Nachhaltiger zu leben und zu arbeiten, ist die Maxime, nach der viele Menschen und auch Unternehmen streben. Ökologische und soziale Ziele rücken für Bewerberinnen, Bewerber und die Belegschaft immer mehr in den Vordergrund. Corporate Sustainability umzusetzen ist jedoch keine Aufgabe für eine Person und vor allem kein to-do, an das schnell ein Häkchen gesetzt werden kann. Ein Unternehmen besteht aus vielen Abteilungen, die ineinandergreifen, zusammenarbeiten und dazu beitragen können, Nachhaltigkeit zu etablieren. Als Bindeglied zwischen Führungsebene und Belegschaft kommt der HR-Abteilung, neben dem Nachhaltigkeitsmanagement, eine Schlüsselrolle zu.
Personalmanagement als Treiber für mehr Nachhaltigkeit
Als zentrales Organ unternehmerischer Managementprozesse nimmt HRM eine treibende Funktion in der Nachhaltigkeitstransformation ein. Im Fokus eines nachhaltigen Personalmanagement steht der Produktivitätsfaktor „Mensch“: Von der Gewinnung über die Weiterentwicklung bis zur Bindung des Mitarbeitenden ans Unternehmen. Nachhaltigkeit ist ein Anspruch, der sich über alle Bereiche des operativen und strategischen Personalmanagements erstreckt, und ist damit Aufgabe der einzelnen fachlichen HR-Disziplinen – vom Recruiting bis zur Vergütung, vom Business Partnership bis zu Shared HR Services. Nachhaltiges Handeln sollte sich durch alle Prozesse ziehen – als neues HR-Selbstverständnis.
Personalmanagement goes SDG
Im Jahr 2015 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Agenda 2030 verabschiedet und damit 17 globale Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable Development Goals (SDGs) für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung gesetzt. Sie richten sich an alle: die Regierungen weltweit, aber auch an die Zivilgesellschaft, die Wissenschaft und die Privatwirtschaft.
Quelle: bundesregierung.de „Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt“
Es ist unmöglich, sich mit allen SDGs gleichermaßen zu beschäftigen. Um die SDGs zu priorisieren, wird die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens betrachtet. Die Fragestellung pro Nachhaltigkeitsziel lautet daher: Welche Auswirkungen hat unser Unternehmen auf das jeweilige SDG? Und so muss sich auch HRM fragen: Bei welchen SDGs sehen wir Hebel?
SDG 4 Hochwertige Bildung
Vor allem die Personalentwicklung ist hier in der Pflicht, sich um die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden zu kümmern. Dabei steht nicht nur fachliche Weiterbildung im Fokus, auch im Bereich Corporate Sustainability kann das Bewusstsein der Belegschaft durch entsprechende (interne) Weiterbildungsangebote oder kurze Lernformate wie Brown Bag Sessions geschärft werden.
Unsere Seminarempfehlung
Green HR – den Wandel zum klimaneutralen Unternehmen mitgestalten
Die Wissenschaft zeigt es deutlicher denn je: die Klimakrise wird jedes Unternehmen betreffen. Und bereits heute spüren viele Unternehmen den zunehmenden politischen Druck oder den Wettbewerb um ein klimaneutrales Wirtschaften. Die damit einhergehenden Veränderungen sind grundlegender als wir es uns derzeit vorstellen können. HR kann diesen Transformationsprozess aktiv mitgestalten, die Unternehmensbereiche strategisch unterstützen und die operativen Handlungsfelder – vom Recruiting bis zur Organisationsentwicklung – auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität ausrichten.
Seminar: Green HR – den Wandel zum klimaneutralen Unternehmen mitgestalten
SDG 5 Geschlechtergleichheit
Unvergessen ist ein Foto, das am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz 2022 aufgenommen wurde. Es zeigt: Die Chefs von Wirtschaftsunternehmen sind vor allem männlich und weiß. Von Frauen, keine Spur. Personalbeschaffung und -management haben es in der Hand für Chancengleichheit, gleiche Bezahlung und die wirksame Teilhabe von Frauen in Führungspositionen zu sorgen.
SDG 8 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Zwar sind Sklaverei und Menschenhandel in Deutschland keine Themen, doch betrifft es Mitarbeitende in den Lieferketten deutscher Unternehmen. Auch hier muss die Personalabteilung ein Zeichen setzen für die Wahrung der Menschenrechte. Als Abteilung mit großer Wirkkraft hat HR mit der Personalentwicklung entscheidenden Einfluss auf das Wachstum des Unternehmens.
