Was bleibt nach einem Besuch des zweitägigen Seminars „Stärken stärken”? Journalistin Beate Strobel hat im Auftrag des Wirtschaftsmagazins FOCUS Business das Selbstoptimierungs-Training der Haufe Akademie besucht. Hier gibt es ihre persönlichen Lernerfolge in fünf Punkten zusammengefasst:
Bescheidenheit ist keine Zier
Auch wenn unsere Großmütter uns das gerne als Verhaltenskodex auferlegten und uns ins Poesiealbum den Vers schrieben vom „Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein“: Seine Stärken zu kennen und darauf stolz zu sein, ist mindestens ebenso wichtig wie über seine Schwächen Bescheid zu wissen. Dass es nahezu allen Seminarteilnehmern – und vor allem den Teilnehmerinnen – sehr viel schwerer fiel, ihre positiven Seiten zu benennen, als die Mankos aufzuzählen, ist eigentlich erschreckend.
Lieber Stärken stärken als Schwächen zu schwächen
Die Zeit, die wir so gerne darauf verwenden, an unseren vermeintlichen Lücken herumzuschrauben, sollte besser investiert werden, um unsere Talente auf das nächste Level zu heben. Denn die sogenannten Signaturstärken, wie Trainerin Tanja Frey das nennt, heben uns ab vom Rest. Sie sind unser „unique selling point”, der USP, oder auch (Bibel- statt Business-Sprech) die Pfunde, mit denen wir wuchern sollten. Sie machen uns besonders.
Schwächen können einen starken Kern haben
Werden Talente zu stark ausgereizt, können sie mitunter kippen und zu einer Schwäche werden. Ein Mensch, der zu chronischer Unpünktlichkeit neigt, ist womöglich einfach sehr gelassen selbst unter Zeitdruck. Oder auch sehr gründlich und es widerstrebt ihm, Dinge unerledigt zurückzulassen nur wegen eines Termins. Schon diese Zusammenhänge zu erkennen, verändert das Selbstwertgefühl. Mit ein paar Änderungen der Rahmenbedingungen oder des Job-Umfelds kann die Stärke womöglich zum Tragen kommen.
Menschen brauchen Feedback
Das Seminar „Stärken stärken” fühlte sich an wie ein Bad in positiver Rückmeldung: Seelenmassage pur. Was nicht bedeuten soll, dass hier nur gelobhudelt wurde. Es ging eher um das, was andere wahrnehmen am Gegenüber – aber im (Job-)Alltag selten aussprechen. Doch Menschen brauchen die Wahrnehmungen anderer, um sich selbst besser einschätzen und persönlich wachsen zu können. Führungskräfte, die auf positives Feedback als Kommunikationsmittel verzichten, verschenken Potenzial. Nur mal so zum Nachdenken: 150.000 negative Äußerungen hören Jugendliche laut einer Harvard-Studie bis zum Ende ihres 18. Lebensjahres. Wie sollen so Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wachsen?
Feiert Euch!
Eine Phrase, die ich derzeit häufiger von meinen Kindern höre, lautet: „Dafür feiere ich sie oder ihn”. Albern und übertrieben, dachte ich vor dem Seminar. Jetzt bin ich anderer Meinung: Man kann sich und andere gar nicht zu oft feiern. Einmal täglich „La Ola”-Welle für uns selbst, unser Team oder auch den:die Partner:in sowie die Kinder sollte zur guten Gewohnheit werden. Die Sorge, dass dies in Arroganz und Selbstgefälligkeit mündet, besteht bis auf Weiteres angesichts der typisch deutschen Mentalität nicht – siehe Punkt 1.