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Circular Economy im Projekt- und Prozessmanagement

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Unternehmen denken um und die Verantwortung, die seit Jahrzehnten auf den Schultern der Verbraucher:innen lastet, verlagert sich. Beispiel dafür ist der Discounter Lidl. Der wirbt aktuell mit Günther Jauch für die „Kreislaufflasche” und sein ökologisches Einweg-Pfandsystem. Ob Mehrweg-, Einwegsystem oder Leitungswasser ökologisch die bessere Variante ist, sei dahingestellt. Wie auch Prozess- und Projektmanagement ihren Beitrag für eine nachhaltige Zukunft leisten können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Circular Economy – Unternehmen denken jetzt in Kreisläufen

Ressourcen sind in der Regel endlich und nachhaltiges Handeln mehr als nur Verbrauchersache. Das begreifen zuletzt immer mehr Unternehmen. Seit rund 20 Jahren besteht das Pfandsystem in Deutschland, welches auf Verbraucher:innen setzt. Mehrweg, Einweg oder „Kreislaufflasche“ – das ist nur ein kleines Puzzleteil. Denn auch abseits des Flaschenpfands stellt sich die Frage nach dem Unterschied zwischen Recycling, Kreislauf und linearer Wirtschaft?

Allen drei Ansätzen liegt die Nutzung von Ressourcen bzw. Abfallentsorgung zugrunde. Einzig die Kreislaufwirtschaft ist ein Zukunftsmodell, das sowohl ökologische Nachhaltigkeit als auch wirtschaftlichen Erfolg verspricht.

Das Europäische Parlament definiert die Kreislaufwirtschaft als „ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert.¹

 

Abbildung 1: linear-reycling-circular Economy. Bildquelle: Abbildung nach gettyimages.de

Ziel ist es, Abfälle auf ein Minimum zu reduzieren und Ressourcen so lange wie möglich produktiv zirkulieren zu lassen. Die vergangenen Jahrzehnte waren geprägt von einer Linearwirtschaft, in der große Mengen wertvoller Materialien (unter anderem Metalle und seltene Erden) als Abfall verloren gingen. Mit zirkulärem Wirtschaften können nicht nur Ressourcenverbrauch und Energiebedarf signifikant reduziert werden, es sinkt auch die geopolitische Abhängigkeit von Rohstoffen. Gleichzeitig können innovative, neue Geschäftsmodelle entwickelt und Kosten gesenkt werden.

Welche Anreize bietet zirkuläre Wirtschaft im Projekt- und Prozessmanagement?

Für produzierende Unternehmen und damit auch für Projekt- und Prozessmanager:innen bedeutet die Abkehr von linearen Wirtschaftsketten, Veränderungen frühzeitig zu planen. Sind die eingesetzten Ressourcen endlich? In welchen Kreisläufen sind sie weiter nutzbar? Es bedeutet, jeden Prozessschritt zu beleuchten, egal ob es um die Herstellung eines Produkts geht oder das Unternehmen als Zulieferer fungiert. Die wenigsten Unternehmen agieren allein, sie sind Teil einer Lieferkette, die sie beeinflussen können. Doch häufig ist die Motivation nicht intrinsisch.

Typische Treiber für Unternehmen sind folgende:

  • Finanzdienstleister: Investoren fordern Nachhaltigkeit;
  • Regulatorischer Druck: Regulierung und Anreize;
  • Geschlossene Materialkreisläufe: weniger Abhängigkeit, mehr Wertschöpfung;
  • Triple Bottom Line: Erreichen ökologischer, sozialer & wirtschaftlicher Ziele;
  • Erfolgsfaktor: langfristiger Wettbewerbsvorteil als Marke und Arbeitgeber:in.

Vorteile der Circular Economy für Projekt- und Prozessmanagement

Neben den externen und internen Treibern werden die Vorteile der Kreislaufwirtschaft für Unternehmen schnell sichtbar:

  • Ressourceneffizienz: Durch die Wiederverwendung von Materialien und Produkten können Unternehmen ihren Ressourcenverbrauch erheblich reduzieren. Dies führt zu Kosteneinsparungen und einer effizienteren Nutzung von Rohstoffen.
  • Abfallvermeidung: Die Circular Economy zielt darauf ab, Abfall zu minimieren. Indem Materialien und Produkte wiederverwendet oder recycelt werden, verringert sich die Menge an Abfall, der in die Umwelt gelangt.
  • Neue Geschäftsmöglichkeiten: Die Umsetzung der Circular Economy eröffnet Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten. Durch das Angebot von Produkten oder Dienstleistungen, die auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft basieren, können sich Unternehmen von der Konkurrenz abheben und einen Wettbewerbsvorteil erlangen.
  • Verbessertes Image und Kundenbindung: Verbraucher:innen werden zunehmend umweltbewusster und bevorzugen Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften und verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen.
  • Innovationsförderung: Die Circular Economy erfordert kreative Lösungen und Innovationen, um Produkte und Prozesse so zu gestalten, dass sie den Prinzipien der Wiederverwendung und des Recyclings entsprechen.

Umsetzung

Sind Motivation, die Vergegenwärtigung der Chancen und Herausforderungen Teil des Pflichtprogramms, ist die Umsetzung die Kür. Denn: Zentrales Merkmal der Kreislaufwirtschaft ist im Idealfall der unendliche Lebenszyklus. Anfang, Mitte und Ende gibt es nicht: Wenn Materialien nicht mehr verwendet werden, landen sie nicht im Abfall, sondern im nächsten Kreislauf. Damit verbunden ist ein nie endender Strom an Arbeit.

Diesen Kreislauf in Bewegung zu setzen ist mehr als eine Veränderung der Unternehmenskultur. Mit der Implementierung der Circular Economy kommen ganz grundlegende Veränderungen, die eine tiefgehende Transformation fordern und fördern. Je nach Branche kann das die Umstellung von Technik bedeuten, die Einführung neuer Programme und schließlich auch Up- und Reskilling oder die Neueinstellung vieler Mitarbeiter:innen.

¹ EU-Parlament: Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile, 22.02.2023.

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Über den:die Autor:in

Uwe E. Walter

PMP®, Produktmanager für den Themenbereich Projekt- und Prozessmanagement bei der Haufe Akademie.

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