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Kompetenzmodell: Das Fundament für erfolgreiche Personalentwicklung

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Der Befragung Onboarding Reloaded 2022 von softgarden zufolge kündigen fast 18 Prozent der Arbeitnehmenden in den ersten 100 Tagen ihrer Anstellung. Diese Frühfluktuation verursacht nicht nur erhebliche Kosten, sondern belastet auch die Dynamik des Unternehmens. Die Gründe für eine Kündigung in dieser Zeit sind dabei unterschiedlich.

Kompetenzmodelle bieten dafür einen Lösungsansatz. Sie erfassen präzise, welche Kompetenzen für eine Position tatsächlich erforderlich sind. Der Abgleich zwischen Anforderung und vorhandenen Fähigkeiten reduziert Fehlbesetzungen und bildet gleichzeitig die Basis für gezielte Entwicklungsmaßnahmen. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Vorteile von Kompetenzmodellen und wie Sie diese erfolgreich entwickeln.

Was ist ein Kompetenzmodell?

Ein Kompetenzmodell ist das Fundament der Personalentwicklung. Das Modell erfasst bestehende Kompetenzen und definiert erforderliche Kompetenzen von Mitarbeitenden und Führungskräften. Dafür führen Personaler:innen für jede Position im Unternehmen eine Bestandsaufnahme durch und erstellen eine Anforderungsanalyse.

Das Personalmanagement nutzt das Kompetenzmodell als strategisches Steuerungsinstrument, zum Beispiel für Personalbeschaffungsmaßnahmen, Leistungsbeurteilungen und gezielte Entwicklungsmaßnahmen. Auch in der Organisationsentwicklung spielen Kompetenzmodelle eine zentrale Rolle: Verhaltensweisen spiegeln Unternehmenswerte wider und unterstützen so Veränderungsprozesse.

Kompetenzmodelle als Ergebnis der Management Diagnostik

Im Rahmen der Management Diagnostik identifizieren Personaler:innen mithilfe von wissenschaftlich fundierten Methoden Stärken und Entwicklungsfelder von Fach- und Führungskräften. In ihrer Konzeptionsphase entsteht das Kompetenzmodell als entscheidende Grundlage für weitere Schritte.


Mehr über die Verfahren der Management Diagnostik

Diese Kompetenzmodelle gibt es

Die folgenden drei Kompetenzmodelle adressieren unterschiedliche Unternehmensanforderungen. Abhängig von der Unternehmensgröße, der Branche und den strategischen Zielen kommen sie zum Einsatz.

Generalisierte Kompetenzmodelle

Generalisierte Kompetenzmodelle definieren übergreifende Fähigkeiten, die für alle Positionen im Unternehmen gelten. Sie konzentrieren sich auf Kernkompetenzen wie Kommunikation, Teamarbeit oder Problemlösung und bilden einen einheitlichen Standard. Diese Modelle kommen häufig in großen Organisationen zum Einsatz, die eine gemeinsame Kompetenzsprache etablieren möchten.

Vorteile

  • universelle Anwendbarkeit in verschiedenen Unternehmensbereichen
  • einfache Implementierung ohne komplexe Anpassungen
  • kostengünstige Einführung durch standardisierte Strukturen
  • gute Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlichen Abteilungen

Nachteile

  • oft zu allgemein für spezifische Anforderungen einzelner Positionen
  • geringe Berücksichtigung branchenspezifischer Besonderheiten
  • möglicherweise weniger Akzeptanz durch fehlenden Bezug zur Unternehmenspraxis
  • weniger präzise Entwicklungsimpulse für Mitarbeitende

Spezialisierte Kompetenzmodelle

Spezialisierte Kompetenzmodelle sind auf ein Unternehmen zugeschnitten. Sie berücksichtigen Kultur, Strategie und Erfolgsfaktoren. Diese Modelle entstehen oft durch umfangreiche Analysen der Erfolge von Mitarbeitenden und Führungskräften und spiegeln die einzigartigen Anforderungen des Unternehmens wider.

Vorteile

  • maßgeschneiderte Anpassung an die Unternehmenskultur und -strategie
  • hohe Akzeptanz durch erkennbaren Bezug zur eigenen Organisation
  • präzise Abbildung der tatsächlich benötigten Kompetenzen
  • direkter Wettbewerbsvorteil durch Fokus auf spezifische Erfolgsfaktoren

Nachteile

  • aufwändige und kostenintensive Entwicklung
  • schwierige Vergleichbarkeit mit anderen Kompetenzmodellen
  • kontinuierlicher Anpassungsbedarf bei organisatorischen Veränderungen
  • komplexe Implementierung, erfordert intensives Change Management

Funktionale Kompetenzmodelle

Funktionale Kompetenzmodelle orientieren sich an konkreten Rollen und Tätigkeitsfeldern. Sie definieren spezifische Anforderungen für verschiedene Abteilungen wie Vertrieb, IT oder Produktion. Diese Modelle berücksichtigen die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der jeweiligen Fachabteilung und ermöglichen eine gezielte Entwicklung.

