Bewerberinnen und Bewerber haben heute im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl. Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte – und so können sich Talente oft zwischen mehreren Stellen entscheiden. Um als Arbeitgeber die Nase vorn zu haben, reicht es oft nicht aus, auf dem Papier besser auszusehen. Auch das Bauchgefühl der Kandidatin bzw. des Kandidaten muss stimmen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie eine gute Candidate Journey dazu beiträgt, dass Bewerberinnen und Bewerber sich gut aufgehoben fühlen und sich für Ihr Unternehmen entscheiden.
Definition: Candidate Journey
Der Begriff Candidate Journey lässt sich als „Bewerberreise“ übersetzen und beschreibt den Prozess, den Kandidatinnen und Kandidaten im Rahmen ihrer Bewerbung bei einem Unternehmen erleben. Die Journey beginnt, wenn ein Talent zum ersten Mal in Kontakt mit dem Unternehmen kommt, und schließt mit dem Onboarding ab.
Die Candidate Experience beschreibt dagegen alle Erfahrungen, die eine Bewerberin oder ein Bewerber im Recruiting-Prozess an verschiedenen Berührungspunkten (Touchpoints) mit dem Unternehmen sammelt.
Warum ist die Candidate Journey so wichtig?
Unternehmen konkurrieren heute intensiv um qualifizierte Fachkräfte. In diesem Kontext ist die Candidate Journey ein entscheidender Faktor im Rekrutierungsprozess. Denn: Die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt erfordert mehr als nur ein attraktives Gehalt und gute Unternehmensleistungen. Die Candidate Journey und alle Erfahrungen, die Kandidatinnen und Kandidaten im Prozess sammeln, beeinflussen auch, wie sie das Unternehmen als Arbeitgeber wahrnehmen. Eine gut gestaltete Candidate Journey zahlt also ganz zentral auf die Candidate Experience ein. Gehalt und Leistungen sind zwar wichtig, aber nicht alles. Ansprechend gestaltete Touchpoints im Bewerbungsprozess sind wichtige Faktoren, die das Zünglein an der Waage für eine Zu- oder Absage sein können.
Die Hauptphasen der Candidate Journey
Eine gute Candidate Journey ist zwar kein Hexenwerk, in der Praxis aber leider keine Selbstverständlichkeit. Oft vergeht zu viel Zeit – die Journey sollte aber möglichst kurz sein. Denn sonst kann es passieren, dass sich Talente in der Zwischenzeit für eine andere Stelle entscheiden.
Doch wie genau sieht eine gelungene Candidate Journey aus? Es gibt viele verschiedene Modelle, um die Journey darzustellen. Einige sind sehr detailliert, andere fassen mehrere Aspekte in den einzelnen Phasen zusammen. Wir unterscheiden im Folgenden vier Phasen.
Phase 1: Aufmerksamkeit und Anziehung
In der ersten Phase zielen Unternehmen darauf ab, als Arbeitgeber für qualifizierte Talente sichtbar zu sein und ihr Interesse zu wecken. Touchpoints sind dabei beispielsweise Jobportale und professionelle Netzwerke wie LinkedIn und XING, Social Media Ads auf Plattformen wie Facebook und Instagram, aber auch Active Sourcing und Mitarbeiterempfehlungen. Interessierte werden dann in der Regel nach weiteren Informationen über das Unternehmen suchen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen – beispielsweise auf der Karriereseite. Dort sollten sie relevante Details zur Stelle, mehr über den Employer Brand und die Positionierung des Unternehmens finden.
Phase 2: Der Bewerbungsprozess
Konnte das Unternehmen in der ersten Phase überzeugen, will sich das Talent schließlich bewerben. Dabei sollten die Hürden so niedrig wie möglich sein, um keinen Abbruch vor Versand der Bewerbung zu provozieren. Das Bewerbungsportal sollte beispielsweise smartphonefreundlich ausgelegt sein, damit Interessierte sich bequem und ohne Medienbruch nach Stellen umschauen und bewerben können. Vorteilhaft sind auch kurz gehaltene Fragebögen, die wenig Zeit zum Ausfüllen in Anspruch nehmen und einfach versendet werden können. Denn: Ist das Einreichen der Bewerbung kompliziert, technisch schlecht aufgesetzt oder dauert zu lange, besteht die Gefahr, dass das Talent den Bewerbungsprozess frustriert abbricht.
