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Für Expertinnen und Experten im Finanz- und Rechnungswesen werden Soft Skills immer wichtiger

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Im Zuge einer stärkeren Spezialisierung wird die interne Zusammenarbeit immer wichtiger und komplexer. Dabei sind neue Führungsqualitäten im Finanz- und Rechnungswesen gefragt.

Die Komplexität im Arbeitsalltag nimmt enorm zu. In vielen Fällen ist es nicht mehr möglich, dass ein einzelner Kopf Entscheidungen ganzheitlich vorbereiten und sicher treffen kann. Für gute, sichere und qualitativ hochwertige Entscheidungen benötigen wir Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und müssen uns mit diesen intensiv austauschen. Der:die Querdenkende wird immer wichtiger. Auch die enorme Veränderungsgeschwindigkeit ist eine große Herausforderung. Routine kann sich in vielen Fällen nicht mehr einstellen. Ad-hoc-Anfragen und ständig neue, spezifizierte Kennzahlendominieren den Alltag im Finanz und Rechnungswesen. Zusätzliche Anforderungen ergeben sich durch die sich stetig ändernden Rechtsordnungen im internationalen Geschäft.

Zudem hat sich der Anspruch in diesen Fachdisziplinen in den letzten Jahren massiv geändert. Fach und Führungskräfte im Finanz- und Rechnungswesen sollen das Unternehmen auch bei der Gestaltung der Zukunft unterstützen. Die Rolle von Expertinnen und Experten zeigt sich nun in Simulationen und Hochrechnungen auf Basis von Ist-Zahlen, von Finanz- und Liquiditätsplänen und z. T. gestalterischen Optimierungen im Handels-und Steuerrecht. Im Zuge dessen verändert sich auch einiges für die Leitung im Finanz- und Rechnungswesen sowie den CFO: Ihre Mitarbeitenden benötigen andere und neue Fähigkeiten und sind in einigen Fällen nicht mehr direkt der Führungsebene unterstellt. Damit nimmt der Koordinationsaufwand zu. Die Unter nehmen und damit natürlich auch die einzelnen entscheidenden Personen sind gezwungen, immer schneller weitreichende Entscheidungen zu treffen. Damit Unsicherheiten und Risiken in dieser Situation überschaubar bleiben, benötigen die Entscheidungstragenden umfangreichere Daten in deutlich kürzeren Rhythmen. Diese erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn sie wichtige und klare Steuerungsinformationen enthalten.

Die Fachkompetenz des CFO sowie der Leitungsebenen im Finanz- und Rechnungswesen verändert sich vor diesem Hintergrund massiv. Auch sie werden sich immer mehr spezialisieren müssen, um den Aufgaben und Anforderungen gerecht werden zu können. Spezialisierung birgt leider immer die Gefahr, das Ganzheitliche aus dem Blick zu verlieren. Alle sind hervorragend qualifiziert, es fällt aber schwer, die Andere oder den Anderen zu verstehen. Jetzt zählt es mehr denn je, über die Voraussetzungen für eine wirksame Verständigung in der Abteilung und über die Abteilungsgrenzen hinaus nachzudenken. Kommunikation, Teamfähigkeit, Führungskompetenz und Konfliktfähigkeit sind nur eine Auswahl der vielen Fähigkeiten, die dafür nötig sind.

Kommunikation ist alles

Die bedeutendste dieser Komponenten ist sicherlich die Kommunikationsfähigkeit. Ein gutes Gespräch ist empfängerorientiert ausgerichtet. Ein Gespräch mit einer Spezialistin oder einem Spezialisten eines anderen Fachbereichs muss anders aufgebaut sein als das Gespräch mit einer Spezialistin oder einem Spezialisten aus dem eigenen direkten Umfeld. Obwohl dies eigentlich selbstverständlich sein sollte, fällt die Umsetzung oft schwer. Häufig gibt es zu wenig Zeit für die Vorbereitung, um Gespräche gut zu strukturieren und die Inhalte empfängerorientiert zu ordnen. Für das Gespräch selbst ist meist ebenfalls zu wenig Zeit eingeplant, und es wird versucht, Dinge stark zu verdichten. Inhalte werden extrem kurz dargestellt. Das Risiko dabei liegt darin, missverstanden zu werden. Denn gute Kommunikation ist immer ein Dialog, bei dem zunächst das gemeinsame Ziel abgestimmt wird.

