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Schlagfertig? Nie wieder unüberlegt reagieren!

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Sind Sie schlagfertig? Manchmal, aber nicht immer? Halten Sie sich auch manchmal zurück, obwohl Sie gerne reagieren würden? Denken Sie dann, Sie könnten das nicht und befürchten Ärger mit Vorgesetzten oder Kund:innen? Doch besser ist es zu reagieren, denn gerade im Office werden oft Aggressionen abgeladen und unangemessene Bemerkungen gemacht.

Anja K. arbeitet als Assistentin in einem Versicherungsunternehmen. Sie erzählt: „Früher hat mich mein Kollege jeden Morgen begrüßt: „Hast du auch schon ausgeschlafen?“ Und wenn ich dann ausnahmsweise vor ihm nach Hause gegangen bin, verabschiedete er sich mit „Neuerdings ’nen Teilzeitjob?“. Am Anfang wusste ich nicht, wie ich am besten reagieren sollte. Ob ich lieber nichts sage oder ob ich zeigen sollte, wie sauer ich bin. Etwas Schlagfertiges fiel mit nicht ein.“

Anja K. geht es wie vielen. Viele Menschen halten sich für nicht schlagfertig, wünschen sich jedoch, schwierigen Situationen wie überraschenden Fragen, blöden Bemerkungen und persönlichen Angriffen grundsätzlich gewachsen zu sein.

Wo kommt das Wort „Schlagfertigkeit“ ursprünglich her?

Das Wort „Schlagfertigkeit“ stammt aus dem militärischen Kontext. Da bedeutet es, dass die Armee zum sofortigen Einsatz bereit ist. Seit dem 19. Jahrhundert hat es die Bedeutung gewandelt – Schlagfertigkeit heißt nun, dass man um keine Antwort verlegen ist, witzig und treffend formulieren kann, auf Unvorhergesehenes schnell und rhetorisch geschickt reagiert.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, braucht es Übung. Noch wichtiger: einen klaren Kopf! Diesen in Schreckmomenten zu behalten ist gar nicht einfach, denn unser Gehirn reagiert auf Stress!

Was passiert bei Stress im Gehirn?

Bei Stress, also z.B bei einem persönlichen Angriff schlägt das limbische System in uns Alarm. Ein Cocktail an Hormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol überflutet das Gehirn. Dabei wird das Frontalhirn, das für unser differenziertes Denkvermögen zuständig ist, weitgehend lahmgelegt und das Stammhirn aktiviert. Dort wohnen unsere drei Überlebensprogramme: Flucht, Gegenangriff und Lähmung. In brenzligen Situationen sind sie enorm wichtig, lassen sie uns doch ohne nachzudenken beispielsweise bei einem Überfall die Flucht ergreifen. Das Programm wird allerdings auch dann abgespult, wenn es gänzlich unpassend ist und wir für eine kluge Antwort unser gesamtes Hirnpotential gut gebrauchen könnten.

Was also tun, um Ihr limbisches System nicht reagieren zu lassen?

  1. Finden Sie es einfach nicht schlimm!
    Vieles ist nicht so kritisch gemeint, wie es evtl. bei Ihnen ankommt. Bauen Sie einen inneren Stopper ein: „Ah interessant!“ oder „Moment mal!“ oder „Mal sehen, wie ich diesmal reagiere.“ So schaffen Sie es, in eine beobachtende Position zu kommen und bleiben damit denk- und reaktionsfähig.
  2. Nehmen Sie es als Geschenk!
    Sie müssen nicht jedes Geschenk, das man Ihnen anbietet auch annehmen. Wenn keine konstruktive Kritik enthalten ist, geben Sie das Geschenk einfach wieder zurück!
  3. Seien Sie gut vorbereitet!
    Überlegen Sie sich vorher, was alles an Fragen, Einwürfen und Einwänden kommen könnte. Haben Sie Ihren Schlagfertigkeits-Notfall-Koffer parat! Hier sind Reaktionen drin, die auf jede Situation passen. So können Sie reagieren ohne nachzudenken. Wenn Sie schon wissen, was wahrscheinlich auf Sie zu-kommt, dann überlegen Sie sich vorher, wie Sie das nächste Mal auf Anjas Kollegen „Neuerdings ’nen Teilzeitjob?“ reagieren wollen und probieren Sie es aus.

Wenn Ihnen in Zukunft eine unangemessene Kritik oder ein blöder Spruch begegnet, dann bleiben Sie locker! Vermeiden Sie die Schockstarre! Atmen Sie tief aus! Und fragen Sie dann: „Wie meinen Sie das?“. Das geht immer. Oder: „Das habe ich nicht verstanden. Können Sie das nochmal wiederholen?“ Das geht fast immer. So gewinnen Sie Zeit, sich eine passende Antwort zu überlegen.

Üben Sie, wie Sie sachlich oder gewitzt, wie Sie abblockend oder humorvoll, wie Sie deeskalierend und souverän agieren.

Dann können Sie es halten wie Thomas Gottschalk, der in einem Fernsehinterview auf die Frage „Und was machen Sie, wenn Ihnen mal nichts einfällt?“ lachend geantwortet hat: „Mir fällt immer irgend etwas ein!“

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Über den:die Autor:in

Carolin Fey

M. A. Allgemeine Rhetorik und Germanistik. Carolin Fey arbeitet seit 20 Jahren als Trainerin und Coach.

Über den:die Autor:in

Tina Recknagel

Diplom-Wirtschaftspädagogin, Ausbildung zur staatlich anerkannten Bühnenschauspielerin, Systemischer Business Coach, Trainerin, Beraterin, Kabarettistin.

Zur Themenübersicht Persönliche und Soziale Kompetenzen