Vorteile

  • optimal auf spezifische Funktionen und Tätigkeitsfelder zugeschnitten
  • klare Differenzierung zwischen verschiedenen Positionen und Hierarchieebenen
  • besonders geeignet für Fachkarrieren und Spezialistenentwicklung
  • unterstützt zielgenaue Laufbahnplanung und Nachfolgemanagement

Nachteile

  • Gefahr der Silobildung zwischen verschiedenen Funktionsbereichen
  • erschwerter Wechsel zwischen unterschiedlichen Abteilungen
  • hoher Pflegeaufwand bei zahlreichen unterschiedlichen Funktionen
  • zu starke Fokussierung auf Fachkompetenzen zu Lasten von Sozialkompetenzen

So sind Kompetenzmodelle aufgebaut

Kompetenzmodelle für Führungskräfte und Mitarbeitende setzen sich – wie der Name verrät – aus bestimmten Kompetenzen zusammen. Sie berücksichtigen verschiedene Kompetenzarten, die zusammen ein umfassendes Bild der Leistungsfähigkeit ergeben:

Kompetenzarten Beschreibung
persönliche Kompetenzen
  • beziehen sich auf den Umgang mit sich selbst
  • prägen individuelle Arbeitsweise und beeinflussen Umgang mit Herausforderungen
  • Beispiele: Selbstreflexion, Belastbarkeit, Eigeninitiative
Sozialkompetenzen
  • umfassen alle Fähigkeiten für zwischenmenschliche Interaktionen
  • entscheiden oft über Erfolg in Führungspositionen
  • Beispiele: Kommunikationsfähigkeit, Teamorientierung, Konfliktlösungskompetenz
Fachkompetenzen
  • spezialisiertes Wissen und berufsspezifische Fertigkeiten
  • bilden Basis für erfolgreiche Aufgabenerfüllung
  • Beispiele: Fachwissen in Controlling-Methoden, Programmiersprachen und rechtlichen Grundlagen
Methodenkompetenzen
  • beschreiben Fähigkeit, Aufgaben und Probleme strukturiert zu lösen
  • um in komplexen Situationen zielgerichtet zu arbeiten und effiziente Lösungswege zu finden
  • Beispiele: Projektmanagement-Kenntnisse, analytisches Denken, Zeitmanagement
Führungskompetenzen
  • spezifische Fähigkeiten ermöglichen es Führungskräften, Teams erfolgreich zu leiten und unternehmerische Verantwortung zu übernehmen
  • Beispiele: Mitarbeitermotivation, strategisches Denken, Entscheidungsfähigkeit

 

Der strukturierte Aufbau der Modelle ermöglicht eine systematische Erfassung und Bewertung von Kompetenzen. Wie die Tabelle zeigt, sind die Kompetenzen, die dafür herangezogen werden, sehr unterschiedlich. Ein umfassendes Verständnis ist dabei entscheidend – für die Entwicklung und die erfolgreiche Nutzung des Kompetenzmodells.

Kompetenzmodell entwickeln: So geht es

Die Entwicklung eines erfolgreichen Kompetenzmodells folgt einem strukturierten Prozess. Gehen Sie dabei wie folgt vor:

Schritt #1: Zieldefinition und Bedarfsanalyse

Beginnen Sie mit der klaren Definition Ihrer Ziele. Fragen Sie: Wozu soll das Kompetenzmodell dienen? Geht es um Personalauswahl, Leistungsbeurteilung oder Entwicklungsplanung? Analysieren Sie den Ist- und den Soll-Zustand an Kompetenzen Ihrer Organisation. Berücksichtigen Sie dabei strategische Unternehmensziele und zukünftige Herausforderungen.

Schritt #2: Durchführung einer Job- und Rollenanalyse

Untersuchen Sie die Anforderungen verschiedener Positionen. Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten gibt es? Welche Fähigkeiten brauchen Mitarbeitende für diese Position? Nutzen Sie dafür Stellenbeschreibungen, führen Sie Interviews und befragen Sie Führungskräfte. Vor allem die Auseinandersetzung mit Top-Performer:innen liefert wertvolle Erkenntnisse über erfolgsentscheidende Kompetenzen.