Während des Gesprächs sollte die sendende Person den oder die Empfänger sehr genau beobachten und deren Feedback (nonverbal) in ihre Ausführungen einbinden. Je komplexer ein Sachverhalt ist, umso wichtiger ist es, das verbale Feedback der einzelnen Empfänger wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Dieser Austausch sollte der Kern eines Gesprächs sein und nicht nur die reine Mitteilung von Informationen.

Denn am Ende eines jeden guten Gesprächs steht ein für alle Seiten eindeutiges, akzeptables Ergebnis! Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass alle sich stets und immer einig sind. Es verdeutlicht aber, dass am Gesprächsende allen Teilnehmenden die Einigkeit oder auch die Differenz deutlich vor Augen steht. Daran kann dann das weitere zielorientierte Handeln ausgerichtet werden.

Empathie als Führungsstärke

Emotionale Intelligenz spielt im Umgang miteinander ebenfalls eine wesentliche Rolle. Zum einen sollte man die eigenen Emotionen unter Kontrolle haben, denn es ist nicht immer sinnvoll, die eigene positive (oder auch negative) Emotion für Andere sichtbar zu machen. Dadurch erscheint man in einer machtorientierten Kultur unter Umständen angreifbar. Um die eigenen Gefühle kontrollieren zu können, benötigt man Klarheit über das eigene Reaktionsverhalten in Alltagssituationen. Ein gesundes Selbstbewusstsein ist dabei hilfreich. Außerdem ist es wichtig zu wissen, welche Gefühle man durch das eigene Handeln oder durch die eigenen Aussagen bei dem:der Gesprächspartner:in auslöst.

Bereits in der Vorbereitung sollte man sich verdeutlichen, welche Reaktion man bei dem Gegenüber auslösen wird oder erwarten kann. Darauf kann man reagieren und die Inhalte verändern, anders strukturieren, anders darstellen und anpassen. Oder sich bewusst dafür entscheiden, einer Konfrontation nicht auszuweichen. So ist man besser vorbereitet und kann ganz anders mit der Konfrontation umgehen.

Man sollte sich zudem klarmachen, dass das kaufmännische Denken nicht im Fokus aller Gesprächspartner:innen im Unternehmen steht. Menschen mit technischen, wissenschaftlichen oder sozialen Ausbildungen sind in der Konsequenz einfach anders geprägt. Vor dem Hintergrund dieser Kenntnisse müssen Ziele und Inhalte verständlich und sicherlich häufig auch differenziert aufbereitet werden. 

Veränderte Führungsaufgabe

Die anfangs genannten Veränderungen wirken sich nicht nur auf die Kommunikation, sondern auch auf die Führungsaufgabe im Finanz-und Rechnungswesen erheblich aus. Wer ein Team von Spezialistinnen und Spezialisten führt, muss bereit sein, loszulassen. Ziele werden abgestimmt und Hintergründe werden erläutert. Danach muss die Führungskraft die Mitarbeitenden frei handeln lassen. Ständige Eingriffe in die Arbeit der Mitarbeiter:innen führen häufig zu deutlicher Demotivation. Die Rolle eines CFO ist es, durch seine Kontakte im Unternehmen die Bedürfnisse der entscheidenden Personen zu erkennen und diese an die Mitarbeitenden weiterzugeben. Die wichtigste Vorbereitung ist, das eigene Bewusstsein für die eben skizzierten Anforderungen zu schärfen und sich in der Kommunikation und in seinem Handeln zu reflektieren. Dazu gehört auch, sich Meinungen, die von der eigenen abweichen, anzuhören und sich damit auseinanderzusetzen. Wenn die Mehrzahl der handelnden Personen die eigenen Soft Skills ausbaut, hat dies einen sehr positiven Einfluss auf die Unternehmenskultur.

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Über den Autor

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Heinz-Josef Botthof

Diplom-Volkswirt, MdO und Certified Business Process Professional (CBPP). Seit 1988 als Dozent, Trainer, Berater, Coach sowie in versch. Führungspositionen tätig. Aktuell Leiter des Bereichs Managementtraining bei einer Unternehmensberatung. Schwerpunkte: betriebswirtschaftliche Themen, Führung und Kommunikation. Fachautor.

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