Der Unterschied zwischen Datenschutz und Informationssicherheit: Die wichtigsten Merkmale

Vom virtuellen Meetingraum bis zur Cloud-Infrastruktur: Die Digitalisierung zwingt Unternehmen, das Thema Sicherheit völlig neu zu denken. Dabei fallen die Begriffe Datenschutz und Informationssicherheit oft in einem Atemzug. Doch was genau verbirgt sich dahinter und was sind die entscheidenden Unterschiede? Erfahren Sie, wie Sie Ihr Unternehmen durch ein grundlegendes Verständnis von Datenschutz und Informationssicherheit besser schützen können. So viel vorweg: Der Schlüssel zum Erfolg liegt wie so oft im Know How der Mitarbeitenden - denn nur, wer die Regelungen kennt, kann die Anforderungen beider Bereiche im Alltag sicher erfüllen.
Steigende Cyberrisiken erfordern mehr Schutz
Cloudbasierte Systeme, mobiles Arbeiten und die zunehmende Vernetzung schaffen neue Möglichkeiten – aber auch neue Risiken. Für Unternehmen wird es immer wichtiger, ihre Daten und Informationen effektiv zu schützen.
Das zeigt auch der aktuelle Bericht „Die Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2024” des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik): Die Bedrohungslage durch Cyberangriffe steigt stetig. Zum Beispiel legte ein einziger Cyberangriff auf einen kommunalen IT-Dienstleister im Jahr 2023 die digitale Infrastruktur von 72 Kommunen lahm – betroffen waren rund 20.000 Arbeitsplätze und damit wichtige Dienstleistungen für etwa 1,7 Millionen Bürger:innen.
Gleichzeitig verschärfen gesetzliche Anforderungen wie die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) den Druck auf Unternehmen, personenbezogene Daten zu schützen. Eine systematische Herangehensweise an den Datenschutz und die Informationssicherheit ist daher unerlässlich.
Was ist der Unterschied zwischen Datenschutz und Informationssicherheit?
Auf den ersten Blick scheinen sich Datenschutz und Informationssicherheit zu überschneiden – und tatsächlich arbeiten beide Bereiche Hand in Hand. Dennoch haben sie unterschiedliche Schwerpunkte und Ziele. Während die Informationssicherheit alle geschäftlichen Informationen und Daten schützt, konzentriert sich der Datenschutz gezielt auf personenbezogene Daten.

Informationssicherheit: Schutz aller geschäftlichen Informationen und Daten
Die Informationssicherheit bezeichnet die Summe aller Maßnahmen zum Schutz von Informationen eines Unternehmens, zum Beispiel:
- Geschäftsgeheimnisse und Forschungsdaten
- technisches und organisatorisches Know-how
- Verträge und Geschäftsunterlagen
- IT-Systeme und technische Infrastruktur
- Prozesse und Kommunikationswege
Die drei Säulen der Informationssicherheit
Drei Elemente bilden die Basis einer guten Informationssicherheit, sie sind auch als „CIA-Triade” bekannt: Vertraulichkeit (Confidentiality), Integrität (Integrity) und Verfügbarkeit (Availability).
Vertraulichkeit (Confidentiality)
Informationen dürfen nur befugten Personen zugänglich sein. Um Industriespionage sowie Datendiebstahl zu verhindern, gibt es folgende Maßnahmen:
- Verschlüsselung sensibler Daten
- sichere Authentifizierung der Nutzer:innen
- rollenbasierte Zugriffskonzepte
Integrität (Integrity)
Die Unversehrtheit und Korrektheit von Daten muss gewährleistet sein. Schutzmaßnahmen umfassen:
- digitale Signaturen zur Absicherung
- Protokollierung von Änderungen
- regelmäßige Backups (Sicherheitskopien) und Prüfsummen (digitale Fingerabdrücke zur Erkennung von Datenmanipulationen)
So können Unternehmen unbemerkte Manipulationen verhindern.
Verfügbarkeit (Availability)
Systeme und Daten müssen bei Bedarf nutzbar sein. Das erreichen Unternehmen durch:
- redundante Systeme und Datenspeicherung
- Notfallkonzepte und Business Continuity Management (Betriebliches Kontinuitätsmanagement)
- eine leistungsfähige IT-Infrastruktur
Datenschutz: Fokus auf personenbezogene Daten
Wie der Name schon sagt, konzentriert sich der Datenschutz ausschließlich auf den Schutz personenbezogener Daten. Diese umfassen alle Informationen, die sich einer natürlichen Person zuordnen lassen:
- persönliche Identifikationsmerkmale (Name, Geburtsdatum, Anschrift)
- Kontakt- und Kommunikationsdaten (E-Mail, Telefon)
- Online-Kennungen (IP-Adresse, Cookie-ID)
- Finanzdaten (Kontonummer, Kreditkartendaten)
- besondere Kategorien wie Gesundheitsdaten
Wie Datenschutz und Informationssicherheit zusammenwirken
Trotz einiger Unterschiede ergänzen sich Informationssicherheit und Datenschutz in der Praxis: Der Datenschutz definiert die rechtlichen Anforderungen für personenbezogene Daten, während die Informationssicherheit die technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Umsetzung bereitstellt.