SDG 10 Weniger Ungleichheiten
Gender Pay Gap, Diskriminierung auf verschiedenen Ebenen. Bei diesem Ziel stehen Diversität, Inklusion sowie eine wertebasierte Führung auf Augenhöhe im Fokus. Verschiedene Menschen bringen verschiedene Kompetenzen und Erfahrung in Organisationen, die zum langfristigen Erfolg des Unternehmens beitragen.
Neben diesen SDGs kann die HR-Abteilung aber auch auf SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ sowie auf SDG 17 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele” Einfluss nehmen.
Weitere Aufgabengebiete für ein nachhaltiges Personalmanagement
- Langfristige Nachfolgeplanungen insbesondere für Schlüsselpositionen
- Arbeitssicherheit und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern
- Beteiligung von Mitarbeitenden
- Verhinderung von Korruption und Bestechung
- Social Responsibility als ein entscheidendes Kriterium zur Wahl des Arbeitgebers
- Nachhaltigkeit im Employer Branding als entscheidender Wettbewerbsvorteil
- Um Mitarbeitende zu unterstützen, kann HRM Green Teams formieren oder Informationen rund um Nachhaltigkeitsthemen teilen. Das dient der Aufklärung und Bewusstseinsförderung.
Herausforderungen bei der Umsetzung eines nachhaltigen Personalmanagement
Zunächst ist entscheidend: Ist das Unternehmen schon berichtspflichtig nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder wird es das zeitnah sein? Mittelfristig ist die Personalabteilung, wie die ganze Organisation, dann in der Pflicht eine entsprechende Datenlage zu schaffen.
Mit der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit geht ein gewisses Change-Management einher, das zumeist durch den HR-Bereich mit entsprechenden Maßnahmen begleitet werden soll. Jede Veränderung kann zunächst Widerstand in der Belegschaft hervorrufen. HRM muss effektives Veränderungsmanagement betreiben, um den Übergang zu erleichtern und sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden die Umgestaltung akzeptieren und mittragen.
Mit den Aufgaben kommen die Herausforderungen: Hochwertige Weiterbildung und Bewusstseinsförderung sollen im Unternehmen gefördert werden. Es ist Aufgabe der Personalentwicklung Schulungen, verschiedene Bildungsformate und Lerninhalte zur Verfügung zu stellen, um der Belegschaft die Bedeutung von Nachhaltigkeit und deren Auswirkungen auf die Organisation näher zu bringen.
Die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in bestehende HR-Prozesse wie Einstellung, Schulung und Mitarbeiterbewertung, kann komplex sein. HRM muss sicherstellen, dass diese Aspekte nahtlos in die bestehenden Abläufe integriert werden.
Das Finden und Binden von Talenten, die eine Leidenschaft für Nachhaltigkeit und die Fähigkeiten zur Umsetzung mitbringen ist nicht immer einfach. Die Fachkräfte, die im Bereich Corporate Sustainability ausgebildet sind, sind rar gesät. Daher muss das Personalmanagement innovative Methoden entwickeln, um nachhaltigkeitsorientierte Fachkräfte zu finden, zu halten und eigene interessierte Mitarbeitende fortzubilden.
Als Bindeglied zwischen vielen Abteilungen gehört auch die interne Kommunikation zum Verbündeten des Personalmanagements. In enger Zusammenarbeit gilt es Informationen zu nachhaltigen Initiativen und Fortschritte für die Belegschaft bereitzustellen. Mitarbeitende wollen und sollen über die Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmens informiert sein und diese unterstützen.
Zukunft Green HRM
Die Integration von Corporate Sustainability im Personalmanagement ist eine komplexe Aufgabe, die nicht nur das Engagement der HR-Abteilung erfordert. Es braucht die aktive Unterstützung der Unternehmensführung und die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen. Es ist wichtig, diese Herausforderungen anzugehen, um eine erfolgreiche Implementierung zu gewährleisten und langfristigen Nutzen für das Unternehmen zu erzielen. Denn: Als Ganzes betrachtet, zielen die zentralen Gestaltungsfelder des Personalmanagements darauf ab, die Organisation nachhaltig weiterzuentwickeln und sich somit am Markt zu behaupten. Zunehmend zeigt sich jedoch, dass gerade fehlende Expertise die Nachhaltigkeitsaktivitäten eines Unternehmens ausbremsen können. Hier ist ganz klar HRM gefragt, diesem Bedarf nachzukommen.