Zum Inhalt springen

Entscheidungen treffen: Diese Fehler sollten Sie vermeiden

0

Grübeln, hadern, hin und her überlegen und dann doch noch mal eine Nacht drüber schlafen: Warum tun sich die meisten von uns eigentlich so schwer damit, Entscheidungen zu treffen? Vielleicht, weil wir uns von Natur aus immer gerne ein Hintertürchen offen halten wollen. Sich zu entscheiden, heißt nämlich nicht nur, sich festzulegen und die anderen Optionen links liegen zu lassen. Es bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen – und genau davor drücken wir uns auch gerne mal.

Gerade wenn es sich um Entscheidungen von größerer Tragweite handelt, tun wir uns oft schwer – zu groß ist die Angst vor einem Fehlentschluss. Wir wünschen uns die Fähigkeit „schnelle“ Entscheidungen treffen zu können. Allerdings kann sich dies in komplexen Situationen sogar kontraproduktiv auswirken, wie es zum Beispiel die Griechenland-Problematik, sowie die Corona- und Flüchtlings-Krise verdeutlichen. Und die Entscheidungen, die wir fällen, sollen auch noch „sicher“ sein. Kurz gesagt, sehnen wir uns insgesamt nach der Fähigkeit, „gute“ Entscheidungen treffen zu können. Doch im Laufe unseres Lebens müssen wir folgende Tatsache akzeptieren: Perfekte Entscheidungen gibt es nicht, bessere hingegen schon.

Um Ihnen den Weg zu diesen „besseren” Entschlüssen zu erleichtern, möchte wir Ihnen nachfolgend die größten Denkfehler und Hindernisse im Entscheidungsprozess vorstellen:

Drei Denkfehler in Entscheidungssituationen:

Voreingenommenheit

Mit zunehmender Lebenserfahrung neigen Menschen dazu, sich nur noch auf eigene Erfahrungen zu stützen. Feedback und andere Fakten werden gerne ignoriert.

Selbstüberschätzung

Künftigen Projekten werden zu hohe Erfolgschancen zugeschrieben. Das geschieht vor allem, wenn bei früheren Projekten alles reibungslos verlief. So kommt es zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung, beziehungsweise zu Selbstüberschätzung.

Verlustaversion (Sunk cost effekt)

Man hält an verlustreichen Projekten oder Entscheidungen fest, weil man einen Fehler nicht sehen oder akzeptieren will. Flops werden schöngeredet.

Zwei weitere wichtige Bausteine der Entscheidungsfindung werden oft nicht richtig angewendet:

  1. Entscheidungen werden nicht in einem Zielkontext gesehen. Dabei macht es doch Sinn, erst zu fragen „wo wollen wir hin?“, um dann die Entscheidungen zu treffen, wie wir dieses Ziel erreichen. Wir fahren im Urlaub ja auch nicht erst los und fragen dann, wo wollen wir eigentlich hin, oder? Daraus resultiert die Erkenntnis, dass bei jeder Bewegung die Richtung wichtiger ist als die Geschwindigkeit, was sich auf das Prinzip von „Effizienz und Effektivität“ zurückführen lässt – und entscheidend für unseren Lebenserfolg ist: Es geht darum, die richtigen Dinge richtig zu tun. Richtige Entscheidungen zu treffen, funktioniert aber eben nur, wenn sie in einem Zielkontext eingebettet sind. Denn wie wollen Sie Prioritäten setzen, wenn Sie nicht wissen, wo die Reise hingehen soll!
  2. Die meisten Menschen kennen keine Entscheidungstools. Was nicht verwunderlich ist, denn in der Regel wurde dieses Thema in der Schulausbildung geflissentlich ausgeklammert – es stand auf keinem Lehrplan. Selbst an den Unis sieht es diesbezüglich nicht besser aus. Um Ihren Wissenstand abzuklopfen, machen wir einen kleinen Test. Ich liste einmal 19 Entscheidungs-Techniken auf und Sie können prüfen, ob sie diese Tools kennen und auch anwenden könnten.

• SAF-Sammle alle Fakten
• PMA Plus Minus Aspekte
• Gewichtete PMA
• Kraftfeldanalyse
• Entscheidungsmatrix mit mehreren Alternativen
• Die gewichtete Entscheidungsmatrix
• Nutzwert Analyse
• Paarweiser Vergleich
• SWOT Analyse
• Szenario Technik
• Morphologische Matrix
• ISHIKAWA
• Kosten Vergleich
• Portfolio Methoden
• Prüflisten Verfahren
• Systemisches Konsieren
• Der Entscheidungs-Baum
• Monte Carlo Methode
• Worst Case

Hinzu kommt noch, dass Sie in den unterschiedlichsten Entscheidungssituationen auch unterschiedliche Tools benötigen, wenn Sie Ihre Entscheidung sachlich absichern wollen. Denn es gibt einfache, komplizierte und komplexe Entscheidungssituationen.

Der Unterschied sieht wie folgt aus:

A. Einfache Entscheidungen enthalten nur wenige Einflussfaktoren und bestehen nur aus einer Komponente, z.B. Essen gehen oder nicht.

B. Komplizierte Entscheidungen enthalten mehrere Komponenten, Faktoren und Verknüpfungen, die hintereinander betrachtet werden müssen. Sie sind nicht leicht beschreibbar oder errechenbar, aber mit ein bisschen Zeitaufwand und Detailarbeit ist es möglich. Z.B. Wohnortwechsel, Wahl des Autos oder Urlaubsziels.

C. Komplexe Entscheidungen enthalten sehr viele Komponenten, die eine hohe Dynamik mit vielschichtigen Verknüpfungen aufweisen. Die einzelnen Faktoren sind für den Entscheider meist nicht transparent und man verliert die Übersicht. Verschiedene Interessen und Ziele existieren bei den Beteiligten, was die Entscheidungsfindung erheblich verzögert. Unternehmen, Volkswirtschaften, Länder und der menschliche Körper sind komplexe Gebilde.

Fazit:
Wenn Sie es schaffen, diese Klippen zu umschiffen, sind Sie auf der Reise zum richtigen Entschluss schon ein erhebliches Stück weiter. Werden Sie sich bewusst, dass jeder Handlung und jeder Tat eine Entscheidung voraus geht. Alles das, was Sie heute sind und was Sie haben, ist das Ergebnis von Entscheidungen der Vergangenheit, die Sie getroffen haben. Mit jeder Entscheidung ab jetzt beeinflussen Sie Ihre Zukunft. Erfolgreiche Menschen treffen Entscheidungen, andere schieben sie vor sich her. Denn jedes wirkliche Leben ist eine Aneinanderreihung von Entscheidungen – Entscheidungen, die Sie bewusst treffen können.

Teilen Sie den Beitrag auf:

Über den:die Autor:in

Gerhard A. Jantzen

Gründer und Geschäftsführer der implus Trainings AG, Institut für Persönlichkeitsorientierte Unternehmensentwicklung in CH 9450 Altstätten/SG. Seit über 30 Jahren führt er Seminare, Beratungen und Coachings durch. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich Entscheidungen treffen und professionell verhandeln.

 

Zur Themenübersicht Persönliche und Soziale Kompetenzen