Beispiele für synergetische Maßnahmen:
- Verschlüsselte E-Mails schützen sowohl personenbezogene Daten als auch die vertrauliche Geschäftskommunikation.
- Zugriffskontrollsysteme sichern Kundendaten und gleichzeitig sensible Unternehmensinformationen.
- Backup-Strategien gewährleisten die Verfügbarkeit von personenbezogenen wie auch geschäftskritischen Daten.
Rechtliche Grundlagen im Überblick
Regeln schaffen Sicherheit – das gilt insbesondere für den Umgang mit Daten und Informationen. Drei wichtige Regelwerke geben Ihnen die nötige Orientierung und helfen, Risiken systematisch zu minimieren.
DSGVO als Fundament des Datenschutzes
Die EU-weite Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) prägt seit 2018 maßgeblich die Geschäftswelt – und das aus gutem Grund. Sie regelt klar und eindeutig, wie Ihr Unternehmen mit personenbezogenen Daten umgehen muss:
- Sie benötigen stets eine Rechtsgrundlage oder Einwilligung für die Datenverarbeitung.
- Die Datennutzung muss sich am ursprünglichen Erhebungszweck orientieren.
- Sie müssen alle Verarbeitungstätigkeiten dokumentieren.
- Bei Datenpannen gilt: schnell handeln und melden.
- Ab einer bestimmten Größe braucht Ihr Unternehmen eine:n Datenschutzbeauftragte:n.
ISO 27001 macht Informationssicherheit messbar
Was die DSGVO für den Datenschutz ist, ist die ISO 27001 für die Informationssicherheit. Diese Norm zeigt Ihnen, wie Sie ein wirksames Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) aufbauen:
- Bewerten Sie systematisch Ihre Risiken.
- Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden regelmäßig.
- Prüfen Sie die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen.
- Verbessern Sie Ihr System kontinuierlich.
- Dokumentieren Sie Ihre Sicherheitsleitlinien.
Mit einer ISO 27001-Zertifizierung beweisen Sie Ihren Stakeholder:innen: Bei Ihnen sind Informationen sicher aufgehoben.
ISO 27701 schlägt die Brücke
Warum sich doppelt Arbeit machen? Die ISO 27701 verbindet Datenschutz und Informationssicherheit. Sie erweitert Ihr ISMS um ein Datenschutz-Managementsystem (Privacy Information Management System, PIMS) und bietet klare Vorteile:
- Sie harmonisieren alle Maßnahmen für Datenschutz und Informationssicherheit in einem System.
- Sie sparen wertvolle Zeit durch optimal aufeinander abgestimmte Prozesse.
- Sie können die Einhaltung der DSGVO-Anforderungen jederzeit nachweisen.
- Sie steigern die Effizienz durch die Zusammenführung bisher getrennter Abläufe.
- Sie schaffen Transparenz für Mitarbeitende, Kund:innen und Geschäftspartner:innen.
Cyberangriffe & Imageschäden: Die Risiken für Unternehmen
Die mangelnde Umsetzung von Datenschutz und Informationssicherheit kann für Unternehmen weitreichende Folgen haben. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Verluste, sondern auch um das Vertrauen von Kund:innen und Partner:innen.
Wenn Datenschutzverletzungen teuer werden
Ein Verstoß gegen die DSGVO kann Sie bis zu 20 Millionen Euro oder 4 % des weltweiten Jahresumsatzes kosten. Doch die unmittelbaren Bußgelder sind nur der Anfang:
- Kund:innen können Schadensersatz für den Missbrauch ihrer Daten fordern.
- Die verpflichtende Meldung an Aufsichtsbehörden bindet Zeit und Ressourcen.
- Verantwortliche im Unternehmen müssen Betroffene einzeln über den Vorfall informieren.
- Imageschäden und Vertrauensverluste wirken oft jahrelang nach.
- Geschäftspartner:innen überdenken bestehende Verträge.
Bedrohungen der Informationssicherheit nehmen zu
Wie eingangs geschildert, wachsen die Angriffsflächen für Cyberkriminelle durch die zunehmende Digitalisierung. Mögliche Szenarien:
Cyberangriffe legen Systeme lahm
Ransomware-Attacken (Erpressungssoftware) verschlüsseln Ihre Daten und erpressen Sie mit der Drohung, diese zu vernichten. Die Folgen:
- Ausfall von Kommunikationssystemen
- Produktionsausfälle durch blockierte Maschinen
- keine Zugriffe auf wichtige Kunden- und Firmendaten
- Stillstand in der Auftragsabwicklung
Datenlecks durch menschliches Versagen
Oft reicht schon eine falsch adressierte E-Mail:
- Vertrauliche Informationen landen bei Unbefugten.
