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Work-Life-Balance: Tipps für Unternehmen auch in Krisenzeiten

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Karriere gestalten. Familie managen. Alltag organisieren.

Die Corona-Krise hat Arbeitgebende und Mitarbeitende teils schwer getroffen. Doch aus der Corona-Pandemie werden wir lernen – für ein menschlicheres Arbeitsleben und eine nachhaltigere Wirtschaft. So zumindest die Hoffnung.

Die Corona-Krise erschwert zusätzlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Zwar haben die Menschen statistisch gesehen heute mehr Freizeit als früher, doch die Möglichkeiten, diese zu füllen, nehmen stetig zu. Und bringen einen oft an die Grenzen der Belastbarkeit. Gerade berufstätige Eltern müssen viel unter einen Hut bringen: den Job, die Familie, die Freunde und die Partnerschaft. Sich selbst vergessen sie dabei meist. Die Kita- und Schulschließungen während des Corona Lockdowns stellten insbesondere erwerbstätige Eltern vor das Problem, ihre Arbeit mit einer ganztägigen Kinderbetreuung zu vereinbaren. Selbst wenn Homeoffice möglich ist, dürfte ein konzentriertes Arbeiten nur schwer mit Kinderbetreuung und Hausarbeit vereinbar sein und die Hauptlast tragen noch immer häufig die Mütter. Ein Lichtblick: Langsam öffnen immer mehr Länder ihre Corona bedingten Beschränkungen. Das „normale Leben“ läuft vielerorts wieder an. Jedoch ist von einem regulären Schulbetrieb erst einmal nicht die Rede und bei steigenden Fallzahlen, werden Freiheiten sicherlich wieder beschränkt werden.

Gerade Frauen muten sich heute oft viel zu und nicht wenige geraten an ihre Grenzen. Ein Burnout ist dann oft nicht weit. Doch das muss nicht sein!

Kommt die Balance zwischen Privat- und Berufsleben aus dem Gleichgewicht, wirkt sich dies auf die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus.

Work-Life-Balance: die Krise als Chance für neue Arbeitsformen nutzen

1. Work-Life Balance ist kein “nice to have”

Der Unternehmenserfolg hängt von der Balance von Arbeits- und Privatleben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Lebenslanges Lernen, Absicherung im Alter und flexibles Arbeiten: Mitarbeitende stellen an Arbeitgebende steigende Ansprüche. Loyalität, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft können nur langfristig stimmen, wenn der Arbeitgebende aktiv unterstützt.

2. Den Wert der Leistung schätzen

Nicht die Präsenz am Arbeitsplatz, in der Teeküche, beim Betriebsausflug, bei späten Meetings etc.

3. Für jede Lebensphase die passende Unterstützung

Statt starrer Einsatzpläne, Kernzeiten etc. durch eine lebensphasenorientierte Personalpolitik auf die individuellen Bedürfnisse eingehen. Drei Viertel der Berufstätigen (73 Prozent) erwarten, dass das Unternehmen, für das sie arbeiten, Weiterbildungsmaßnahmen anbietet, zu diesem Ergebnis kommt die repräsentative Befragung von 1.002 Berufstätigen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Ebenfalls 73 Prozent der Mitarbeitenden wünschen sich, dass Arbeitgebende betriebliche Zusatzleistungen zur Altersvorsorge anbietet. Auf der Wunschliste an dritter Stelle steht eine lockere Arbeitsatmosphäre mit Gemeinschaftsgefühl (71 Prozent).

4. Neue Zeiten brauchen neue Lösungen

Die junge Generation stellt ganz andere Forderungen. Ein Umdenken ist wichtig. Work-Life-Balance kann hier mit kleinen Lösungen viel für die Attraktivität eines Unternehmens leisten. Die Corona Krise hat auch Unternehmen, die der Arbeit im Homeoffice zuvor kritisch oder abwartend gegenüberstanden gezeigt, dass Mitarbeitende von zuhause aus engagierter und produktiver arbeiten und zufriedener sind. Viele Mitarbeitende freuen sich zwar, ins Büro zurückzukehren, gleichzeitig wünschen sie sich jedoch, dass die Möglichkeit zum Homeoffice weiter bestehen bleibt. Unternehmen tun hier gut daran, diesem Wunsch der Mitarbeitenden künftig offener gegenüberzustehen. Denn fest steht: Die meisten Berufstätigen geben sich nicht mehr allein damit zufrieden, Karriere zu machen und Geld zu verdienen, sondern stellen den Wunsch nach Selbstverwirklichung und einer ausgewogenen Work-Life-Balance.

5. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Kontrolle über ihre Zeit zurückgeben

Dann machen sie, was sie wollen? Ja, ihre Arbeit! Denn wer seine Arbeitszeit in den Alltag integrieren kann, arbeitet deutlich produktiver. Flexibles Arbeiten setzt ein hohes Maß an Selbstorganisation und Selbstdisziplin voraus. Arbeitgeber sind gefordert, ihre Mitarbeitenden dabei zu begleiten und Unterstützung anzubieten, z.B. in Form von Weiterbildung.

6. Familienfreundlichkeit großschreiben

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Familienverpflichtungen sind mehrfachen Belastungen ausgesetzt. Schaffen Unternehmen es unterstützend und entlastend einzugreifen, gewinnen sie leistungsfähige und leistungswillige Fachkräfte.

