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Hochschulmarketing: Der Schlüssel zur Gewinnung zukünftiger Talente

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Proaktives Hochschulmarketing setzt früh im „War for Talents“ an. Die Interaktion mit den Studierenden macht sie auf das Unternehmen aufmerksam und schafft eine erste Bindung – in der Hoffnung, sie nach Abschluss des Studiums als Mitarbeitende zu gewinnen. Diese Art der Talentakquise geschieht u. a. durch klassisches Employer Branding, spezielle Recruiting-Events oder aber mittels Social Media und Hochschulpartnerschaften. Ziel ist es, die Bekanntheit und die Attraktivität des Unternehmens in dieser Zielgruppe aufzubauen und zu steigern.

Hochschulmarketing: Definition & Abgrenzung

Hochschulmarketing – auch Campus Recruiting – bezieht sich auf die gezielte Ansprache und Rekrutierung von Studierenden und Absolvent:innen durch Unternehmen. Man könnte auch von Active Sourcing direkt an Hochschulen und Universitäten sprechen. Es handelt sich um eine strategische Maßnahme, um junge Talente frühzeitig für das Unternehmen zu begeistern und bestenfalls auch zu gewinnen.

Die Begriffe Hochschulmarketing und Studierendenmarketing klingen zwar ähnlich, können aber nicht synonym verwendet werden. Maßnahmen im Zuge des Hochschulmarketings sollen die Sichtbarkeit und Attraktivität eines Unternehmens erhöhen. Das Studierendenmarketing hat dagegen das Ziel, spezifische Angebote für Studierende an Hochschulen zu bewerben.

Zielgruppen im Hochschulmarketing

Hochschulmarketing richtet sich speziell an Studierende und Absolvent:innen als potenzielle neue Mitarbeitende. Diese Zielgruppe zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Studierende: Sowohl Bachelor- als auch Masterstudierende, die kurz vor ihrem Abschluss stehen oder nach Praktika und Werkstudentenstellen suchen.
  • Alumni: Frischgebackene Absolvent:innen, die auf der Suche nach einem Berufseinstieg sind und Unternehmen, die ihre Karrieren fördern, bevorzugen.

Vorteile von Hochschulmarketing für Unternehmen und Studierende

Eine Win-Win-Situation für beide Seiten

Hochschulmarketing bietet sowohl für Unternehmen als auch für Studierende zahlreiche Vorteile: Unternehmen profitieren von “frischem Wind” und Innovationen, während Studierende wertvolle Einblicke und Einstiegschancen in die Berufswelt erhalten.

Vorteile für Unternehmen

  1. Talentakquise: Hochschulmarketing ermöglicht Organisationen den direkten Zugang zu jungen, gut ausgebildeten Talenten, die frische Ideen und aktuelles Fachwissen mitbringen. Dies hilft, den Nachwuchskräftemangel zu verringern und langfristig qualifizierte Mitarbeitende zu sichern.
  2. Markenbildung und -wahrnehmung: Durch Präsenz auf Karriereveranstaltungen, Workshops und Vorträgen können Unternehmen ihre Marke stärken und sich als attraktive Arbeitgeber positionieren. Ein positives Image unter Studierenden kann die Arbeitgeberattraktivität erheblich steigern.
  3. Frühe Bindung von Talenten: Unternehmen haben die Möglichkeit, durch Praktika, Werkstudierendentätigkeiten und Abschlussarbeiten frühzeitig talentierte Studierende an sich zu binden. Dies erleichtert die spätere Übernahme in Festanstellungen und reduziert Einarbeitungszeiten und -kosten.
  4. Innovationsförderung: Der Austausch mit Studierenden bringt frische Perspektiven und innovative Ideen ins Unternehmen. Durch Projekte und Zusammenarbeit mit Hochschulen können Unternehmen von den neuesten Forschungsergebnissen profitieren und diese in die Praxis umsetzen.

