Monja Eberlein, Learning Experience Strategist, und Christian Friedrich, Leiter Digital Learning Solutions, von der Haufe Akademie im Interview über die Learning Experience Plattform und den Wettbewerbsvorteil von transparenter Wissenskultur für Unternehmen.
Die hybriden und mobilen Arbeitsweisen machen den Gang zum Nachbar-Schreibtisch schwieriger. Wie kann da eine Learning Experience Plattform (LXP) helfen? Welche Möglichkeiten bietet eine LXP, um sich zu vernetzen?
Monja Eberlein: Einer der Kernbausteine der LXP ist, dass man das soziale Lernen bedient. Man bringt Menschen in die Vernetzung, in die Kollaboration und den Wissensaustausch. Das wird technologisch gestützt durch eine digitale Plattform, z.B. durch Profilseiten, Kontaktfunktionen oder Gruppen- und Expertenkreise. Es geht darum, dass die Mitarbeiter:innen gemeinsame Interessen entdecken. Dass sie wissen, wen sie zu welchem Thema ansprechen können. So kann man schneller mit dem eigenen Arbeitsfortschritt fortfahren.
Christian Friedrich: Eine LXP bringt im besten Fall eine höhere Durchlässigkeit in die Organisation, wenn sie richtig eingesetzt wird. Es geht darum nicht nur Expertise sichtbar, sondern auch verfügbar zu machen. Wenn jemand sein:ihr Wissen teilt, z.B. mit einem kurzen Video, einem kurzen Text, einer Skizze oder einem Bild, ist dieses Wissen jederzeit abrufbar. Dadurch sparen sich andere Kolleg:innen viel Zeit und erhalten zu gleichen Fragen schnell die passenden Antworten. Solche Aspekte sind heute einfach essentiell für eine Organisation.
Monja: Es geht am Ende nicht darum, dass einer das Wissen vom anderen abgreift. Jede:r trägt sein Bruchstück an Wissen bei. Dadurch entstehen neue Synergien. Dafür braucht es verschiedene Expertiseträger:innen, die sich zu einem Thema an einem gemeinsamen Ort zusammenfinden können. Dabei ist es egal, wo sie sich gerade physisch befinden.
Christian: Eine LXP oder ein Tool, was das leistet, kann genau an diesen Stellen helfen. Social Learning ist ja nichts neues. Der Grundgedanke voneinander zu lernen, ist eine natürliche Sache. Auf diese Weise haben wir uns den Großteil unseres gesamten Wissens angeeignet. Die Frage, die offen bleibt, ist: Warum hat Social Learning nie so richtig funktioniert? Meine Antwort ist: Ist in eurer Organisation Expertise an Machtstrukturen geknüpft? Wenn das der Fall ist, habt ihr keine Durchlässigkeit in der Organisation. Dann wird Social Learning nicht funktionieren. Wir brauchen diese Durchlässigkeit, sonst werden wir es nicht schaffen. Wir bekommen die Themen nicht in die Bespielung und Bearbeitung.
Das heißt, Unternehmen müssen sich selbst wandeln und durchlässiger werden, um mit Weiterbildung effektiv voranzuschreiten?
Christian: Wenn ihr mehr wisst als dein Wettbewerber, hast du einen Wettbewerbsvorteil. Wenn die Wettbewerbe aber innerhalb der eigenen Organisation stattfinden, generiert ihr intern keinen Vorteil. Natürlich muss jede Organisation effizient sein. Doch manche Dinge funktionieren besser, wenn eine gewisse Durchlässigkeit und Offenheit vorhanden sind.
Monja: Wir stellen fest, dass mit einer LXP auch immer ein Unternehmenskulturwandel verknüpft ist. Hier kann jede:r von jeder:jedem lernen. Jede:r trägt die Mitverantwortung, dass man von- und miteinander lernt. Die Partizipation steht stark im Vordergrund.
Christian: Ein Tool wie eine LXP kann ein Katalysator oder ein Hilfsmittel sein, um Veränderung herbeizuführen. Dieser Change muss aber nicht schwer und nicht besonders groß sein. Es wird nicht automatisch schwer, wenn ich Dinge in einer intelligenten und modernen Form anders mache als gestern.
Um Veränderungen erfolgreich entgegenzutreten, braucht man Verbündete. Wenn man digitales Lernen einführen möchte, welche Verbindungen oder Symbiosen bieten sich aus eurer Erfahrung in Organisationen an?
Monja: Unabhängig von dem Tool, das ihr einführen oder von dem Change, den ihr hervorrufen möchtet, ist es immer wichtig alle Stakeholder:innen mitzunehmen. Wenn ihr ein Tool einführen möchtet, von dem alle Mitarbeiter:innen früh profitieren sollen, müsst ihr sie auch früh abholen und beteiligen. Am besten schon für die Auswahl und vor der Einführung des Tools. Bei der LXP haben wir festgestellt, dass Unternehmen häufig die Motivation haben agiler zu werden. Das ist ein Ziel, das nicht nur die Personalentwicklung hat, sondern auch von verschiedenen Interessenträger:innen im Unternehmen geteilt wird. Es bietet sich an, diese Kräfte zu bündeln, damit viele verschiedene Fachbereiche voneinander profitieren können.
Monja Eberlein (Learning Experience Strategist, Haufe Akademie) und Christian Friedrich (Leiter Digital Learning Solutions, Haufe Akademie) im Interview mit Alexandra Abletshauser.