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Resilienz im Berufsalltag

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Resilienz – wieso, weshalb, warum

Die neue Arbeitswelt 4.0 ist in aller Munde. Digitaler Wandel, Globalisierung und die weltweite Vernetzung von Produktionsabläufen haben dafür gesorgt, dass unsere Arbeit in den letzten 15 Jahren schnelllebiger, komplexer und unberechenbarer geworden ist. Auch die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben werden immer fließender. Planen war gestern, heute zählt für viele Mitarbeitende rasantes Reagieren und Lernen in Echtzeit. Unternehmen sind stärker von marktwirtschaftlichen Schwankungen und plötzlichen Krisen bedroht. Um diese bewältigen zu können, müssen Mitarbeitende, Führungskräfte aber auch Organisationen immer mehr Agilität, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zeigen. Und so ist in den letzten Jahren ein neues Zauberwort in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt: Resilienz.

Was versteht man unter Resilienz?

Im deutschen Sprachgebrauch ist Resilienz auch als „Die Kunst der Stehaufmännchen” bekannt. Resilienz umschreibt die Fähigkeit eines Menschen oder eines Systems, aus Phasen hoher Belastungen, Krisen und aus widrigen Umständen – im besten Fall sogar – gestärkt hervorzugehen. Vergleichbar mit unserem Immunsystem, welches unseren Körper vor Krankheiten schützt, steht die Resilienz für das Immunsystem unserer Psyche oder unserer Seele, welches uns beim Umgang mit Stress, Belastungen, neuen Lebenssituationen und Krisen unterstützt.

Die Resilienz einer Person oder auch Organisation wird dabei nicht als ein fixer Zustand angesehen, den man einmal hat und dann für immer beibehält, sondern als ein lebenslanger Lernprozess. Unsere Resilienz und damit Widerstandskraft kann also von Kontext zu Kontext anders ausfallen und in verschiedenen Phasen des Lebens unterschiedlich stark ausgeprägt sein:

  • Nach einer Krankheit werde ich wieder gesund.
  • Nach einer Trennung und einer Zeit der Trauer werde ich wieder glücklich.
  • Nach stressigen Zeiten finde ich wieder zurück zu Ruhe und Gelassenheit.
  • Nach einer Phase der Überarbeitung kann ich mich wieder erholen.
  • Die Folgen einer wirtschaftlichen Krise können abgefangen werden und das Unternehmen kann sich wieder erholen.

Der Begriff Resilienz (engl. resilience = Elastizität, Spannkraft; lat. resilire = zurückspringen, abprallen) stammt ursprünglich aus der Physik und bezeichnet dort die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich verformen zu lassen und hinterher dennoch in die ursprüngliche Form zurückzufinden. Resilienz steht daher allgemein für die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen.

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Innere und äußere Schutzfaktoren der Resilienz

Die Grundlagenforschung zur Resilienz hat im Rahmen von Langzeitstudien herausgefunden, dass es eine Reihe von Schutzfaktoren gibt, welche die Widerstandsfähigkeit eines Menschen im Umgang mit Krisen erhöhen können. Sie werden in innere und äußere Schutzfaktoren unterteilt. Innere Schutzfaktoren sind in der Person selbst begründet. Sie sind zum Teil genetisch in uns verankert oder sie werden über Erziehung, Lern- und Krisenerfahrungen von der Kindheit bis ins hohe Alter herausgebildet. Zu ihnen gehören z. B.

  • Charakter- bzw. Persönlichkeitseigenschaften,
  • innere Haltungen, Einstellungen, Überzeugungen,
  • Talente, Begabungen, Fertigkeiten,
  • Erfahrungen und Kompetenzen.

Resilienz ist unter anderem abhängig von Eigenschaften, die man dem Charakter oder der Persönlichkeit eines Menschen zuordnet. So hat die Forschung festgestellt, dass Kinder mit einer hohen Resilienz schon früh eine gewisse Hilfsbereitschaft aufweisen, gerne Probleme lösen und in der Lage sind, eine realistische Weltsicht zu entwickeln. Auch schreibt man resilienten Menschen Humor zu und eine hohe Kommunikationsbereitschaft.
Neben den Charaktereigenschaften spielen Haltungen und Einstellungen, die der Mensch im Laufe seines Lebens entwickelt, eine entscheidende Rolle für seine Resilienz. Resiliente Menschen können z. B. eher akzeptieren, dass Krisen, Krankheiten und belastende Ereignisse zum Leben dazugehören. Sie sehen das Glas nicht halb leer, sondern halb voll und sind weniger auf die Fehler, die sie machen, fixiert, sondern können ebenso gut erkennen, was ihnen gut gelingt und worin sie erfolgreich sind.