Vorteile für Studierende

  1. Berufseinstieg und Karrierechancen: Hochschulmarketing bietet Studierenden wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt und hilft ihnen, potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen. Das eröffnet ihnen vielfältige Karrierechancen und erleichtert den Übergang vom Studium in den Beruf.
  2. Netzwerkmöglichkeiten: Bei Veranstaltungen und Unternehmenspräsentationen können Studierende wertvolle Kontakte knüpfen. Ein starkes berufliches Netzwerk ist bei der Jobsuche und im späteren Berufsleben vorteilhaft.
  3. Praktische Erfahrung: Studierende sammeln durch Praktika und Werkstudierendentätigkeiten praktische Erfahrungen und wenden ihr theoretisches Wissen an. Das trägt zur beruflichen Qualifikation bei und erhöht die Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinstieg.
  4. Berufsorientierung: Durch den direkten Kontakt zu Unternehmen lernen Studierende verschiedene Branchen und Berufsfelder kennen. Dies hilft ihnen, fundierte Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft zu treffen und ihren Karriereweg gezielter zu planen.

Strategien und Methoden des Hochschulmarketings

Ein guter Mix aus Online- und Offline-Aktivitäten

Die Kombination aus persönlicher Präsenz und digitaler Reichweite sorgt für eine umfassende Ansprache und erhöht die Chancen, die besten Nachwuchskräfte für das Unternehmen zu gewinnen. Eine erfolgreiche Campus Sourcing-Strategie beginnt mit einer gezielten Auswahl der Hochschulen: Welche Studiengänge werden angeboten? Welche Fähigkeiten werden vermittelt? Passt der Bachelor- oder Masterabschluss zum Unternehmen? Der Aufbau langfristiger Partnerschaften mit Hochschulen, ihren Karrierezentren und Fachbereichen ist essenziell. Unternehmen können außerdem an Karrieremessen teilnehmen, Workshops und Fachvorträge organisieren und On-Campus-Interviews durchführen.

Personalabteilungen sollten sich darüber beraten, wer im Unternehmen diese Tätigkeiten übernimmt – am besten in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitgebermarketing. Repräsentant:innen des Unternehmens sollten gut gewählt sein: Sie reißen mit ihrer Motivation und Leidenschaft im besten Fall andere mit und wirken als Botschafter:innen. Dafür eignen sich auch ehemalige Studierende, die bereits bei dem Unternehmen eingestiegen sind. Für sie ist es oft einfach, Kontakt zu aktuell Studierenden herzustellen. Sie kennen als Alumni beide Seiten: die der Hochschule und die des Unternehmens. Dadurch begegnen sie dieser Zielgruppe mit viel Empathie für deren Fragen und Wünsche.
Im Optimalfall nutzen Unternehmen auch digitale Kanäle, um die Generation Z zu erreichen. Via Social Media können sie eine Reichweite aufbauen, die auch junge Follower einschließt. Kampagnen können dann gezielt Studierende an Hochschulen und Universitäten ansprechen.

Best Practice Hochschulmarketing
Das Pharmaunternehmen Roche hat sich für eine seiner Hochschulmarketing-Aktivitäten etwas Kreatives einfallen lassen. Auf dem Campus der FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz) wurde ein Bildschirm mit Live-Übertragung installiert. Zu sehen war eine Frau im Labor: Cordula, Wissenschaftlerin im Bereich Research & Development, im weißen Kittel und mit Sicherheitsbrille, spricht Studierende über den Screen an und lädt sie spontan zu sich ins Labor ein. Es folgt am Nachmittag eine Begrüßung im Labor und in der Sky-Lounge des Roche-Turms. Beim anschließenden Karriere-Apero bleibt Zeit für einen Austausch. Das Ganze wurde gefilmt. Daraus wurde ein Youtube-Video gemacht, das in den sozialen Medien für Begeisterung sorgt. So geht Aufmerksamkeit!

