Der Hilfeschrei nach erfolgsbringenden Kreativitätsmethoden ist in der Arbeitswelt groß. Das ist allzu verständlich. Wir drehen uns gefühlt immer schneller, jeden Tag gibt es neue Probleme, die gelöst werden „müssen“. Zeitdruck und Stress kommen hinzu und können in allzu großer Dosis sowohl unsere Kreativität als auch Lernfreude hemmen. Und damit bleibt neben dem Menschen auch Innovation auf der Strecke.
Warum brauchen wir ein kreatives Mindset?
Lassen Sie uns an der Wurzel beginnen – dem kreativen Mindset, bevor wir uns nur auf die Tools und Methoden fokussieren. Eine entsprechende Haltung und geeignete Rahmenbedingungen auf der Arbeit sind das Fundament für Lernen und kreatives Arbeiten und eben nicht nur Kreativitätsmethoden. Techniken können uns unterstützen auf kreative Lösungen zu kommen , doch wenn das kreative Lern-Fundament nicht passt, bringen die Methoden meist keine gewünschten Erfolge.
Was wäre dann nun eine „gesunde Wurzel“? Was macht also ein kreatives Mindset aus? Dazu zählt, wenn Menschen mit Leichtigkeit und Freude ihrer Arbeit nachgehen. Wenn sie gefordert sind und nicht unter- oder überfordert. Wenn Menschen offen und neugierig sind, sich empathisch gegenüber sich selbst und ihren Mitmenschen verhalten, wenn sie neugierig statt ängstlich sind und wenn sie sich wohlfühlen.
Der Flow-Zustand
Dieses Mindset beschreibt einen idealen Zustand, in dem wir Menschen leicht erschaffen und lernen können – auch Flow-Zustand genannt. Im Flow zu sein bedeutet, sich in einem selbstvergessenen kreativen Zustand zu befinden oder auch in einem Schaffens- oder Tätigkeitsrausch. Menschen im Flow sind vollkommen vertieft in ihre Tätigkeit, die wie von selbst abläuft, und sie empfinden durch ihre Tätigkeit ein Glücksgefühl. Dabei behält die Person die Kontrolle und blendet aus, was andere denken können.
Entdeckerfreude, Begeisterung und Neugier sind trotz gelegentlicher Misserfolgen die Grundzutaten, die zum Flow führen. Zudem ist es wichtig, dass die Aufgabe den Fähigkeiten entspricht und herausfordernd ist.
Herausforderungen als Chance für Kreativität
Das bedeutet also auch, eher die Haltung „Hurra, Probleme!“ als „Hilfe, Probleme!“ einzunehmen. Denn wenn wir Probleme nicht als Stressor wahrnehmen, sondern als Möglichkeit zu lernen, können wir mit einer viel größeren Leichtigkeit durch den Alltag gehen. Auch wenn eine solche Haltung natürlich nicht immer und in jedem Moment möglich ist. Denn es ist letztendlich auch eine Arbeit an uns selbst. Wenn wir an unserer Haltung und dem Mindset ansetzen, folgt das gewünschte Verhalten – es „erfolgt“ sozusagen automatisch…
Das heißt mit einer kreativen Haltung kommt das gewünschte kreative Verhalten ganz automatisch: Wir gehen dann beispielsweise mit mehr Gelassenheit an Probleme heran, sind generell innovativer, sprudeln vor Ideen, kommen schneller und leichter auf geniale Ideen usw.
So können Sie ein kreatives Mindset aufbauen
Hier ein paar Impulse, wie Sie ein solches kreatives Mindset möglich machen können und auch andere dazu inspirieren können:
- Wo Neugier ist, ist keine Angst. Wenn wir offen an ein Thema oder eine Fragestellung herangehen, empfinden wir gleichzeitig weniger Stress. Eine solche Offenheit fördert unseren Erfindergeist und unsere Lernfreude. Beobachten Sie Ihre Gedanken. Wenn das nächste Mal ein Problem auftaucht, versuchen Sie nicht „Oh nein!“ zu denken, sondern sagen Sie sich selbst „Oh, wie interessant!“. Gedanken haben einen immens großen Einfluss auf unseren Zustand und damit auch darauf, wie leicht oder schwer es uns etwa fällt ein Problem zu lösen oder zu lernen.
- Unmögliches möglich machen: Machen Sie sich bewusst, welche Menschen etwas erschaffen haben, was vorher undenkbar war. Alles, was wir noch nicht kennen, ist zunächst unwirklich. So erlebe ich es beispielsweise auch, wenn ich gemeinsam mit meiner fast dreijährigen Tochter den Seminarraum betrete. Zumeist sind meine Teilnehmenden überrascht, dass ihre Trainerin mit ihrem Kind das Seminar leitet. Den Teilnehmenden scheint eine solche Konstellation undenkbar – bis sie es selbst erlebt haben. Und möglicherweise sind solche Erfahrungen gleichzeitig auch Inspiration für meine Teilnehmenden, selbst auch Wege „out ft he box“ zu gehen.
- Gehen Sie mit mutigem Beispiel voran: Teilen Sie Ihre Fehler in Ihrem Team oder auch in Ihrem Unternehmen. Loben Sie Fehler Awards aus. Es fördert die Menschlichkeit, das Miteinander und zudem können Sie so von und miteinander lernen. Ein solche Kultur macht kreatives Arbeiten viel leichter.
- Wenn Sie von einer Idee überzeugt sind, dann bleiben Sie dran. Fokussieren Sie sich auf Befürworter und lassen sich nicht von Killerphrasen oder Gegnern ablenken. Arbeiten Sie dabei an Ihrer inneren Klarheit. Wenn Sie innerlich klar und von Ihrer Idee überzeugt sind, werden auch andere neugierig. Fragen Sie sich dabei am besten täglich drei Mal, worauf Sie stolz sind und was Sie durch Ihr Handeln erreicht haben. Nehmen Sie den Stolz in Ihrem Körper für ca. 20 Sekunden wahr. Das stärkt Ihren Durchsetzungsmuskel nachhaltig und hilft Ihnen, Ihre Ideen und Visionen zu verwirklichen.
- Machen Sie sich bewusst, welche Kreativitätskiller und Lernhürden bei Ihnen „vorherrschen“. Viele verschiedene Faktoren können solche Kreativitätskiller darstellen: Zum Beispiel Stress, Angst, Zeitdruck oder der Glaubenssatz, nicht kreativ, clever und gut genug etc. zu sein. Auch zu viele langwierige SITZungen anstelle knackiger Stand Up Meetings können Ihre Kreativität behindern. Was fällt Ihnen noch ein? Machen Sie sich einen Plan, welche der Killer Sie wie reduzieren oder ganz aus dem Weg räumen wollen.
- Und machen Sie sich auch bewusst, wann und wie Sie in einen kreativen Flow-Zustand kommen. Etwa nachdem Sie Sport gemacht haben, in Bewegung sind, am Stehschreibtisch, im Park, nach einer Ruhephase oder einem Spaziergang … Notieren Sie sich die Erfolgsfaktoren und integrieren Sie sie ganz bewusst in Ihren Arbeitsalltag.
- Stellen Sie in Ihrem Team gemeinsam Kreativitätsgebote auf, an die Sie sich gemeinsam erinnern können. Denn gemeinsam ist vieles viel leichter.
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