7. Auszeiten ermöglichen: Mitarbeitende setzen Sabbatical, Homeoffice und Betriebs-Kita auf die Wunschliste.

Das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.002 Berufstätigen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zeigt: Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten wünschen ein Mitspracherecht bei der Ausstattung des Arbeitsplatzes. Dahinter folgt die Möglichkeit für berufliche Auszeiten, etwa Sabbaticals (60 Prozent). Jeder Zweite legt Wert auf flexibles Arbeiten und erwartet Vertrauensarbeitszeit (54 Prozent), Arbeitszeitkonten (53 Prozent), Gleitzeit (51 Prozent) und Homeoffice (49 Prozent). Etwa ebenso viele (48 Prozent) erwarten eine Kita oder andere Art der Kinderbetreuung für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Egal, ob Sabattical oder Familienpflegezeit, hier handelt es sich um Zeit, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auftanken und sich weiterbilden. Einige Firmen setzen diese Auszeiten karrieretechnisch bereits jetzt einem Auslandsaufenthalt gleich.

8. Gesundheits- und Fitnessangebote

Laut der oben genannten Studie, wünschen sich vier von zehn (38 Prozent) der Beschäftigten Events wie Sommerfest und Weihnachtsfeier, jede:r Vierte (24 Prozent) Maßnahmen zur Gesundheitsförderung wie Fitnessstudio oder Massagedienstleistungen, jede:r Fünfte (21 Prozent) Spiel- und Unterhaltungsangebote wie Tischkicker oder Spielekonsole. Unternehmen, die ihre Belegschaft unterstützen, fit und gesund für den Job und bis zum Erreichen der Rente zu sein, senken so auch ihre Kosten. Vorgesetzte, die Sport und Gesundheit vorleben, haben ebenfalls eine motivierende Wirkung.

9. Führungskräfte schulen

Vorgesetzte, die um die Bedürfnisse und Belastungen ihres Teams wissen, sich wertschätzend und familienbewusst verhalten, binden Angestellte und steigern so die Attraktivität des Unternehmens.

10. Mitarbeiter-Unterstützung und Entlastung durch den Arbeitgeber

Laut einer Glassdoor Umfrage wünschen sich Mitarbeitende auch im Home Office Unterstützung durch ihren Arbeitgeber. So würden 40 Prozent der Arbeitnehmer einen Zuschuss zu den Internetkosten als gerecht empfinden. 22 Prozent würden es begrüßen, dass sich der Arbeitgeber an den Mobilfunkkosten beteiligt, und 20 Prozent hätten gern einen Zuschuss für erhöhte Heizkosten.

Es gibt eine Menge Möglichkeiten, wie Arbeitgeber ihre Beschäftigten in dieser privaten Notlage organisatorisch, finanziell und steuerlich unterstützen können. Schon die Bereitstellung von Informationen, ist für viele ein wertvoller Beitrag des Arbeitgebers. Auch wenn nach „Corona“ die Wirtschaft nicht mehr so sein wird wie vorher – in der Not wird klar, wer zur Seite steht. Und wer nicht. Unternehmen können sich dementsprechend positionieren und nachhaltig Eindruck bei Beschäftigten und Umfeld hinterlassen mit entsprechend positiven Auswirkungen auf z.B. das „Employer Branding“.

Fazit: Work-Life-Balance wird immer wichtiger

Die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben ist für Eltern im Alltag generell eine große Herausforderung. Zusätzlich verbindet uns alle die Sorge um unsere Gesundheit, die Gesundheit unserer Lieben und auch die wirtschaftliche Existenz. Viele fühlen sich aus unterschiedlichen Gründen überfordert und alleingelassen. Wer dann neben der Arbeit im Homeoffice auch noch Kinder betreuen muss steht vor einer weiteren Herausforderung.

Kein Mensch ist in der Lage, die privaten Probleme zu 100% draußen vor der Tür zum Arbeitsplatz zu halten. Private Sorgen und Probleme haben Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Konzentration der Beschäftigten. Unter Umständen können sie auch Auswirkungen auf Kolleg:innen und das Zusammenarbeiten im Team haben. Schon aus diesem Grund sollten Chef:innen und Personalverantwortliche wissen, wer Unterstützung braucht und wo es gut läuft. Eine gelungene Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für Fach- und Führungskräfte ebenso wie für Unternehmen. Doch die Balance von Beruf und Familie ist häufig mit großen Anstrengungen und inneren Konflikten verbunden. Unterstützung, wichtige private Lebensinhalte zufriedenstellend zu gestalten und gleichzeitig erfolgreich im Beruf sein zu können, finden weibliche Fach- und Führungskräfte im erfolgreichen Seminar der Haufe Akademie.

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Über den:die Autor:in

Silke Mekat

Diplom-Betriebswirtin. Trainerin, Beraterin, Coach. Silke Mekat kann auf eine langjährige Berufserfahrung zurückblicken, davon 10 Jahre in einem internationalen Konzern. Schwerpunkte: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Elternzeit, beruflicher Wiedereinstieg, Mitarbeiterbindung, Stressprävention. Weiterbildungen: Entspannungstherapeutin. Fachautorin.

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