Innovative Ideen im Hochschulmarketing

Um beim Wettbewerb um die besten Talente herauszustechen, setzen Unternehmen zunehmend auf weitere kreative Ansätze, z. B.:

  • Virtual Reality-Karrieremessen, bei denen Studierende das Unternehmen virtuell erkunden und mit Mitarbeitenden interagieren können.
  • Instagram Takeovers, bei dem Mitarbeitende den Instagram-Account übernehmen und authentische Einblicke vom Unternehmensalltag geben.
  • Influencer-Kooperationen, bei denen mit Influencer:innen und Meinungsführer:innen auf Social Media zusammengearbeitet wird, um die Zielgruppe gezielt und effektiv anzusprechen.
  • Interaktive und immersive Technologien, bei denen Studierende das Unternehmen und seine Kultur erleben. Mit Virtual- und Augmented Reality können Unternehmen hier immersive Erfahrungen schaffen.

Erfolgsfaktoren für effektives Hochschulmarketing im Überblick

Im Hochschulmarketing spielen mehrere Erfolgsfaktoren eine entscheidende Rolle. Ein tiefes Verständnis der Zielgruppe ist dabei essenziell, um maßgeschneiderte Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die sowohl Studierende als auch Alumni ansprechen. Digitale Präsenz, insbesondere über soziale Medien und Suchmaschinenoptimierung, erhöht die Sichtbarkeit und Reichweite des Unternehmens. Authentische Inhalte und Storytelling stärken das Markenimage und bauen Vertrauen auf. Wichtig ist auch, die Aktivitäten zu messen, um entsprechende Erfolge ableiten oder Optimierungen anstoßen zu können. Ein ganzheitlicher Ansatz, der alle relevanten Kanäle integriert, ist der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg im Hochschulmarketing.

Herausforderungen und Lösungen im Hochschulmarketing: ein Blick in die Glaskugel

Eine der größten Hürden ist die zunehmende Konkurrenz um hochqualifizierte Absolvent:innen. Es wird immer schwieriger, sich von anderen Arbeitgebern abzuheben. Um die Generation Z erfolgreich anzusprechen, brauchen Unternehmen ein tieferes Verständnis für ihre Werte und Kommunikationsgewohnheiten: Mit welchen Werten identifiziert sich die Zielgruppe?

Daher ist die Art und Weise der Ansprache von hoher Bedeutung. Wie werden die EVPs (Employer Values Proposition) also die eigenen Arbeitgeberwerte, transportiert? Wie wird neuen Talenten die Unternehmenskultur vermittelt? Wie werden sie nicht nur auf Kommunikationswegen, sondern auch auf Motivationsebene erreicht? Die Antworten auf diese Fragen bilden die zentralen Elemente, um die Bedürfnisse der Generation Z zu verstehen, zu erfüllen und eine authentische Arbeitgebermarke zu repräsentieren.

Langfristige Partnerschaften mit Hochschulen und ein stärkerer Fokus auf Diversität und Inklusion werden ebenfalls wichtige Rollen spielen. So entwickelt sich das Hochschulmarketing zu einem zukunftsorientierten Prozess, der sich den wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes anpasst.

Lesen Sie vertiefend zu diesem Thema auch folgende Beiträge

Social Recruiting: soziale Medien in der Personalbeschaffung
Employer Branding: Vorteile nutzen – Fehler vermeiden
Candidate Experience – Topp oder Flop?

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Über den:die Autor:in

Timo Ringwald

Produktmanager Haufe Akademie für den Themenbereich Personalmanagement.

 

 

Über den:die Autor:in

Prof. Dr. Meike Terstiege

ist Professorin und Consultant für Marketing mit den Schwerpunkten Advertising & Communication, Branding & Strategy, Consumer Insights & Behaviour, Digital Marketing & Social Media sowie Trends & Innovations.

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