Die neue, fachübergreifende Resilienzforschung

Inzwischen hat die Forschung festgestellt, dass sich Resilienz nicht nur in unseren Einstellungen und Haltungen widerspiegelt. Die Fähigkeit zu Beweglichkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit finden wir auch in unserem Körper wieder. So zeigen beispielsweise neue Erkenntnisse der Hirnforschung, dass wir uns bis ins hohe Alter noch an neue Gegebenheiten anpassen und uns verändern können. Diese sogenannte Neuroplastizität des Gehirns ist die Grundlage aller Lernprozesse. Sie ermöglicht es dem Organismus, auf Veränderungen in seiner Umgebung zu reagieren und sich diesen anzupassen. Ein solcher Anpassungsprozess kann z. B. notwendig werden, wenn es durch einen Unfall oder einen Infarkt zu nachhaltigen Verletzungen unseres neuronalen Gewebes gekommen ist. Neuroplastizität steht auch für die Erkenntnis, dass sich das Gehirn allein durch Denkprozesse strukturell und funktionell verändern kann.

Elastizität, die so wichtig ist für Resilienz, findet sich beim Menschen nicht nur auf neuronaler Ebene wieder. Auch unser Körper mit seinem Skelett, seinen Muskeln und vor allem seinem Bindegewebe ist ein Wunderwerk an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Hier sprechen Forscher:innen von der sogenannten Geweberesilienz. Nicht umsonst sagen wir: Nur in einem beweglichen Körper steckt auch ein beweglicher Geist. Viele neue Forschungsansätze zeigen, dass die körperliche Haltung des Menschen unmittelbar die Qualität seiner Gedanken beeinflusst und umgekehrt.
Leiden Sie also aufgrund langjähriger Schreibtischarbeit an chronischen Verspannungen und haben Sie eine gebeugte Haltung, hat dies langfristig nicht nur einen Einfluss auf Ihre körperliche Beweglichkeit, sondern auch auf die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität Ihres Denkens. Sie sind durch Routinen, alte Denk- und Verhaltensweisen in Ihrer Wahlfreiheit eingeschränkt, sind weniger flexibel und anpassungsfähig. Wichtiges Ziel der Resilienzförderung ist es daher, nicht nur die mentale, sondern auch die körperliche Flexibilität und Beweglichkeit zu fördern.

Die Herausforderung: Lebensentwürfe aktiv hinterfragen und sich immer wieder neu ausrichten

Ob wir eine Belastungssituation als eine Krise einstufen oder nicht, hängt in einem großen Maße davon ab, wie wir die Situation beurteilen, welche Erwartungshaltungen wir an das Leben, an die Arbeit und an die Gesellschaft haben und inwieweit wir dazu bereit sind, uns den neuen Herausforderungen, die auf uns zukommen, zu stellen. Vielen Menschen ist bewusst geworden, dass das einst gepriesene Ideal vom festen Job bis zur Rente schon lange nicht mehr zur Realität gehört. In nur wenigen Jahren hat die digitale Revolution unser Wirtschaftsleben auf den Kopf gestellt. Permanenter Wandel, der produktive Umgang mit kleinen und großen Krisen wird mehr denn je zu unserem Arbeitsalltag gehören. Wir werden gefordert, die Arbeitswelt in der Zukunft 4.0 aktiv mitzugestalten. Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Sie mithilfe der acht Resilienzfaktoren lernen können, ihre Widerstandskraft im Umgang mit Belastungen zu stärken und Ihrem Arbeitsalltag wieder gelassener zu begegnen.

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Über den:die Autor:in

Ella Gabriele Amann

berät Unternehmen zu den Themen Change, Komplexitäts-Management, Self-Innovation und Personalentwicklung mit SIZE Prozess® Resilienz. Sie ist Entwicklerin des integrativen Resilienztrainings nach dem Bambus-Prinzip® und Autorin der Haufe Taschenguides „Resilienz” und „Selbstcoaching”.

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