Phase 3: Auswahl und Kommunikation
In dieser Phase lernen sich Unternehmen und Bewerberin bzw. Bewerber gegenseitig kennen. Den Rahmen dafür geben meist persönliche oder virtuelle Bewerbungsgespräche oder Assessment Center. Unternehmen erhalten so einen tieferen Einblick in die Fähigkeiten und Erfahrungen der Bewerberinnen und Bewerber und prüfen, ob er oder sie ins Team und zum Unternehmen passt. Und auch das Talent macht sich in dieser Phase ein genaueres Bild – vom Unternehmen, der Stelle und dem Team. Transparente und ehrliche Kommunikation sind hier deshalb essenziell, damit dieses Bild möglichst der Realität entspricht. Zudem ist es wichtig, der Kandidatin bzw. dem Kandidaten Raum für Fragen zu geben, um mögliche Bedenken auszuräumen.
Übrigens: Kommunikation heißt unter Umständen auch, Absagen zu versenden. Wertschätzende und zeitnahe Rückmeldung sollte selbstverständlich sein.
Phase 4: Entscheidung und Onboarding
Wenn sich das Auswahlverfahren dem Ende zuneigt, gilt es für beide Seiten, eine Entscheidung zu treffen. Lassen Unternehmen sich jetzt mit ihrer Entscheidung und Rückmeldung zu lange Zeit, fühlen sich Kandidatinnen und Kandidaten womöglich hingehalten. Schnelle Kommunikation ist hingegen ein Zeichen von Wertschätzung – auch bei einer Absage. Schnell sein hat aber auch einen weiteren Vorteil: Oft haben Bewerberinnen und Bewerber mehrere Optionen. Sagt ein anderes Unternehmen früher zu, kann dies die Entscheidung beeinflussen.
Haben sich im besten Fall beide Seiten füreinander entschieden, folgt der letzte Schritt der Candidate Journey: das Onboarding. Dabei geht es nicht nur um die formale Integration eines oder einer neuen Beschäftigten, sondern vielmehr um die erfolgreiche Eingliederung in das Team und die Unternehmenskultur. Dies beginnt schon vor dem ersten Arbeitstag mit einer klaren Kommunikation zum Start und setzt sich am ersten Tag mit einer warmen Begrüßung und einer strukturierten Einführung fort. Eine „Patin“ bzw. ein „Pate“ kann als Ansprechpartnerin bzw. Ansprechpartner dienen und die ersten Wochen begleiten.
Warum eine optimierte Candidate Journey wichtig ist
Mit einer gelungenen Candidate Journey hinterlassen Unternehmen einen guten Eindruck bei Bewerberinnen und Bewerbern – sorgen also für eine positive Candidate Experience. Das stärkt die Arbeitgebermarke und führt zu guter Mundpropaganda.
Grund genug, die bestehende Candidate Journey genauer in den Blick zu nehmen, zu verbessern und so Potenziale zu heben. Das Candidate Journey Mapping liefert hierbei Erkenntnisse über den Prozess, den Bewerberinnen und Bewerber durchlaufen. Dabei werden die Touchpoints, an denen die Talente in Kontakt mit dem Unternehmen kommen, entsprechend ihrer zeitlichen Abfolge aufgelistet und auf einer Candidate Journey Map eingetragen. Dies bildet die Ausgangslage für anschließende Optimierungen.
Eine gelungene Candidate Journey ist der Schlüssel zum Erfolg
Die Candidate Journey, der Weg einer Kandidatin oder eines Kandidaten durch den gesamten Rekrutierungsprozess, spielt eine wichtige Rolle bei der Anziehung und Bindung von Talenten. Sie beeinflusst, wie attraktiv ein Unternehmen als Arbeitgeber wahrgenommen wird. Eine positive Candidate Journey überzeugt durch schnelle, transparente Kommunikation, ein effizientes und unkompliziertes Bewerbungsverfahren, wertschätzenden Umgang mit den Bewerberinnen und Bewerbern und unterstützendes Onboarding. Die Optimierung der Candidate Journey ist daher kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für jedes Unternehmen, das auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt erfolgreich sein will.