Schritt #3: Identifikation und Kategorisierung von Kompetenzen

Leiten Sie aus Ihrer Analyse die relevanten Kompetenzen ab. Gruppieren Sie diese in sinnvolle Kategorien wie Fach-, Methoden- oder Sozialkompetenzen. Definieren Sie für jede Kompetenz konkrete Verhaltensanker und verschiedene Ausprägungsstufen. Achten Sie darauf, dass die Anzahl der Kompetenzen überschaubar bleibt – zu komplexe Modelle erschweren die praktische Anwendung.

Schritt #4: Entwicklung von Bewertungs- und Messverfahren

Legen Sie fest, wie Sie die definierten Kompetenzen messen und bewerten. Entwickeln Sie Beobachtungskriterien, Fragebögen oder Interviewleitfäden. Definieren Sie, welche Methoden der Management Diagnostik zum Einsatz kommen sollen – von Potenzialanalyse über 360-Grad-Feedback bis hin zu Assessment Center. Achten Sie darauf, dass die Auswahl und Bewertung nachvollziehbar sind.

Schritt #5: Einbeziehung aller Beteiligten

Binden Sie verschiedene Stakeholder:innen in den Entwicklungsprozess ein. Führungskräfte bringen ihre Erfahrung ein, HR-Expert:innen ihre methodische Kompetenz. Auch die Perspektive der Mitarbeitenden ist wertvoll. Diese breite Beteiligung fördert die spätere Akzeptanz und Praxistauglichkeit des Modells. Kommunizieren Sie die Ziele und den Nutzen des Kompetenzmodells transparent.

Entwicklungsprogramme

Und was ist mit den Kompetenzlücken?

Erstellen Sie ein Kompetenzmodell, identifizieren Sie auch fehlende Kompetenzen. Nutzen Sie dieses Wissen zu Ihrem Vorteil. Mit den Entwicklungsprogrammen der Haufe Akademie – praxisnahe, modular aufgebaute Weiterbildungen für Mitarbeitende und Führungskräfte – schließen Sie diese Lücken.


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Hier kommen Kompetenzmodelle zum Einsatz

Ein weiterer Vorteil von Kompetenzmodellen ist, dass Sie diese vielseitig einsetzen können. In unterschiedlichen Bereichen des Personalmanagements schaffen Sie einen durchgängigen roten Faden und sorgen für Konsistenz. Hier sehen Sie die wichtigsten Einsatzgebiete:

Personalentwicklung

Im Bereich der Personalentwicklung bilden Kompetenzmodelle die Grundlage für gezielte Fördermaßnahmen. Personaler:innen identifizieren damit Stärken und Entwicklungsfelder von Mitarbeitenden – und auf Basis dessen passgenaues Corporate Learning (organisationales Lernen). Durch den Abgleich von Soll- und Ist-Profilen entstehen individualisierte Entwicklungspläne. Diese systematische Herangehensweise macht Lernfortschritte messbar und sichert nachhaltigen Kompetenzaufbau.

Personalbeschaffung und -auswahl

Kompetenzmodelle geben Personaler:innen klare Auswahlkriterien beim Auswahlprozess an die Hand. Sie unterstützen die Erstellung präziser Stellenausschreibungen und Interviewleitfäden. Durch kompetenzbasierte Auswahlverfahren erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass neue Mitarbeitende ideal zum Unternehmen passen. Zudem erleben Kandidat:innen einen professionellen Prozess mit transparenten Anforderungen.

Leistungsbeurteilung

Kompetenzmodelle schaffen objektive Maßstäbe für Leistungsbewertungen. Sie ersetzen subjektive Eindrücke durch beobachtbare Verhaltensanker. Das führt zu fairen Beurteilungen und konstruktiven Feedbackgesprächen. Mitarbeitende verstehen besser, welche Verhaltensweisen zu positiven Bewertungen führen.

Karriereplanung

Für die individuelle Karriereplanung zeigen Kompetenzmodelle klare Entwicklungspfade auf. Mitarbeitende erkennen, welche Kompetenzen sie für den nächsten Karriereschritt aufbauen müssen. Diese Transparenz fördert Eigenverantwortung und zielgerichtete Selbstentwicklung.

Nachfolgeplanung

Bei der strategischen Nachfolgeplanung helfen Kompetenzmodelle, potenzielle Kandidat:innen für bestimmte Positionen systematisch zu identifizieren. Sie ermöglichen einen strukturierten Vergleich zwischen den Anforderungen einer Position und den vorhandenen Kompetenzen möglicher Nachfolger:innen. So erkennen Personaler:innen frühzeitig Entwicklungsbedarfe und können diese gezielt adressieren. Damit sind wichtige Schlüsselpositionen langfristig abgesichert.