- Personenbezogene Daten werden ungewollt offengelegt.
- Geschäftsgeheimnisse gelangen an die Konkurrenz.
Gezielte Industriespionage schadet doppelt
Konkurrierende Unternehmen und andere Akteur:innen zeigen systematisches Interesse an vertraulichen Informationen:
- Verlust von Forschungsergebnissen und Innovationen
- Abfluss von technischem Know-how
- Gefährdung der Marktposition
Social Engineering als unterschätzte Gefahr
Angreifer:innen manipulieren Ihre Mitarbeitenden:
- Phishing-Mails (betrügerische E-Mails) erschleichen Zugangsdaten.
- Gefälschte Rechnungen lösen Zahlungen aus.
- Vermeintliche Vorgesetzte ordnen Datenübermittlungen an.
Systemausfälle kosten Zeit und Geld
Technische Störungen treffen Ihr Unternehmen unvorbereitet:
- Produktionsstopps und Lieferverzögerungen
- eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Mitarbeitenden
- Kosten für Notfallmaßnahmen und Wiederherstellung
- Reputationsschäden bei Kund:innen und anderen Stakeholder:innen
Der Mensch als entscheidender Faktor
Sicherheit ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Zwar spielt bei Sicherheitsvorfällen die menschliche Komponente eine wichtige Rolle – doch dies liegt meist nicht an Absicht oder Böswilligkeit. Vielmehr ist es die Aufgabe der Unternehmen, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen:
- Klare Richtlinien geben Orientierung im Arbeitsalltag.
- Technische Systeme unterstützen sicheres Arbeiten.
- Feedback-Kultur ermutigt, Unsicherheiten anzusprechen.
- Positive Fehlerkultur fördert das Lernen aus Vorfällen.
- Führungskräfte leben Datenschutz und Informationssicherheit konsequent vor.
Nur wenn alle Ebenen zusammenarbeiten, entsteht ein nachhaltiges Sicherheitsbewusstsein im Unternehmen. Dabei kommt der praxisnahen Weiterbildung eine Schlüsselrolle zu – sie stärkt die Kompetenz der Mitarbeitenden und schafft die Basis für eine erfolgreiche Sicherheitsstrategie.
Professionelle Weiterbildung: Das Compliance College
Mit dem Compliance College bietet die Haufe Akademie eine digitale Komplettlösung, um Ihre Mitarbeitenden professionell weiterzubilden und gleichzeitig Ihre Prozesse zu vereinfachen. Hier finden Sie alle wichtigen Schulungsthemen auf einer Plattform:
- Compliance
- Datenschutz
- IT-Sicherheit
- Arbeitsschutz
Praxisnahe Expertise trifft moderne Lerntechnologie
Unsere von Expert:innen entwickelten Trainings verbinden fachliche Tiefe mit innovativer Didaktik:
- Adaptive E-Learnings passen sich dem individuellen Wissensstand an.
- Interaktive Formate wie Simulationen und Gamification sorgen für abwechslungsreiches Lernen.
- Praxisnahe Fallbeispiele ermöglichen einen direkten Wissenstransfer.
- Mehrsprachige Inhalte (bis zu 12 Sprachen) erreichen auch internationale Teams.
Sicherheit und Effizienz für Ihr Unternehmen
Das Compliance College ist eine digitale Komplettlösung, die Prozesssicherheit schafft:
- Automatisiertes Reporting erfüllt alle Dokumentationspflichten.
- Rechtssichere Nachweise garantieren Audit-Sicherheit.
- Integrierbare Unternehmensrichtlinien schaffen Verbindlichkeit.
- Ressourcenschonende Prozesse minimieren den Zeitaufwand.
- Persönliche Beratung unterstützt bei der Implementierung.
Fazit: Datenschutz und Informationssicherheit – zwei Seiten derselben Medaille
Datenschutz und Informationssicherheit verfolgen unterschiedliche Ziele. Der Datenschutz stellt den Menschen und seine persönlichen Daten in den Mittelpunkt. Die Informationssicherheit hingegen gewährleistet die Integrität aller geschäftlichen Informationen und Daten.
In der Praxis ergänzen sich beide Bereiche und bilden gemeinsam das Fundament für eine vertrauensvolle und sichere Digitalwirtschaft. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der kontinuierlichen Weiterbildung der Mitarbeitenden – denn nur wer die Unterschiede und Zusammenhänge versteht, kann beide Bereiche wirksam im Unternehmensalltag umsetzen.
Das könnte Sie auch interessieren