mittel heiligt. Positive Aggression ist eine Form des „In-Angriff-Nehmens“ durch unterschiedliche Verhaltensweisen: sich einsetzen, wetteifern, sich erarbeiten, sich abgrenzen, konfrontieren, selbstsicher auftreten, sich Gehör verschaffen – eben sich im Job durchsetzen.
Sich im Job durchsetzen und Biss zeigen: Im Meeting
Meetings bieten immer wieder Anlass, sich über die Selbstdarstellung anderer beziehungsweise über die mangelnde Fähigkeit zur eigenen Selbstbehauptung zu ärgern. Wenn Sie daran etwas ändern möchten, eigene Impulse setzen und Ihre Ziele erreichen wollen, dann müssen Sie aus der Deckung treten. Konfrontieren Sie denjenigen, der Sie im Meeting immer wieder sorglos unterbricht, mit seinem unhöflichen Verhalten. Weisen Sie explizit auf Fehler in der Argumentation oder der Darstellung hin oder machen Sie deutlich, welche der präsentierten Ideen auf Ihr Konto gehen.
Wenn Sie sich wirklich durchsetzen und Biss zeigen wollen, dann nutzen Sie die Bühne und die Gelegenheit zur Sichtbarkeit. Trauen Sie sich, Ihre guten Ideen, Ihre Meinung und Expertise zu zeigen – natürlich machen Sie sich so auch angreifbar, aber: wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Sich im Job durchsetzen und Biss zeigen: Gegenüber Kolleg:innen
Wer kennt sie nicht, die Kolleg:innen, die regelmäßig vor Feierabend, dem Wochenende oder Monatsabschluss in Panik verfallen, ihre Aufgaben nicht fertig bekommen und andere Kolleg:innen dazu einspannen, ihnen zu helfen. Nicht jeder schafft es, den charmanten Worten („Du kannst das so toll.“) oder der emotionalen Erpressung („Du weißt doch, dass ich vom:von der Chef:in Ärger bekomme, wenn ich das nicht rechtzeitig schaffe.“) Stand zu halten und seine Mithilfe zu verweigern. Wenn Ihnen dieses Muster bekannt vorkommt, müssen Sie sich einfach entscheiden und Farbe bekennen: Entweder lehnen Sie künftig solche Anfragen klar und deutlich ab – und nehmen dafür in Kauf, von diesen Kolleg:innen nicht mehr in Stoßzeiten als „die Nette, Liebe“ umgarnt zu werden. Oder aber Sie geben nach, stecken vor dem Egoismus dieser Kolleg:innen zurück und erledigen die Aufgabe. Fragen Sie sich selbst, welche Folgen für Sie schwerer wiegen: Die Wut auf sich selbst, sich nicht abzugrenzen sondern ausnutzen zu lassen oder der – vielleicht – überraschte und böse Blick der Kolleg:innen.
Sich im Job durchsetzen und Biss zeigen: Praxistipp
Sich im Job durchzusetzen, wird Ihnen mit dieser Übung immer besser gelingen: Denken Sie an eine Situation, in der Sie sich gerne durchgesetzt hätten, sich dann aber doch nicht behaupten konnten. Welche Gedanken gingen Ihnen vor oder nach der Situation im Kopf herum? Welcher Gedanke hat Ihnen geholfen, hartnäckig zu bleiben? Welcher Gedanken hat dazu geführt, dass Sie nachgegeben haben? Wie erklären Sie sich, dass Sie diese Gedanken hatten?