Vorteile und Nutzen von Kompetenzmodellen

Ein durchdachtes Kompetenzmodell bietet zahlreiche Vorteile für Mitarbeitende und das Unternehmen selbst.

Vorteile für Unternehmen

  • Strategische Ausrichtung: Sie verankern Unternehmensstrategien direkt in den geforderten Mitarbeiterkompetenzen.
  • Einheitliche Standards: Sie etablieren eine gemeinsame Sprache und konsistente Bewertungsmaßstäbe im gesamten Unternehmen.
  • Bessere Personalentscheidungen: Sie treffen fundierte Entscheidungen bei Einstellungen, Beförderungen und Entwicklungsmaßnahmen.
  • Höhere Mitarbeiterbindung: Sie steigern die Zufriedenheit durch transparente Entwicklungsmöglichkeiten.
  • Wettbewerbsvorteile: Sie fördern gezielt die Kompetenzen, die für den Unternehmenserfolg entscheidend sind.
  • Kosteneffizienz: Sie investieren zielgerichtet in wichtige Weiterbildungsmaßnahmen.

Vorteile für Mitarbeitende

  • Klare Erwartungen: Mitarbeitende wissen genau, welche Leistungen und Verhaltensweisen erwartet werden.
  • Transparente Entwicklungspfade: Sie erkennen, welche Kompetenzen für den nächsten Karriereschritt benötigt werden.
  • Objektive Beurteilungen: Sie erhalten faire und nachvollziehbare Leistungsbewertungen.
  • Gezielte Förderung: Sie profitieren von passgenauen Entwicklungsmaßnahmen für ihre individuellen Bedürfnisse.
  • Selbstbestimmte Karriereplanung: Sie können ihre berufliche Entwicklung aktiver gestalten.
  • Höhere Zufriedenheit: Sie erleben mehr Wertschätzung durch die systematische Förderung ihrer Stärken.

Unterstützung der strategischen Personalentwicklung

  • Langfristige Planung: Sie entwickeln Ihre Personalressourcen vorausschauend entsprechend zukünftiger Anforderungen.
  • Talentmanagement: Sie identifizieren und fördern Leistungsträger:innen systematisch.
  • Effektives Fähigkeitsmanagement: Sie erkennen und schließen kritische Kompetenzlücken frühzeitig.
  • Evidenzbasierte Entscheidungen: Sie treffen Personalentscheidungen auf Basis fundierter Kompetenzanalysen.
  • Agile Anpassung: Sie können das Kompetenzportfolio Ihrer Belegschaft bei veränderten Marktbedingungen gezielt weiterentwickeln.
  • Messbare Erfolge: Sie machen den Erfolg von Entwicklungsmaßnahmen durch klare Kompetenzsteigerungen sichtbar.

Herausforderungen und Kritikpunkte

Kompetenzmodelle bergen trotz ihrer Vorteile einige Fallstricke. Zu komplexe Strukturen überfordern Anwendende, standardisierte Modelle ignorieren unternehmensspezifische Besonderheiten. Häufig fehlt der konkrete Praxisbezug, und Kompetenzbewertungen können subjektiv verzerrt sein.

Diese Herausforderungen lassen sich jedoch lösen. Reduzieren Sie die Komplexität auf wenige, relevante Dimensionen. Binden Sie Führungskräfte und Mitarbeitende in die Entwicklung ein, um Akzeptanz zu schaffen. Planen Sie regelmäßige Überprüfungen ein und integrieren Sie das Modell in den Arbeitsalltag. Schulen Sie Anwendende gründlich und kombinieren Sie verschiedene Bewertungsperspektiven, um Subjektivität zu minimieren. Nutzen Sie die Ergebnisse konsequent für konkrete Entwicklungsmaßnahmen – so wird das Kompetenzmodell zum wertvollen Steuerungsinstrument.

Kompetenzlücken schließen mit gezielten Entwicklungsprogrammen

Die zuvor erkannten Kompetenzlücken füllen Sie gezielt mit passgenauen Entwicklungsprogrammen. Statt isolierter Einzeltrainings profitieren Sie mit den Angeboten der Haufe Akademie von einem durchdachten Gesamtkonzept. Die Entwicklungsprogramme kombinieren verschiedene Lernformate und bauen systematisch auf den Ergebnissen Ihrer Management Diagnostik auf.

Ob Führungskompetenzen, Projektmanagement-Fähigkeiten oder Change-Management-Expertise – wir stimmen die Maßnahmen individuell auf Ihre Bedürfnisse ab. Mit modernen Lernmethoden wie praxisnahen Workshops, individuellen Coachings und interaktiven Simulationen sichern Sie den Wissenstransfer in den Arbeitsalltag Ihrer Mitarbeitenden.

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Online-Redaktion